Tierarzt mahnt
"Es ist Tierquälerei, ein Haustier unversorgt zurückzulassen"
Wer ein Haustier hält, trägt die Verantwortung für sein Wohlergehen. Vier Faktoren gilt es laut Tierarzt Norbert Hetzmannseder bei der Anschaffung zu berücksichtigen: Grundverantwortung, Zeit, Kosten und Platz.
ROHRBACH-BERG. „Die Entscheidung für ein Haustier sollte niemals leichtfertig getroffen werden. Es geht es immer um ein lebendes Wesen, welches je nach Art spezielle Bedürfnisse hat“, erklärt Tierarzt Norbert Hetzmannseder, der in Rohrbach-Berg eine Kleintierordination führt. „Wer ein Haustier anschafft, hat Verpflichtungen und eine gewisse Grundverantwortung, was auch im Tierschutzgesetz festgelegt ist.
Haustiere zu vernachlässigen ist Tierquälerei
"Als Halter ist man auch verpflichtet, sich um das Tier zu kümmern, wenn es krank ist“, so Hetzmannseder. Das gelte auch für die Urlaubszeit. Alleinstehende und ältere Menschen sollten vorsorgen, wer bei Krankenhausaufenthalten oder beim Ableben für das Tier sorgt. „Schließlich ist es Tierquälerei, ein Haustier unversorgt zurückzulassen", mahnt Hetzmannseder. Oft gehe der Wunsch, ein Tier anzuschaffen, von Kindern aus. „Da müssen die Eltern hundertprozentig dahinterstehen, da sich das Kind um die Pflege noch nicht völlig alleine kümmern kann, speziell bei Hunden", weiß Hetzmannseder. Daher dürfen laut Gesetz, ohne Einwilligung des Erziehungsberechtigten, an Kinder unter 16 Jahren keine Tiere abgegeben werden.
Haustiere brauchen Zeit und Geld
Folgende Faktoren gilt es bei der Anschaffung zu berücksichtigen: Einmal die Zeitfrage. „Ein Hund erfordert viel Aufmerksamkeit. Er braucht viel Auslauf, Beschäftigung und Zeit für die Erziehung. Entscheidend ist dabei, für welche Hunderasse ich mich entscheide und wofür ich mir den Hund anschaffe“, erklärt Hetzmannseder. Katzen sind nicht so zeitaufwendig, aber auch sie wollen Zuneigung und Aufmerksamkeit.
„Bei reinen Wohnungskatzen muss man für Beschäftigungsmöglichkeiten wie Spielzeug und Kratzbäume sorgen, da sonst Langeweile auftritt." Wesentlich ist auch die Kostenfrage. Besonders Hunde seien kostenintensiv. Auch bei anderen Haustieren sollen neben anfallenden Materialkosten auch Kosten für Kastrationen oder für Behandlungen bei Krankheiten kalkuliert werden. Platzansprüche von Tieren spielen bei der Anschaffung ebenfalls eine Rolle.
Kaninchenhaltung oft nicht artgerecht
"Besonders bei Kaninchen wird das oft unterschätzt", weiß Hetzmannseder. Diese werden überdies nicht immer artgerecht gehalten. Dabei handelt es sich um soziale Gruppentiere: Sie müssen mindestens zu zweit gehalten werden, da sie sonst vereinsamen. Kaninchen sind Flucht- und Beobachtungstiere, die sich nicht unbedingt gerne anfassen lassen. „Sie brauchen viel Platz für Bewegung. Optimal ist ein Auslauf im Freien. Die flauschigen Kameraden brauchen pro Paar sechs Quadratmeter Käfigfläche (Höhe ein Meter), ohne Auslauf 10 Quadratmeter“, informiert Hetzmannseder: „So können sie ihren Bewegungsdrang ausleben, Haken schlagen und auch Männchen machen.“
Zu beachten gelte weiters: Männchen gehören kastriert, da sie sich sonst bei Rangkämpfen böse verletzen können, ebenso ein Männchen, wenn es mit einem Weibchen zusammenlebt, da es sonst ungewollten Nachwuchs gibt. Bei der Fütterung sollte man beachten, genügend Rohfaser und gutes Heu zu geben und Grünfutter nicht zu nass zu füttern. Das Gehege der Tiere sollte ein bis zweimal wöchentlich gründlich gereinigt werden, damit es zu keinen Durchfall-Erkrankungen kommt.
Zur Sache:
Weitere Hinweise bietet Dr. Norbert Hetzmannseder auf seiner Homepage: tierarzt-rohrbach.at
Laut der letzten Veröffentlichung von Statsitik Austria über Haustierhaltung gab es im Jahr 2019 in österreichischen Haushalten 641.000 Hunde. Die am weitesten verbreitete Haustierart in Österreich ist jedoch die Katze. Rund 1,8 Millionen Katzen haben ihr Zuhause in österreichischen Haushalten. Während des Corona-Lockdowns hat die Anzahl laut Medienberichten zugenommen.
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