Bezirkskammer Liezen
Landwirtschaft hat viele Herausforderungen zu meistern
"Wir fahren auf Sicht." Mit diesen Worten beschreibt Kammerobmann Peter Kettner die aktuelle Situation. Kostensteigerungen bei Diesel, Futter- und Düngemittel sowie klimatische Veränderungen stellen die Landwirtschaft vor Herausforderungen.
BEZIRK LIEZEN. Der russische Überfallskrieg auf die Ukraine löste eine dramatische Preissteigerung auf nahezu alle Bereiche des Lebens aus. Der Preis für einen Liter Treibstoff überschritt beispielsweise zeitweise die Zwei-Euro-Marke. Während viele Österreicher in den Städten die Möglichkeit haben, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, sind Landwirte auf Traktoren angewiesen. Insgesamt verbraucht die österreichische Landwirtschaft 280 Millionen Liter Diesel pro Jahr.
"Einfach weniger Traktorfahrten am Feld machen, das geht nicht. Man fährt ja auch nicht mit dem Auto spazieren", berichtet Johannes Zeiler, Kammerobmann-Stellvertreter, und ergänzt: "Vielleicht macht der eine oder andere einen Schnitt weniger, aber auch nur deswegen, weil die Pacht weit weg vom Hof ist."
Generell komme aufgrund der teuren Ressourcen dem Wirtschaftsdünger wieder eine größere Bedeutung zu. "Der Preis für Düngemittel ist hoch, der Getreidepreis sehr hoch", sagt Obmann Peter Kettner. Gerade im Getreidesektor gebe es derzeit viele Fragezeichen.
"Keinen Einfluss auf Preis"
Durch die hohen Kosten am Weltmarkt, steigen natürlich auch die Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. "Der Handel bestimmt den Preis. Wir und die Konsumenten haben keinen Einfluss darauf", betont Zeiler. Sind die Konsumenten also bereit, tiefer in die Tasche zu greifen? Kammersekretär Herwig Stocker meint dazu: "Laut einer Studie der Arbeiterkammer kostet jedem Österreicher derzeit das Leben um 1.400 Euro pro Jahr mehr. Die Mehrheit ist sicher bereit mehr zu zahlen, aber der große Hype der Corona-Zeit flacht wieder ab."
Woher kommt das Produkt?
Beim Thema Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie wird weiterhin ein langer Atem nötig sein, wie die regionalen Vertreter der Landwirtschaftskammer anmerken. "Dem Gast sollte man schon sagen, woher das Produkt stammt", fügt Peter Kettner an. Die Wirtschaftskammer strebt die Einführung nur auf freiwilliger Basis an. "Es sind wirklich viele Herausforderungen, die uns derzeit betreffen. Jeder, der etwas Gutes für die Region tun will, kann beim Wirt nachfragen, woher das Produkt kommt oder einfach im Geschäft ins entsprechende Regal greifen", appelliert Kettner.
Neue EU-Waldstrategie
Mit den Preisen in der Forstwirtschaft sei man aktuell sehr zufrieden. Allerdings werde auf europäischer Ebene diskutiert, 10 bis 20 Prozent des Waldes aus Umweltschutz-Gründen außer Nutzung zu stellen. "Das würde Österreich, Tschechien und Teile Deutschlands mit voller Härte treffen. Ich zahle Grundsteuer und darf nichts mehr machen, obwohl es österreichweit überhaupt keine Übernutzung des Waldes gibt. Das käme einer Enteignung gleich", kritisiert Johannes Zeiler die Pläne.
Kein Engerling-Jahr
Abschließend noch eine gute Nachricht: Nachdem zuletzt mehrere Medien darüber berichteten, dass uns 2022 ein extremes Engerling-Jahr bevorstehen könnte, beruhigt Herwig Stocker: "Ich habe erst vor ein paar Tagen mit einem Experten gesprochen. Er meinte, dass derzeit noch genügend Feuchtigkeit im Boden ist, daher wird das im Bezirk Liezen keine große Gefahr darstellen."
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