Neue Verordnung
Landesklinik Tamsweg nimmt keine Steirer mehr auf
Salzburg hat aufgrund von Personalknappheit einen vorübergehenden Aufnahmestopp verfügt. Das betrifft vor allem die benachbarte Region Murau-Murtal, in der gleich die Alarmglocken schrillen. Die KAGes beruhigt allerdings.
STEIERMARK. Es sind eigentlich gute nachbarschaftliche Beziehungen zwischen dem salzburgerischen Lungau und der Steiermark - jetzt droht allerdings ein Zwist. Laut ORF Steiermark gibt es in der Landesklinik (LK) Tamsweg eine neue Anordnung: Die interne Abteilung soll zumindest bis Ostermontag keine steirischen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen. Notfälle sind freilich ausgenommen. Begründet wird das mit Personalknappheit und hoher Auslastung aufgrund vieler Skiunfälle.
"Ein Fehler"
Hauptsächlich davon betroffen ist die benachbarte Region Murau-Murtal, die im hauseigenen Spitalsverbund LKH Murtal (Judenburg - Knittelfeld - Stolzalpe) ebenfalls seit geraumer Zeit mit Personalsorgen zu kämpfen hat. Die Angelegenheit dürfte rasch zum Politikum werden. Die FPÖ hat sich bereits zu Wort gemeldet: Von einer "besorgniserregenden Entwicklung" spricht der steirische Klubobmann Mario Kunasek.
"Der fragwürdige Aufnahmestopp ist ein weiterer Beleg dafür, dass Leistungsreduktionen und Zentralisierungen im steirischen Krankenanstaltensektor ein Fehler sind."
Mario Kunasek, FPÖ-Klubobmann
Zu Dialog aufgefordert
Die Freiheitlichen sprechen damit die vor einigen Jahren erfolgte Schließung der internen Abteilung am LKH Stolzalpe an. Kunasek fordert Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) auf, umgehend in einen Dialog mit den Salzburgern zu treten und kündigte an, das Thema auch in den Landtag zu tragen.
Weitere Wege
Die Nachricht vom benachbarten Aufnahmestopp kommt jedenfalls zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Während der Semesterferien sind täglich Tausende Skifahrerinnen und Skifahrer auf den Murauer Pisten unterwegs. Bei Unfällen werden diese auf die Spitäler auf der Stolzalpe, in Friesach (Kärnten) und Tamsweg aufgeteilt. Die neue Regelung bringt auch das Rote Kreuz in Schwierigkeiten, das nun mit weiteren Wegen und längeren Einsätzen rechnen muss.
"Arbeiten am Anschlag"
"Wenn es dazu kommt, dann tut uns das leid", sagt Wolfgang Fürweger, Sprecher der Salzburger Landeskliniken.
"Wir arbeiten im Moment einfach am Anschlag und müssen unser eigenes Personal schützen. Die Kernaufgabe in Tamsweg ist es, die Lungauer Bevölkerung zu versorgen. Wenn es möglich ist, versorgen wir gerne andere Regionen mit - derzeit ist es eben leider nicht möglich."
Wolfgang Fürweger, Salzburger Landeskliniken
Operationen werden nicht abgesagt
Fürweger stellt gleichzeitig auch klar: "Es geht dabei nicht um bereits geplante Operationen, nur um den internistischen Bereich. Geplante Operationen werden nicht abgesagt." Auch Fürweger verweist auf die Schließung der internen Abteilung am LKH Stolzalpe vor wenigen Jahren. "Damals war man noch ganz stolz, dass damit Geld gespart werde ..."
KAGes beruhigt
Bei der Steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) ist man indes um Beruhigung bemüht. Derzeit sei lediglich eine leicht gestiegene Frequenz bemerkbar. "Unsere führenden Ärzte sagen, dass das bewältigbar ist", heißt es im Unternehmen. Zudem habe sich die Situation im LKH Knittelfeld zuletzt spürbar verbessert. "Wir sind optimistisch - wissen aber natürlich nicht genau, um wie viele Patienten es sich tatsächlich handelt."
Politische Reaktionen
Kritik am "Hochziehen von Ländergrenzen in der Medizin" kommt unterdessen von der SPÖ: "Nicht genug, dass wir eine Zwei-Klassen-Medizin haben, jetzt wird der Zugang zur Versorgung auch noch von der Landesgrenze abhängig gemacht", bedauert Nationalrat Max Lercher und fordert eine umgehende Rücknahme der Maßnahme. "Die Schließung der Internen Abteilung auf der Stolzalpe war bereits ein Zäsur für die Menschen in der Region. Wenn die Murauer nun keinen Zugang mehr zum LK Tamsweg haben, fällt ein weiteres wichtiges Angebot weg", sagt Grünen-Gesundheitssprecher Georg Schwarzl. Er fordert eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit ein. Neos-Gesundheitssprecher Robert Reif fordert Lösungen von der Landesregierung:
"Die Gesundheitsversorgung im oberen Murtal wird seit Jahren stiefmütterlich behandelt."
Robert Reif, Neos-Gesundheitssprecher
Unterstützung für die steirischen Anliegen kommt von der SPÖ Salzburg:
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