Tüpl Seetaler Alpe
Eine Ära ist zu Ende gegangen
Mit Oberst Günter Rieger verabschiedet sich eine Konstante vom Truppenübungsplatz.
OBDACH. Günter Rieger kennt "jeden Stein da heroben". Manche sagen, er gehöre zum Truppenübungsplatz wie die Soldatenkirche. Seit vergangener Woche ist er dort - zumindest in offizieller Funktion - nicht mehr vertreten. Der Oberst hat nach einer 46-jährigen Laufbahn seinen Ruhestand angetreten. 38 Jahre davon war er Kommandant-Stellvertreter und Sicherheitsoffizier am TÜPL Seetaler Alpe. "Die Kameradschaft und das familiäre Arbeitsklima" wird er vermissen.
Naheliegende Position
Im Jahr 1975 ist Rieger beim Bundesheer eingerückt. Nach der Militärakademie war die Stelle auf der Schmelz vakant. "Als Obdacher war es für mich naheliegend, dass ich mich für diesen Posten bewerbe", sagt Rieger. Geworden ist daraus eine Erfolgsgeschichte. Der Obdacher hat Hunderte Grundwehrdiener begleitet, fünf TÜPL-Kommandanten kommen sehen und zahlreiche Änderungen hautnah miterlebt.
Konstante
"Als Sicherheitsoffizier war ich ja fast die einzige Konstante", schmunzelt er. Zu seinen Aufgaben in dieser Funktion zählten die Herstellung der äußeren Sicherheit, die Überwachung des Sperrgebietes sowie die Sicherheit der Truppe. "Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Wir hatten während der Scharfschießen nie größere Zwischenfälle. Mit einem super Team waren wir da führend in ganz Österreich. Nicht nur fachlich hat das gepasst, auch menschlich", bilanziert Rieger.
In seiner Funktion hat sich der 64-Jährige immer um den Einklang zwischen Mensch und Natur bemüht. Das ist ihm auch nach seiner aktiven Zeit ein wichtiges Anliegen: "Ich habe immer darauf geachtet, dass hier möglichst nachhaltig gearbeitet und gewirtschaftet wird. Da sind teils Eingriffe in einem sensiblen Raum passiert, die nicht notwendig waren. Das ist immer auch mit einem Einschnitt in eine alpine Region verbunden." So konnten etwa ein Windpark oder Eingriffe im Nahebereich der Winterleiten bislang verhindert werden.
Königsdisziplin
Rieger weiß das aus erster Hand: Als passionierter Sportler ist er selbst leidenschaftlich im Naherholungsgebiet unterwegs. "Ich habe so ziemlich alles gemacht", resümiert er. Der Offizier schaffte es als Kicker in die Landesliga, holte mit seinen Teams neun österreichische Meistertitel in der "Königsdisziplin" Patrouillenlauf und hat selbst zahlreiche Sport- und gesellschaftliche Veranstaltungen organisiert. "Wir waren schon immer stark mit der Region verbunden und das hat sicher dazu beigetragen."
Umstellung
Auch wenn aufgrund der Umstellung mittlerweile keine Rekruten mehr am Truppenübungsplatz einrücken können. "Das ist leider auch ein Nachteil: Wir haben jetzt keinen Nachwuchs mehr und sind auf externes Personal angewiesen." Geändert haben sich auch andere Rahmenbedingungen. Die Zahl der Wanderer und Tourengeher sei regelrecht explodiert. Rieger hat sie mit seinen Infopoints informiert und in geregelte Bahnen gelenkt. "Zu 99 Prozent halten sich auch alle an die Vorgaben. Es gibt nur wenige Ausreißer - und das sind meistens Gäste von auswärts." Auch die Loipe ist damals unter seiner Regie entstanden.
Nachfolger
Das gute Einvernehmen wird dem Oberst bald selbst zugutekommen. "Ich werde weiterhin viel Sport betreiben und habe auch die Jagd im Gebiet - das Naheverhältnis bleibt also bestehen." Sein Wunsch für die Zukunft: "Der TÜPL soll eine Institution bleiben. Und Eingriffe in das Naherholungsgebiet soll man möglichst zehnmal hinterfragen. Da gehört auch viel Fingerspitzengefühl dazu." Der Nachfolger steht bereits fest: Karl-Heinz Tatschl kommt vom Jägerbataillon 18 aus St. Michael und ist künftig Stellvertreter von TÜPL-Kommandant Oberst Manfred Hofer.
Zur Person
Oberst Günter Rieger ist 1975 zum Bundesheer eingerückt. Seit 1983 war er Kommandant-Stellvertreter und Sicherheitsoffizier am TÜPL Seetaler Alpe. Mit 1. April ist er in den Ruhestand getreten.Familie: verheiratet, drei erwachsene Kinder, ein Enkerl.
Hobbys: Sport, Jagd ...
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