Interview
Lieblichkeit Kindbergs muss ins Bewusstsein

"Gemeinsam ist man stärker", lautet die Botschaft der Kindberger Wergebemeinschaft. | Foto: Pashkovskaya
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  • "Gemeinsam ist man stärker", lautet die Botschaft der Kindberger Wergebemeinschaft.
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Werner Schöffmann hat nach 28 Jahren die Obmannschaft der Kindberger Werbegemeinschaft an Pia Teuber-Weckersdorf übergeben. Die WOCHE Mürztal hat sich mit beiden nun zum Doppelinterview getroffen.

Zur Einstimmung eine hypothetische Frage an die neue Obfrau. Frau Teuber-Weckersdorf, wie sehen Sie Kindberg in 28 Jahren – das wäre dann 2047?
TEUBER-WECKERSDORF: Der Plan ist, dass die Geschäfte dann alle voll sind und es keine Leerflächen gibt. Wir werden uns auf die neuen Technologien des Handels einstellen, aber Kindberg als Einkaufsstadt soll auch dann noch erhalten sein und florieren.

Herr Schöffmann, wie haben Sie vor 28 Jahren Kindberg im Jahr 2019 gesehen?
SCHÖFFMANN: Internet war damals noch kein Thema. Von Einkaufszentren hat man nur gehört, doch diese waren weit weg. Man hat nicht erahnen können, wohin die Reise geht. Damals war die Konkurrenz nur im eigenen Ort, doch wir haben uns schnell geöffnet und erkannt, dass man miteinander mehr Möglichkeiten hat.

Bruck hat das Stadtmarketing gemeinsam mit Standort- und Veranstaltungsmanagement professionalisiert, also in einer GmbH zusammengefasst. War das auch eine Überlegung?
SCHÖFFMANN: Verständlich, da dadurch jegliches Risiko hinsichtlich Haftungen wegfällt. Angedacht haben wir eine derartige Variante natürlich auch, aber dafür sind wir zu klein. Zudem ist bei uns noch nie etwas passiert, das größeren Schaden über die Werbegemeinschaft gebracht hat.
TEUBER-WECKERSDORF: Für eine Stadt wie Kindberg ist die Werbegemeinschaft als Verein zu führen immer noch die bessere Variante.

Die Domäne der Innenstädte war seit Jahrzehnten der Handel, jetzt ist gerade diese Sparte massiv vom Wandel beeinflusst. Wie reagiert man hier als Händler?
SCHÖFFMANN: Die Persönlichkeit macht's bei uns aus. Auch wenn der Online-Handel von Jahr zu Jahr zunimmt, wird der Kontakt zwischen den Menschen immer notwendig sein. Als Händler musst du Emotionen vermitteln und den Kunden ein gutes Gefühl geben. Das geht nur im Geschäft. Die Strahlkraft, die dadurch nach außen entsteht, ist unersetzbar. Genau deshalb sind auch gemeinsame Aktivitäten und ein geschlossenes Auftreten so wichtig.

Ist eine Werbegemeinschaft so wie wir sie in Kindberg, Bruck oder Mürzzuschlag kennen überhaupt noch zeitgemäß?
TEUBER-WECKERSDORF: Zeitgemäßer denn je. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass man als Gemeinschaft wesentlich mehr erreichen kann. Man kann es nicht nur von der Werbung abhängig machen. Es geht auch darum, eine Anlaufstelle für Anliegen an die Gemeinde zu sein bzw. als Ansprechpartner weitervermitteln und lobbyieren zu können. Wenn wir mit unseren 84 Mitgliedern ein Anliegen vorbringen, hat dieses wesentlich mehr Gewicht, als wenn dies ein einzelner tut.

Wie kann bzw. muss sich Kindberg im Nahbereich des städtischen Ballungsraums Bruck-Kapfenberg bzw. Leoben positionieren?
SCHÖFFMANN: Kindberg muss als Einkaufsstadt wahrgenommen werden. Bald wird auch die Begrünung und Möblierung des neu gestalteten Ortszentrums abgewickelt sein. Dann lässt es sich wieder wunderbar durch Kindberg flanieren. Die vielen Kaffeehäuser schaffen einen weiteren Wohlfühlfaktor. Lieblichkeit, Herzlichkeit und Gemütlichkeit sind unsere größten Zugpferde. Auch die Kleinstrukturiertheit der vielen Ein- bis Zweipersonenunternehmen, die wir haben, kann ein großer Vorteil sein, da wir viele Nischen abdecken.

Herr Schöffmann, hätte man sich in der Vergangenheit von der Politik bei manchen Ideen mehr Mut gewünscht, Stichwort Überdachung der Innenstadt?
SCHÖFFMANN: Im Nachhinein ist das schwer zu sagen, weil man ja nicht weiß, was sich durchgesetzt hätte. Bei der Überdachung der Innenstadt waren die Meinungen ohnehin gespalten und auch ich war schließlich nicht vollends überzeugt davon. Schlussendlich geht es auch immer um eine Kosten-Nutzen-Rechnung.

Was wäre der sehnlichste Wunsch, den die Stadtgemeinde Kindberg der Werbegemeinschaft erfüllen könnte?
TEUBER-WECKERSDORF: Das ist zwar utopisch, aber eine unterirdische Parkgarage würde ich mir schon einreden lassen (lacht). Mit dem neuen Parkraumkonzept gehen wir aber in die richtige Richtung. Die Wege von den Parkmöglichkeiten zu den Geschäften sind nicht länger als in jedem großen Einkaufszentrum.

Als Werbegemeinschaft erreicht man nicht alle Betriebe in der Stadt. Wird es mit neuer Führung eine "Werbeoffensive" geben, um neue Mitglieder zu rekrutieren?
TEUBER-WECKERSDORF: Mit dem Aspekt der Solidarität wollen wir auch neue Betriebe gewinnen. Eine konkrete "Werbeoffensive" ist derzeit noch nicht geplant, aber mit der Botschaft, dass wir als Gruppe mehr bewegen können, wollen wir natürlich überzeugen.

Wie schreitet denn die Einbindung der Stadtteile Allerheiligen und Mürzhofen voran?
SCHÖFFMANN: Viele Betriebe aus den neuen Stadtteilen sind schon länger Teil der Werbegemeinschaft, aber es braucht sicher noch etwas Zeit, bis man sich als Einheit spürt. Durch unsere Aktivitäten und bei unseren Veranstaltungen bieten wir allen Betrieben die Möglichkeit teilzunehmen.

Das Interview wurde von Markus Hackl und Bernhard Hofbauer geführt.

"Gemeinsam ist man stärker", lautet die Botschaft der Kindberger Wergebemeinschaft. | Foto: Pashkovskaya
Schöffmann wusste vor 28 Jahren noch nicht, wo die Reise hingeht. | Foto: Pashkovskaya
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