Interview Murtaler Maturantin
"Wir müssen zurück in die Normalität"

Eine Schülerin aus der HAK Judenburg gibt Einblicke über die Maturaentscheidung. | Foto: Julia Gerold
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Die mündliche Matura ist wieder verpflichtend. Viele Schüler kritisieren diese Entscheidung, andere akzeptieren sie. Wir haben mit einer Maturantin der HAK Judenburg darüber gesprochen.

MURTAL. In den vergangenen beiden Jahren war die mündliche Matura freiwillig. Nun ist es fix: Für heuer gibt es zwar ebenfalls diverse Erleichterungen, allerdings soll die mündliche Reifeprüfung wieder verpflichtend sein. Die Landesschulsprecherin und Schülerorganisationen kritisiert dieses Vorgehen. MeinBezirk.at hat mit einer Schülerin aus dem Abschlussjahrgang der Bundeshandelsakademie Judenburg über diese Thematik gesprochen.

Die mündliche Matura sorgt für Kritik. Wie ist deine Meinung dazu?
Lisa Walch: Wir haben quasi die Hälfte der Schulzeit in der HAK mit der Pandemie leben müssen. Aber irgendwann müssen wir wieder in die Normalität zurück und wir bekommen heuer trotzdem Erleichterungen. Bei der schriftlichen Reifeprüfung haben wir beispielsweise eine Stunde mehr Arbeitszeit. Das Schwierige an der Matura sind die schriftlichen Prüfungen. Die Mündliche sollte machbar sein. Wenigstens haben wir nun Klarheit, dass sie stattfindet. Es soll nicht wieder als "Corona-Matura" abgestempelt werden. Darum bin ich froh, dass es jetzt einigermaßen normal ist. Die Matura sollte durch die Pandemie nicht ihren Wert verlieren.

Wie ist deine Meinung zur mündlichen Matura?

Nach zwei Jahren Pandemie mit sehr wenig regulärem Unterricht fühlen sich viele Schüler auf die Matura nicht vorbereitet. Stimmt das?
Walch: Es ist bei jedem anders. Am Anfang war der Online-Unterricht ein Chaos. Wir bekamen zwar Arbeitsaufträge, die wurden aber selten gemacht. Weder Schüler noch Lehrer kannten sich mit der Technik aus. Viele Lehrer haben sich teilweise schwergetan mit dem Online-Unterricht, andere waren offen für Feedback und haben sich angestrengt. Man musste viel eigenständig arbeiten. Das machten einige Schüler nicht. Der Stoff vom ersten Lockdown fehlt uns eindeutig, aber wir werden jetzt noch alles einmal wiederholen.

Viele Maturanten fühlen sich durch die Maßnahmen unter Druck gesetzt. Was meinst du dazu?
Walch: 
Jeder, der vor der Matura steht, ist gestresst und steht unter Druck. Ich glaube, das war vor der Pandemie genau so. Wir haben uns in der Zwischenzeit an den Online-Unterricht gewöhnt. Ich finde das nicht mehr so schlimm. Wir wissen teilweise nicht, wie wir alle Sachen unter einen Hut bringen sollten. Zum Beispiel die Diplomarbeit. Aber es geht sich immer irgendwie aus. Ich glaube, das ist aber in der Abschlussklasse normal und hat jeder so erlebt.

Die Entscheidung wurde in den letzten Tagen stark von Schülerorganisationen kritisiert. | Foto: Klara Heigelmayer
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Wie hast du das "Homeshooling" wahrgenommen?
Walch:
Wie gesagt, es war am Anfang chaotisch und jeder hatte etwas anderes im Kopf. Allerdings haben wir eine Routine bekommen und es war viel Eigenverantwortung im Spiel. Das perfekte Training eigentlich für die Uni. Es war teilweise entspannter, weil wir die Schularbeitenphasen nicht so extrem erlebt haben und Tests wurden teilweise durch Referate ersetzt. Die Isolation war aber schwierig. Wir sahen unsere Freunde nur in der Schule und das hat uns gefordert. Traurig war auch das Zusammenstellen der Schülerzeitung. Es gab nur einen einzigen großen Ausflug in unserer Schulkarriere und das war ein Skikurs. Wir konnten in den letzten Jahren nicht so leben, wie es anderen in unserem Alter möglich war. Und nach dem Distancelearning war unserer Aufmerksamkeitsspanne sehr gering. Wir mussten wieder lernen, wie man lernt (lacht).

Findest du die neuen Regeln für die Reifeprüfung also in Ordnung?
Walch:
 Ja, ich bin froh über die Klarheit, die wir nun haben. Allerdings wissen wir nicht, welche Maßnahmen es bei der Prüfung geben wird. Müssen wir dann die ganze Zeit Masken tragen oder einen PCR-Test machen? Ist der Impfstatus entscheidend? Übrigens kommt die AHS bei den Erleichterungen immer besser davon als die BHS. Das fängt schon bei der Diplomarbeit an. Das finde ich nicht fair.

Viele Maturanten haben ihren Ball auf Mai verschoben. Der HAK-Ball ist beispielsweise am 22. Mai. Die mündliche Matura startet am 13. Juni. Habt ihr dadurch nicht noch mehr Stress?
Walch: Das stimmt. Aber wir haben mit einer mündlichen Matura gerechnet und uns trotzdem dafür entschieden. Wir mussten so viel in den letzten Jahren streichen. Wir hatten beispielsweise auch keine Sprachreise. Wir wollten wenigstens einen Ball veranstalten. Nicht wegen dem Geld - da kommt sowieso nicht viel zusammen - sondern wegen dem Erlebnis. 

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