Alpakazucht
Von den Anden in das Mürztal
Drei Züchter aus dem Mürztal berichten von ihren Erfahrungen mit Alpakas und die Verarbeitung der Wolle.
Sie stammen aus den südamerikanischen Anden und sind eine domestizierte Kamelform, die hauptsächlich aufgrund ihrer Wolle gezüchtet wird: die Alpakas. Auch im Mürztal verschreiben sich immer mehr Menschen der Alpakazucht. In Österreich leben etwa 6.000 Alpakas: 60 davon bei Familie Sonnbichler in Krieglach, 28 bei Familie Riegler in Hönigsberg und 25 bei Familie Schoberer in Kindberg.
Grafenhof Alpakas
Seit 2010 züchtet Familie Sonnbichler in Krieglach Alpakas. Ihre Herde, die Grafenhof Alpakas, zählt 60 Tiere. Die Familie zählt zu den größten steirischen Züchtern. "Wir wollen unsere Herde noch verdoppeln, wir haben so viel Weidefläche und wollen sie komplett mit Alpakas bewirtschaften", sagt Kerstin Sonnbichler. Bis 2010 war der Hof ein Milchkuhbetrieb. Wirtschaftliche Gründe veranlassten Kerstin und Johann Sonnbichler, nach Alternativen zu suchen – sie stellten auf Kalbinnenaufzucht und Alpakazucht um. Seit vier Jahren gibt es am Bauernhof aber keine Kühe mehr.
Alpaka-Spaziergänge
"Es war die richtige Entscheidung, rein auf die Alpakazucht umzustellen. Wir hatten so viel Glück mit unseren Tieren und die Menschen nehmen die Alpakas an und wissen, die Vorzüge der Alpaka-Produkte zu schätzen", erklärt Sonnbichler, die mit einigen Alpakas immer wieder Preise bei Wettbewerben gewinnt. Neben einem Hofladen, in dem es die Alpaka-Produkte zu kaufen gibt, bietet die Familie auch Alpaka-Spaziergänge und Grundlagenseminare für Züchter an. Sofern es die Corona-Situation zulässt, findet an den letzten drei Adventwochenenden der Alpaka-Advent mit Führungen und Alpaka-Spaziergängen statt.
"Alpakahof Gutenbrunn"
Seit zwei Jahren züchten Tanja und Hubert Riegler aus Mürzzuschlag-Hönigsberg Alpakas. Mit ihrem "Alpakahof Gutenbrunn" wollen sie sich neben der Milchviehwirtschaft ein zweites Standbein aufbauen. Ihre Herde umfasst 28 Tiere. "Es war die absolut richtige Entscheidung. Wir produzieren regional Wolle, lassen sie regional verarbeiten und verkaufen die Produkte in unserem Hofladen", sagt Hubert Riegler. "Aufgrund der Lockdowns kamen wir im letzten Jahr auf keine zwei Wochen, die wir offen hatten. Trotzdem haben wir gemerkt, dass unsere Alpaka-Produkte sehr gut angenommen werden – die Kunden kommen wieder und dadurch sieht man, dass sie zufrieden sind", so Riegler. Derzeit leben auf dem Bauernhof auch 37 Milchkühe. Sollte der Milchpreis weiterhin so niedrig bleiben, werde man die Milchkühe weiter reduzieren und die Alpaka-Herde vergrößern, um unabhängiger zu sein.
"Erika's Wollwerkstatt"
Seit fünf Jahren verarbeitet Familie Schoberer in "Erika's Wollwerkstatt" in Kindberg Schaf- und Alpakawolle aus ganz Österreich, darunter auch Alpakawolle der Familie Sonnbichler und Riegler. Erika und Werner Schoberer haben ihren Kuhstall damals zur Werkstatt umgebaut, haben mit der Mutterkuhhaltung aufgehört. "Die Alpakazüchter werden immer mehr, aber auch die Kunden. Immer mehr Menschen greifen auf natürliche Produkte zurück", sagt Erika Schoberer. Im Jahr verarbeitet die Familie rund 4.000 Kilogramm Wolle, 90 Prozent von Alpakas, der Rest von Schafen, zu Bettdecken, Polster, Unterbetten, Schuheinlagen oder Yogamatten. Auch 25 eigene Alpakas hat die Familie sowie 60 Mutterschafe. "Wir arbeiten fast immer sieben Tage die Woche. Derzeit ist sehr viel zu tun, wir haben jede Menge zu produzieren, denn Weihnachten steht vor der Tür", so Schoberer.
Therapietiere
Gezüchtet werden Alpakas hauptsächlich wegen ihrer einzigartigen Wolle. In Europa werden die Pflanzenfresser, die sehr sozial sind, wegen ihres friedlichen Charakters auch in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Der große Vorteil: Sie verhalten sich Kindern gegenüber sehr geduldig und vorsichtig. Alpakas werden aber auch immer öfter als Hobby- und Freizeittiere eingesetzt, sind Begleiter bei Wanderungen oder Trekking-Touren. Hier können sie beim Tragen von Gepäck mithelfen. Die Züchter legen darauf Wert, dass die Tiere nicht als Kuscheltiere angesehen werden.
Alpaka vs. Lama
Es ist nicht leicht, als Laie auf die Schnelle zu erkennen, ob es sich um ein Lama oder ein Alpaka handelt. Was die Größe betrifft, gibt es aber Unterschiede: Bei Lamas beträgt die Schulterhöhe bis zu 130 Zentimeter, sie bringen 140 Kilogramm auf die Waage. Alpakas haben eine maximale Schulterhöhe von etwa 90 Zentimeter und um die 60 Kilogramm. Außerdem haben Alpakas eine viel stärkere Bewollung als Lamas, der Körperbau eines Alpakas ist runder. Auch der Kopf unterscheidet sich: Wirkt der Kopf dreieckig, die Nase hat kurzes Fell und ist lang gezogen, die Ohren sind lang und sichelförmig – dann ist es ein Lama.
Die Alpakafaser
Es gibt kein anderes Fasertier als das Alpaka, das mehr Farben und Farbschattierungen hat – das Alpaka gibt es in 16 verschiedenen natürlichen Farben. Die Alpakafaser ist stark und widerstandsfähig, seidig weich, geschmeidig und fühlt sich angenehm an. Die Weichheit ist durch die besondere Zellenstruktur der Alpakafaser möglich. Die Faser beinhaltet mikroskopisch kleine Lufttaschen, welche Kleidungsstücke mit hohen Isolierungswerten schaffen können. Die Faser funktioniert eigentlich wie eine Klimaanlage – sie wärmt bei Kälte und kann aber auch Wärme ableiten. Ein weiterer Vorteil der Alpakafaser: Sie nimmt Schmutz nur sehr schwer auf und muss deshalb auch weniger oft gereinigt werden. Alpakas werden einmal im Jahr vor dem Sommer geschoren. Drei bis vier Kilogramm Faser können pro Alpaka gewonnen werden.
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