Entdeckung
Meteorit in Kindberg gefunden

Der Meteoritenfund von Kindberg in der Hand des Finders.  | Foto:  NHM Wien/L. Ferrière
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In Kindberg wurde ein 233 Gramm schweres Fragment eines Meteoriten gefunden – der erste Fund eines österreichischen Meteoriten seit 44 Jahren. 

Es war der 19. November 2020 in den frühen Morgenstunden als ein heller Feuerball über Österreich zu sehen war. Jetzt konnte ein 233 Gramm schweres Fragment des Meteoriten geborgen werden, das den Eintritt in die Erdatmosphäre überlebt hat. Gefunden wurde es in Kindberg – eine Sensation, denn in den letzten 250 Jahren wurden in Österreich nur sieben Meteorite geborgen. Einzigartig an diesem Meteoriten: auf Grundlage der Kameraaufzeichnungen, kann die Umlaufbahn außerhalb der Erde berechnet werden kann. Wo genau der Meteorit in Kindberg gefunden wurde, ist nicht bekannt. Der Finder möchte anonym bleiben.

Werden Sie sich auch noch auf die Suche machen?

Gefunden in Kindberg

Im Juli wurde ein 233 Gramm schweres Fragment des Meteoriten in Kindberg gefunden. "Über den genauen Fundort kann ich Ihnen nicht sagen, der Finder möchte außerdem anonym bleiben", erklärt Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoritensammlung am Naturhistorischen Museum Wien auf Nachfrage der WOCHE. "Es macht mich stolz, dass der Sensationsfund in Kindberg erfolgt ist und nun auch nach unserer schönen Stadtgemeinde benannt ist. Das Weltall und die Unendlichkeit waren für mich schon immer faszinierend. Vielleicht kommen jetzt ja noch mehr Menschen zu uns, um nach den verstreuten Gesteinsteilen zu suchen. Für uns kann das nur eine gute Werbung sein", sagt Kindbergs Bürgermeister Christian Sander.

Meteor war zu sehen

Ganze 24 Sekunden lang war die Feuerkugel am 19. November 2020 sichtbar, Beobachter berichteten von lauten Explosions- und Rumpelgeräuschen sowie der Beobachtung eines Staubschweifs. Auch spezialisierte Meteorkameras des „AllSky7“ Feuerballnetzes, des FRIPON Meteorbeobachtungsnetzwerks und des Europäischen Feuerkugelnetzes konnten ihn aufnehmen. Anhand der Daten konnte des Europäischen Feuerkugelnetzwerks unter der Leitung von Pavel Spurný (Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik) schnell und mit hoher Genauigkeit alle Parameter des Durchgangs durch die Erdatmosphäre bestimmen.

Genaue Berechnung

Beim Eintritt in die Erdatmosphäre war der Meteorid etwa 270 Kilogramm schwer, die Feuerkugel war 24 Sekunden zu sehen, von einer Höhe von 100 Kilometern bis zum Ende der Leuchterscheinung in 25 Kilometern Höhe. Zwar verglühte der größte Teil der ursprünglichen Masse, die sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 14 Kilometer pro Sekunde fortbewegte, beim Eintritt in die Atmosphäre, Pavel Spurný und seine Kollegen schätzten aber, dass eine große Anzahl an kleiner Fragmente in einem etwa 50 Kilometer langen und bis zu drei Kilometer breiten Berggebiet zwischen den Gemeinden Lunz am See und Kindberg gelandet sein könnten.

Suche in Kindberg

Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoritensammlung am Naturhistorischen Museum Wien, organisierte ein Team von Freunden, um in einigen Teilen des vorhergesagten Fallgebiets zu suchen; konnten jedoch damals nichts finden. Sie informierten jedoch die Bevölkerung über das Ereignis und baten, nach ungewöhnlichen schwarzen Steinen Ausschau zu halten. "Wir haben dutzende Einheimische in der Gegend von Kindberg getroffen, wo wir unsere Suchkampagne konzentrierten, da dort die größten Meteoritenfragmente erwartet wurden", sagt Ferrière.

Meteoritenfund Kindberg

Ganze acht Monate später, Anfang Juli, meldete sich bei Ludovic Ferrière telefonisch eine Person aus Kindberg, die mitteilte, dass wahrscheinlich ein Meteoritenfragment gefunden wurde. "Mehrere dutzend Personen haben uns im Museum kontaktiert, seit die Feuerkugel gesehen wurde, aber keiner der gefundenen Steine war ein Meteorit", sagt Ferrière. Im Fall von Kindberg jedoch, gab es keinen Zweifel mehr, als Ferrière die Fotos sah. Der Finder war ihm nicht unbekannt, da er ihn bereits im November 2020 traf und riet, die Augen offen zu halten. 

Ein Chondrit

Ferrière und seine Kollegin Julia Walter-Roszjár, Co-Kuratorin der Meteoritensammlung, fuhren gleich am nächsten Tag nach Kindberg, um das Gestein zu untersuchen: "Der zerbrochene Gestein zeigt eine typische schwarze Schmelzkruste und ein graues Inneres mit glänzenden Metallkörnern sowie einige dünne Schmelzadern. Es handelt sich zweifellos um einen Meteoriten – einen gewöhnlichen Chondriten", sagt Walter-Roszjár. "Wir haben das Gebiet, in dem das Meteoritenfragment gefunden wurde, stundenlang abgesucht. Es waren jedoch bisher keine weiteren Meteoritenfragmente zu finden", so Walter-Roszjár. Der Finder des Meteoriten erklärte sich sofort bereit, ihn dem Museum für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung zu stellen.

Verfolgung Sonnensystem

Eine weitere Sensation an diesem Meteoriten ist, dass die Umlaufbahn außerhalb der Erde aufgrund der Kameraaufzeichnungen berechnet werden kann. Diese ermöglicht die Herkunftsregion der Kindberg-Meteoriten im Sonnensystem zu verfolgen – das ist nur für etwa 40 der zehntausenden registrierten Meteoriten bekannt. Das Meteoritenfragment wird aber noch weitere Informationen zum Tageslicht bringen und wahrscheinlich warten auch weitere Fragmente darauf, entdeckt zu werden.

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Der Meteoritenfund von Kindberg in der Hand des Finders.  | Foto:  NHM Wien/L. Ferrière
Das Fragment war 233 Gramm schwer. Der genaue Fundort in Kindberg ist jedoch nicht bekannt. | Foto:  NHM Wien/L. Ferrière
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