Im Windpark Moschkogel
Vanillin-Stromspeicher wird im Mürztal getestet
Ein Meilenstein in der nachhaltigen Energiespeicherung ist dem TU-Professor Stefan Spirk gelungen: Er hat es geschafft Flüssigbatterien mit Vanellin so herzustellen, dass sie zur Stromspeicherung verwendet werden können. Im Sommer werden die ersten Prototypen im Windpark Moschkogel in Mürzzuschlag getestet.
MÜRZZUSCHLAG/GRAZ. Es könnte ein bahnbrechender Erfolg im Bereich nachhaltiger Energiespeicher-Technologien werden, was der Grazer TU-Professor und "Ecolyte"-Gründer Stefan Spirk mit seinem Team erforscht hat. Sie haben es geschafft, Redox-Flow-Batterien umweltfreundlicher zu machen, indem sie flüssige Elektrolyte durch herkömmliches Vanillin ersetzen – MeinBezirk.at berichtete. Die Batterie kommt demnach ohne kritische oder giftige Rohstoffe aus.
Das ist, das kann Vanillin
Vanillin ist Hauptaromastoff in den Kapselfrüchten der Gewürzvanille sowie ein naturidentischer Aromastoff. Vanillin, ist eine der wenigen Feinchemikalien, die aus dem Holzbestandteil Lignin gewonnen wird. Spirk und sein Team veredeln Vanillin mithilfe von milder und grüner Chemie in ein redoxaktives Material, das in Flow-Batterien eingesetzt werden kann.Schon im Sommer werden die ersten Prototypen das Labor verlassen und im Windpark Moschkogel in Mürzzuschlag getestet. Der Betreiber des Windparks, die Viktor Kaplan Mürz GmbH (VKM) mit Geschäftsführer Stefan Pachmajer besitzt seit letztem Jahr zehn Prozent an dem Start-Up Unternehmen von Spirk. Und: Spirk und Pachmajer kennen sich schon seit der Studienzeit.
"Mehr als ein Investment"
"Für uns ist das nicht nur ein Investment, hierbei geht viel um die technologische Wertschöpfung die sich daraus ergibt. Unsere Zusammenarbeit war von Beginn an harmonisch. Es geht um Wissenstransfer und um das Nutzen von Synergien – das macht Spaß", sagt Pachmajer, der selbst Technische Physik in Graz studiert hat.
Die Batterien kommen ohne Lithium oder Kobalt aus, das sonst in Redox-Flow-Batterien (Flüssigbatterien) verwendet wird. Statt dem Vanadium wird in der Batterie von Stefan Spirk Vanillin verwendet, das weder giftig noch umweltschädlich ist, und chemisch behandelt sich als Batteriespeicher verwenden lässt.
Zehn-Kilowatt Batterien im Test
Im Sommer sollen zwei Prototypen im Windpark Moschkogel aufgebaut und getestet werden. "Zwei Zehn-Kilowatt Batterien werden wir testen. Das entspricht ca. zwei Haushaltsspeichern. Ziel ist es, danach Strom im Megawattbereich speichern zu können", sagt Pachmajer. Der Windpark Moschkogel war bei seiner Errichtung im Jahr 2005 der erste im Mürztal, der zweite in der Steiermark. Zehn Windkraftanlagen erzeugen hier jährlich rund 45 Gigawattstunden Strom.
Beim Testbetrieb der nachhaltigen Batterien wird geprüft, wie der Elektrolyt reagiert, wie Pachmajer erklärt: "Wie schnell kann die Batterie Strom liefern, wie stabil ist sie bei Dauerbetrieb, wie gut kann der Elektrolyt die Energie halten, wie reagiert er auf Temperaturschwankungen, dass alles muss getestet werden.
Ziel: saisonale Speicherung
Energie zu speichern wird immer wichtiger, wie Pachmajer betont. Denn damit können Stromnetze entlastet, Strom regional weitergegben werden, wenn gerade nicht so viel produziert wird– relevant vor allem in Windparks und bei Photovoltaikanlagen: "Hier ist Stomerzeugung volatil– sie unterliegt Witterungsbedingungen und den Gegebenheiten der unterschiedlichen Jahreszeiten und Standorten." Die saisonale Speicherung von Strom wäre damit ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Rohstoff in Massen
Was den Rohstoff Vanillin betrifft, haben die Forscher einen Rohstoff gefunden, der in Massen vorhanden und ökologisch ist. Er fällt beispielsweise als Abfallproddukt bei der Papierproduktion an. Genauer: Vanillin ist eine der wenigen Feinchemikalien, die aus Lignin gewonnen wird.
Spirk und sein Team veredeln Vanillin mithilfe von grüner Chemie ohne den Einsatz von giftigen oder teuren Metallkatalysatoren in ein redoxaktives Material, das in Flow-Batterien eingesetzt werden kann. Für dieses revolutionäre Projekt gab es im letzten Jahr von der EU eine Förderung von 4,6 Millionen Euro.
Hier gehts zur Homepage der Viktor Kaplan Mürz GmbH (VKM)
Hier die Homepage von "Ecolyte"
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