Billa bis 23 Uhr
Das sagt Niederösterreich zu längeren Öffnungszeiten
Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti spricht sich erneut für eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten aus. Er spricht von Öffnungszeiten bis 23 Uhr. Wir haben uns in Niederösterreich dazu umgehört.
NÖ. "Wer kommt schon am Abend? Pensionistinnen und Pensionisten, die nicht schlafen können.", ist eine der Meinungen zu den Vorschlägen von Haraszti in unserer Straßenumfrage. Selbst argumentiert der REWE-Österreich Chef: "Wir würden uns an den Kund:innenbedürfnissen vor Ort orientieren, die von Standort zu Standort variieren. An manchen Orten, an denen zum Beispiel viele Pendler am Weg nach Hause sind, wären längere Öffnungszeiten begrüßenswert. An anderen Standorten fehlt die Nachfrage." Eine generalisierte Öffnung bis 23 Uhr hält also auch er für eher schwierig.
Arbeiterkammer sieht Personal unter Druck
Die Arbeiterkammer Niederösterreich sieht Personal durch längere Öffnungszeiten zusätzlich unter Druck gesetzt.
"Schon jetzt leiden die Angestellten unter sehr großem Arbeitsdruck und auch stress aufgrund von Personalmangel. Bei einer Ausweitung der Öffnungszeiten würde diese Belastung noch größer werden. Arbeitszeiten ab 6 Uhr und bis 23 Uhr erhöhen den Druck auf die Beschäftigten zusätzlich",
heißt es auf Anfrage. Zudem werde dadurch auch der Handel als Branche auch für künftige Beschäftigte unattraktiver. Was der Handel jetzt vor allem brauche, sei eine Attraktivierung der Branche durch beschäftigtenfreundliche Arbeitszeiten und eine Stärkung der Kaufkraft durch eine positive Gehaltsentwicklung. 72 Stunden Öffnung in der Woche reichen vollkommen aus.
REWE argumentiert mit Wettbewerbsnachteilen
"In Zeiten, in denen Kund:innen rund um die Uhr online einkaufen können, sehen wir das bestehende Öffnungszeitengesetz als Wettbewerbsnachteil für den stationären Handel. Das aktuell geltende Gesetz begrenzt die mögliche Öffnungszeit auf 72 Stunden in der Woche. Das bringt stationäre Händler unter Druck, bisher vor allem Sparten außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels, wie den Mode- und Schuhhandel",
erklärt Marcel Haraszti weiter.
Die Idee Supermärkte länger zu öffnen ist nicht neu. Bereits 2020 drängte der Rewe-Österreich-Chef auf eine Liberalisierung der Öffnungszeiten unter der Woche und in anderen EU-Ländern sind derartige Öffnungszeiten längst Alltag, so zum Beispiel auch bei unseren deutschen Nachbarn, dem Mutterland des REWE Konzerns. Dort hat man auch die starke Nachfrage in den Abendstunden reagiert. Nach aktuellem Gesetz dürften Supermärkte in Österreich bis 21 Uhr offen halten.
"Wir sind der Meinung, dass viele Kund:innen gerade in den Morgen- und Abendstunden im Lebensmitteleinzelhandel einkaufen möchten – etwa am Weg zur oder von der Arbeit. Längere Öffnungszeiten würde den Bedürfnissen der Kund:innen entsprechen. Sie müssten nicht mehr auf andere Anbieter ausweichen, die länger öffnen dürfen, Lebensmittel aber oft zu höheren Preisen anbieten",
beschreibt man bei REWE Österreich das geänderte Konsumverhalten.
Umsetzbarkeit wegen Personalmangel schwierig
Geht es um die längeren Öffnungszeiten, müsse man grundsätzlich zwischen der Öffnung am Sonntag sowie dem Rest der Woche unterscheiden heißt es unterdessen von der Wirtschaftskammer in Niederösterreich.
"Schon jetzt dürfen Geschäfte Montag bis Freitag von 6 bis 21 Uhr geöffnet sein sowie am Samstag von 6 bis 18 Uhr. Allerdings gibt es da eine Schranke: pro Woche darf in Summe 72 Stunden geöffnet sein",
erklärt Karl Ungersbäck, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich auf Anfrage von MeinBezirk. Der Vorstoß des Rewe-Chefs ist ihm bekannt, auch die Diskussion um längere Öffnungszeiten ist nicht neu, wie Ungersbäck erklärt. "Wir hören uns immer wieder bei den Kaufleuten und Unternehmern um, der Wunsch nach einer generellen Ausweitung der Öffnungszeiten ist nicht all zu groß." Im Gegenteil sei ein anderer Trend erkennbar:
"Der Fachkräfte- und Personalmangel im Handel zwingt manche sogar zu einer Rücknahme der Öffnungszeiten."
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