50+ und arbeitslos
Mehr Wertschätzung gegenüber Arbeitssuchenden gefordert

Die Karrierelotsinnen Anita Oswald und Franziska Herzog unterstützen ältere Arbeitssuchende auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt. | Foto: Hofbauer
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Stellen Sie sich vor Sie sind um die 50 Jahre alt, arbeiten seit gut 30 Jahren in einem Unternehmen und gehen davon aus auch dort in Pension zu gehen. Plötzlich ändern sich die Umstände und der sicher geglaubte Job ist weg.

"Es ist wie wenn einem der Boden unter den Beinen weggezogen wird", erzählt eine Betroffene, die seither auf Jobsuche ist und sich dafür an die beiden Karrierelotsinnen Anita Oswald und Franziska Herzog vom Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung gewandt hat. ´Mit dem vom AMS in Auftrag gegebenen Projekt "Karrierguiding" wird versucht, gezielt ältere Arbeitssuchenden auf ihrem Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

Großer Teil der Arbeitssuchenden 50+

Insgesamt sind im ehemaligen Bezirk Mürzzuschlag derzeit um die 900 Personen arbeitslos gemeldet, davon sind etwa 400 Personen über 50 Jahre alt. Offiziell werden diese von den Betrieben zwar nie wegen ihrem Alter abgewiesen, die Vermutung liegt allerdings doch sehr nahe. "Leider werden ältere Arbeitssuchende oftmals immer noch als verbraucht und ausgemergelt stigmatisiert, obwohl dies absolut nicht der Fall ist. Sie bringen Verlässlichkeit, Flexibilität und Erfahrung mit. Dahingehend braucht es dringend eine Bewusstseinsänderung in der Öffentlichkeit und vor allem in den Betrieben", erklärt Oswald. "Es gibt zahlreiche Qualitäten die Ältere mitbringen und ungemein wertvoll für ein Unternehmen sein können. Wir versuchen diesen Arbeitssuchenden eine Stimme zu geben", ergänzt Franziska Herzog. "Als Arbeitslose in einem gewissen Alter wird man auf eine Art und Weise herabgewürdigt, die nicht schön ist. Damit hatte ich sehr zu kämpfen. Zum Glück sind mir die Menschen vom Karriereguiding dann mit so viel Wertschätzung entgegengekommen, dass ich wieder Selbstbewusstsein schöpfen konnte", so die betroffene Mürztalerin.  

Das Stichwort lautet Diversität

"Das Ziel ist es natürlich die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen, wir begleiten sie allerdings bis zu einem halben Jahr und versuchen in der Zeit gemeinsam mit ihnen ihre Potenziale zu entdecken, Netzwerke zu knüpfen, Motivation und Selbstvertrauen zu entwickeln und vieles mehr", erklärt Franziska Herzog die Herangehensweise. Seit dem Projektstart im Jahr 2019 konnten dahingehend auch zahlreiche Vermittlungen erzielt werden. 

"Es dauert zwar noch, aber schön langsam merkt man, dass bei diversen Betrieben ein Umdenken stattfindet", so Anita Oswald. "Zum Glück erkennen immer mehr Unternehmen, wie wichtig es ist divers aufgestellt zu sein, dazu gehören eben auch ältere Arbeitnehmer. Diversität bildet die Gesellschaft ab und sorgt auch in den Betrieben oftmals für eine Steigerung der Leistungsfähigkeit", sagt Herzog. Betriebe, die dahingehend schon aufgesprungen und eng mit den Karrierelotsinnen zusammenarbeiten sind unter anderen SSI Schäfer, Pankl, AT&S oder die Stadtwerke Mürzzuschlag. 

Kontakt zum Karriereguiding

In der Obersteiermark gibt es pro Halbjahr 36 Plätze für ältere Arbeitssuchende, die am Karriereguiding teilnehmen können. Nähere Infos dazu finden Sie auf www.fab.at.

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