Blasmusik-Challenge 2024
Trachten-"Nahversorgerin" der Region nimmt Abschied
Rosina Haider sorgt in ihrer Schneiderei in Mürzzuschlag dafür, dass die regionalen Musikvereine "gut aus der Wäsch' schauen".
BEZIRK BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Ein fehlender Rock dort, ein zu großes Gilet da – wenn die Musikvereine der Region in "Ausstattungsnot" sind, ist sie zur Stelle: Rosina Haider. Die Schneidermeisterin aus Mürzzuschlag sorgt dafür, dass bei den Blasmusikkapellen uniformtechnisch alles sitzt. Eine Komplettausstattung mit neuen Trachten oder Uniformen kann sie aufgrund der Größe ihres Unternehmens – sie betreibt die Schneiderei allein, kann jedoch auf die Unterstützung von Kollegen Reinhard Rieder zurückgreifen – nicht bieten, dafür aber Änderungen und Anpassungen an bestehenden Teilen bzw. oder eine Zusatzausstattung mit Gilets.
Erst im Vorjahr hat sie die gesamte Werkskapelle Mürzzuchlag-Hönigsberg in ihrem Jubiläumsjahr mit neuen Gilets ausgestattet. "Vor etlichen Jahren habe ich schon für den Musikverein Allerheiligen Gilets angefertigt, dann für die Werkskapelle Kindberg und nun eben auch für die Werkskapelle in Mürzzuschlag. Das sind große Aufträge, die einige Monate Zeit in -Anspruch nehmen", erklärt Haider.
Riesen-Aufträge
Rund fünf Stunden nimmt die Anfertigung eines einzelnen Gilets in Anspruch, bei 80 Gilets wie zuletzt eine Mörderarbeit. Noch dazu, weil es genaue Vorgaben gibt, wie die Teile auszusehen haben. "Ja, das ist ganz genau geregelt. Ich orientiere mich zum Beispiel an einem Buch, das vom Steirischen Heimatwerkherausgegeben wurde und wo die jeweiligen Trachten der Regionen genau beschrieben ist", erklärt Haider. Da geht es um die Auswahl der Stoffe, die Schnitte und auch andere Details wie Knöpfe, Bordüren ohne ähnliches. Hält sich ein Verein nicht an die Vorgaben, gibt's auch keine Förderungen mehr - so streng sind hier die Vorgaben.
Die Stoffe für ihre Aufträge ersteht sie im Großhandel. "Nach so langer Zeit im Geschäft weiß man, wo man was bekommt. Ich habe da schon so meine besonderen Bezugsquellen", so Haider. Auch die Knöpfe und andere Acessoires bezieht sie über Spezialgeschäfte.
Rund ein halbes Jahr hat die Anfertigung der oben genannten 80 Gilets in Anspruch genommen, dabei hatte sie eine Erleichterung: "Ich habe in dem Fall nach Konfektion genäht und nicht nach Maß. Das ist nicht ganz so zeitaufwändig", erklärt die Schneiderin.
Was braucht's eigentlich, um eine gute Schneiderin zu sein? "Genauigkeit, Geduld, man muss auf die Kunden eingehen können und natürlich verlässlich sein, das ist das Um und Auf", erklärt sie ihre Stärken.
Vertrauen der Vereine
In etwa zehn Musikvereine und -kapellen in der Region betreut sie laufend. "Irgendwer braucht immer was", lacht Rosina Haider. Da geht's in erster Linie um Änderungen von bestehenden Uniform- bzw. Trachtstücken, Nachrüstungen wenn wieder neue Mitglieder dem Verein beitreten oder wie bereits erwähnt Ergänzungen in Form von Gilets.
Trachten- bzw. Uniformschneiderei ist aber nicht das einzige, was Haider anbietet. "Die Aufträge halten sich in etwa die Waage. Ich würde sagen, zur Hälfte mache ich Trachten-, zur anderen Hälfte andere Aufträge. Am liebsten sind mir aber immer noch Dirndl und Trachtenjanker." Weniger Freude hat sie mit Ballkleidern aus sehr feinen Stoffen oder Corsagekleidern. "Das bin ich einfach nicht", so Haider augenzwinkernd.
Kurz vor Pensionsantritt
In wenigen Monaten jedoch müssen sich die Musikvereine der Region um eine andere Option umsehen, denn Rosina Haider geht mit Juli heurigen Jahres in Pension. "Ich habe die Modeschule in Bruck an der Mur besucht, dann ein Jahr lang die Meisterklasse in Baden. Im Alter von 20 Jahren habe ich die Meisterprüfung abgelegt und mich vor 34 Jahren selbständig gemacht - zuerst noch in Langenwang und seit 23 Jahren hier am Standort in Mürzzuschlag. Ich habe es immer gern gemacht, aber jetzt ist es Zeit aufzuhören", erklärt Haider.
Für ihren Betrieb sucht sie daher einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin. "Ich habe das auch schon auf der Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer gepostet, bislang gibt es aber offenbar noch keine Interessenten."
Einen Pensionsschock befürchtet die quirlige Schneiderin nicht, denn: "Ich mache schon jetzt Yogakurse, das möchte ich zukünftig etwas ausbauen. Außerdem werde ich mir das kleine Gewerbe beibehalten. Also fad wird mir in der Pension ganz bestimmt nicht."
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