Psychotherapie / Psychologie
Einsamkeit - was kann ich dagegen tun?

Einsamkeit und Isolation sind gefährlich für unsere Psyche

Gerade Shutdowns, Lockdown, häusliche Isolation oder eine behördlich angeordnete Quarantäne lassen viele Menschen sich einsam und isoliert fühlen. Die letzten Jahre der Corona-Pandemie mit ihren Maßnahmen sind nicht spurlos an den Menschen vorübergegangen. Einsamkeit und Isolation sind nämlich gefährlich für unsere psychische und körperliche Gesundheit. In der Isolation können sich psychische Symptome entwickeln, etwa Depressionen, Angststörungen, Wahnideen, Zwänge, oder sich verstärken.

Lesen Sie in diesem Beitrag Tipps gegen Einsamkeit und sozialen Schmerz und was Sie dagegen tun können.

Kinder sterben, wenn zu viel alleine gelassen werden

Grundsätzlich sind wir Menschen soziale Wesen und sehnen uns nach der Nähe zu unseresgleichen. Ein Kind kann alleine nicht überleben. Versorgt man ein Kind emotionslos mit Nahrung, so stirbt das Kind, weil es auch emotionale Nähe, Liebe und Geborgenheit benötigt. Das haben die grausamen Versuche des Staufer Kaisers Friedrich II. gezeigt, der Babys und Kleinkinder von Ammen emotionslos versorgen ließ. Die Kinder haben nicht überlebt.

Auch erwachsene Menschen sind von der körperlichen und emotionalen Nähe zu anderen abhängig. Isolation, wie sie in vielen Gefängnissen noch immer eingesetzt wird, ist eine Foltermethode und stellt eine massive Menschenrechtsverletzung dar.

Das Gefühl der Einsamkeit macht Sinn und hat unser Überleben gesichert

Entwicklungsgeschichtlich war die Angst vor Einsamkeit überlebensnotwendig, da sie den sozialen Zusammenhalt sicherte und die Entwicklung sozialer Kompetenzen förderte. Insofern hatten Menschen, die stärker unter Einsamkeit litten, höhere Überlebenschancen und mehr Nachkommen, weshalb sich die Emotion der Einsamkeit in unserer genetischen Ausstattung und unserem biologischen Erbe befindet.

Einsamkeit hat die Funktion, dass sie unsere Bindungsfähigkeit stärkt und uns motiviert, den Kontakt und die Nähe zu unseren Mitmenschen zu suchen.

In der Psychologie wird zwischen Alleinsein und Einsamkeit unterschieden. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann ich das Alleinsein voll und ganz genießen, es auskosten und dadurch wieder ganz zu mir finden. Alleinsein wird in der Regel als bereichernd und befreiend erlebt. Es eröffnet kreative Potenziale, stärkt unsere Selbstfindung und Individualität und sensibilisiert uns für eigene Bedürfnisse. Auch in einer Partnerschaft benötigen Partner*innen immer wieder eine gesunde Distanz und das Alleinsein, um sich danach wieder umso mehr der/dem Partner*in zuzuwenden.

Einsamkeit hingegen ist quälend und wird als aufgezwungen bzw. unfreiwillig erlebt. Unser Körper verkrampft sich in der Einsamkeit, wir haben oft das Gefühl von Enge. Mit dem Gefühl der Einsamkeit können mitunter Trauer, Scham, Selbsthass oder sogar Suizidalität einhergehen.

Narzist*innen sind einsam

Wenn wir erkennen, dass wir alle im selben Boot sitzen und miteinander verbunden sind, dann fühlen wir uns weniger einsam. Die größte Einsamkeit fühlen egozentrische und egoistische Personen, weil sie sich von der Verbundenheit zu ihren Mitmenschen und vom großen Ganzen abschneiden.

Filmtipp: "Einsamkeit"

In diesem Kurzfilm wird der Unterschied zwischen quälender Einsamkeit und gutem Alleinsein erklärt. Sehr viele Menschen fühlen sich isoliert und einsam - und sind es auch.

Was kann ich gegen Einsamkeit tun? Tipps und Tricks

Die gute Botschaft ist, dass wir auch im Zustand der Einsamkeit eine gute Selbstfürsorge entwickeln können.

  • So können wir über die Social Media, telefonisch oder über Videoportale leicht Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Dies ersetzt zwar nicht die körperliche Nähe, ist aber besser als gar kein Kontakt und stellt eine Überbrückungshilfe dar. Auch Krisentelefone oder Online-Beratung und Online-Psychotherapie können Einsamkeit abmildern und erträglicher machen.
  • Ein weiterer Baustein stellt die radikale Akzeptanz von Einsamkeit dar. Ich darf mich einsam fühlen, muss das Gefühl nicht unterdrücken oder dagegen ankämpfen. Diese Haltung kann das Aushalten der Einsamkeit leichter machen. Auch ist es wichtig, sich selbst etwas Gutes zu tun, sich selbst zuzuwenden, sich selbst zu trösten oder zu belohnen, etwa durch angenehme Aktivitäten, durch Meditation oder Gebet, durch die Wiederaufnahme von Hobbys, dem Ansehen von Lieblingsfilmen aus der Kindheit u.v.m.
  • Kein Mensch ist frei von Einsamkeit, und es liegt nicht in unserer Hand, ob und wann wir uns einsam fühlen. Gefühle sind und schießen automatisch ein. Allerdings sind wir relativ frei im Umgang mit unseren Gefühlen, so auch mit der Einsamkeit. Wir können Zustände der Einsamkeit bewusst gestalten, indem wir versuchen, innerlich mehr Freiraum und Spielraum zu bekommen, uns der Einsamkeit gegenüberstellen, sie aushalten, um dann besser mit der Emotion Einsamkeit umzugehen.

Film: "Stell dich der Einsamkeit!" (ARTE)

Dieser Film stellt sich der Frage, ob auch Gutes und Kreatives aus der Einsamkeit entstehen kann.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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