Academia Superior-Diskussion
"Bildung ist der beste Weg aus der Mitmach-Krise"

Professor Markus Hengstschläger, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander, Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, Rektor Walter Vogl und Thomas Winkler (Moderator, v.r.n.l.) | Foto: Academia Superior/Wakolbinger
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  • Professor Markus Hengstschläger, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander, Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, Rektor Walter Vogl und Thomas Winkler (Moderator, v.r.n.l.)
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Welche Werte vermittelt die ältere der jüngeren Generation? Ist die Wissenschaftsskepsis in Österreich höher als anderswo – und wenn ja, warum? Was muss Bildung im Jahr 2023 leisten? Wollen die Jungen überhaupt noch etwas leisten? Und was brauchen die Kleinsten, um irgendwann mal ganz groß zu werden?

OÖ/TRAUNKIRCHEN. Diese Fragen diskutierte die Academia Superior am 24. Mai im altehrwürdigen Klostersaal in Traunkirchen. Auf das Podium hatte der oberösterreichische Thinktank Personen aus Theorie und Praxis geladen: Landeshauptmann-Stellvertreterin und Bildungslandesrätin Christine Haberlander, Genetiker Markus Hengstschläger, Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel und der Rektor der Pädagogischen Hochschule, Walter Vogel, diskutierten unter dem Motto „Bildung, Werte, Zukunft“.

Bildung und Wissen allein reichen freilich nicht aus, gab Professor Hengstschläger die Richtung vor. Erst das Zusammenspiel von erlernbarem Wissen und Eigeninitiative, kritischem Denken, Recherche und sozialer Kompetenz schaffe etwas Neues. Zentral sei, so Hengstschläger, auch die Vermittlung von Wissenschaft. Speziell die Corona-Krise habe gezeigt, wie weit die Gesellschaft auseinander driften könne, wenn nicht erklärt werde, wie Wissen geschaffen werde – Stichwort Trial and Error.

"Je mehr Possibilisten, desto besser"

Doch, was lässt sich tun gegen Wissenschaftsfeindlichkeit, und welchen Stellenwert hat die Eigenverantwortung dabei? Hengstschläger: „Bildung ist der beste Weg aus der Mitmachkrise. Aber die Zukunft hat nur Zukunft, wenn alle ihren Beitrag leisten“ Je mehr Possibilisten, also Menschen jenseits von Optimismus und Pessimismus es gäbe, desto besser, meinte der Genetiker.

Christine Haberlander plädierte ebenfalls für ein Stärken der Eigenverantwortung: „Es ist zutiefst unsolidarisch nach einer Vollkaskomentalität zu rufen und dann in ihr zu verharren, wenn ich diese nicht brauche“. Sie als Bildungspolitikerin sehe die Schule als zentralen Ort des Diskurses. Dort müsse es möglich sein, widersprechende Meinungen zu akzeptieren und zu diskutieren. Darüber hinaus sei es eine wichtige Aufgabe der Bildungspolitik, Themen in die Schulen zu holen, die junge Menschen bewegen – Stichwort Fridays for Future. „Wir müssen den Fokus darauf legen, was Gesellschaft, Schüler und das Bildungssystem brauchen“, so Haberlander.

Foto: Academia Superior/Wakolbinger

"Gewinne machen ist ein sozialer Auftrag"

Den Wert von Widerspruch und Diskurs stellte die Unternehmerin Schatzdorfer-Wölfel in den Fokus. Die ausgebildete Kindergartenpädagogin, die mittlerweile ein Industrieunternehmen mit knapp 100 Mitarbeitern führt, plädierte für mehr Freiraum an Schulen und Kindergärten. Und sie schrieb der Politik die Aufforderung zu mehr Unpopularität ins Mitteilungsheft: „In meinem Unternehmen muss ich auch unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn es meiner Firma langfristig nützt. Dementsprechend brauchen wir auch Politiker, die sich trauen, unpopuläre Sachverhalte klar auszudrücken Es braucht in diesem Land Entscheidungen“. Schatzdorfer-Wölfel sieht zudem im Verdienen von „Gewinnen einen sozialen Auftrag“, denn: „Der Staat kann nur verteilen, was zuvor erwirtschaftet wurde“. Womit die Brücke zu kollektiver Verantwortung und Eigenverantwortung wieder geschlagen war.

Foto: Academia Superior/Wakolbinger

Ist die Schule im 21. Jahrhundert angekommen?

Ähnlich definierte Rektor Vogel die aktuelle Situation: „Wir leben in einer Welt, in der Individualismus groß geschrieben wird. Aber es kann nur funktionieren, wenn man auch auf das Gemeinwohl schaut“. Bezugnehmend auf das Bildungssystem meinte er: „Wir müssen uns fragen, ob die Schule schon im 21. Jahrhundert angekommen ist“. Dementsprechend gehörten die Lehrpläne überarbeitet und es brauche mehr Raum für Individualität in den Schulen. Eine Forderung, der alle Podiumsteilnehmer etwas abgewinnen konnten. Nur: Dafür müssten von der Bundespolitik bis hinunter auf die Gemeindeebene, von dem Ministeriumsbeamten bis zu Lehrer und Schülern alle an einem Strang ziehen. Auf eine von Vogel vorgeschlagene Revolution im Bildungssystem, passend zum 250-jährigen Jubiläum der Einführung der Schulpflicht im kommenden Jahr, wollte jedoch keiner der Diskussionsteilnehmer der Academia Superior wetten…

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