Mental-Health-Barometer
Krisen, steigende Kosten und Studienbelastung

Bernadette Frech fordert dringend Präventivmaßnahmen im mentalen Bereich. | Foto: Kostatinov
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  • Bernadette Frech fordert dringend Präventivmaßnahmen im mentalen Bereich.
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Das dritte Jahr in Folge zeichnet das Mental-Health-Barometer von Studo und Instahelp ein besorgniserrendes Bild: Der Hälfte der Studierenden in Österreich und Deutschland geht es mental schlecht. Die globalen Ereignisse, die steigenden Kosten und die Studienbelastung setzen den jungen Menschen stark zu. Allerdings hat sich die Lebensqualität der Studierenden insgesamt verbessert. 

GRAZ. Die Daten sind auch in diesem Jahr alarmierend. 49 Prozent der Studierenden gibt an, dass es ihnen mental nicht gut bis schlecht geht. Vor allem weibliche Studierende leiden signifikant stärker unter mentalen und körperlichen Belastungen als ihre männlichen Kollegen.

Keine Besserung der Gesundheit

Obwohl sich das mentale Wohlbefinden und die Lebensqualität seit dem ersten Mental-Health-Barometer 2021 leicht verbessert haben, wirken sich globale Ereignisse wie Teuerungen und gepolitische Krisen negativ auf die mentale Gesundheit aus. 7.936 Studierende aus Österreich und Deutschland wurden befragt. 81 Prozent fühlen sich durch ihr Studium gestresst. 

Diese und weitere Erkenntnisse liefert das Mental-Health-Barometer 2023, eine Inititiatve von Instahelp, der Plattform für psychologische Beratung online, und Studo, der meistgenutzten Studierenden-App in Österreich und Deutschland. Das Mental-Health-Barometer, das seit 2021 jährlich durchgeführt wird, nähert sich somit seinem Ziel einer Längsschnittstudie, um die Entwicklung der mentalen Gesundheit von Studierenden zu erheben. 

Häufige Belastungsfaktoren

Überforderung und Arbeitsaufwand im Studium, die Teuerungen und damit verbunden die eigene finanzielle Situation, psychische Probleme und Prüfungen waren auch im Vorjahr die häufigsten Belastungsfaktoren für Studierende. Die aktuellste Studie hebt vor allem auch die Auswirkungen der globalen Geschehnisse hervor: Mehr als die Hälfte der Studierenden (55 Prozent) fühlt sich durch die aktuellen Weltgeschehnisse in ihrer mentalen Gesundheit und über zwei Drittel (68 Prozent) in ihrer finanziellen Situation beeinträchtigt. 

Bernadette Frech, CEO von Instahelp, überraschte die prekäre mentale Situation der Studierenden. | Foto: Kostadinov
  • Bernadette Frech, CEO von Instahelp, überraschte die prekäre mentale Situation der Studierenden.
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Zuversichtlich stimmen zumindest die Ergebnisse der wahrgenommenen Lebensqualität der Studierenden. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren lässt sich hier ein Aufwärtstrend erkennen. 71 Prozent berichteten von einer guten, sehr guten oder ausgezeichneten Lebensqualität. Im Vergleich dazu lag der Wert im Jahr 2021 bei 18 Prozent, im Jahr 2022 bei 69 Prozent. 

Viel zu wenig Prävention

Studierende erkennen die Gleichwertigkeit von körperlicher und mentaler Gesundheit an. Dennoch investieren 71 Prozent nur eine Stunde oder weniger pro Woche in bewusste mentale Gesundheitspflege. Die Hälfte investiert im Schnitt zwei bis fünf Stunden in ihre körperliche und soziale Gesundheit. Hinz kommt, dass das Thema mentale Gesundheit weiterhin ein gesellschaftliches Tabu ist. 66 Prozent der Befragten haben das Gefühl, nach wie vor nicht offen über ihre psychische Gesundheit sprechen zu können. 

Trotz eines deutlichen Bedarfs - 86 Prozent - an psychologischer Unterstützung zeigt die Realität eine Diskrepanz. Nur 44 Prozent halten es für wahrscheinlich, tatsächlich Hilfe in Anspruch zu nehmen. Würden Kosten keine Rolle spielen, wäre das deutlich anders: Dann würden Studierende am liebsten psychologische Beratung oder Therapie vor Ort, psychologische Studentenberatung oder psychologische Online-Beratung nutzen. Aktuell besteht die Hilfe bei mentalen Herausforderungen aus Selbstrecherche (50 Prozent) oder Selbsthilfe (30 Prozent). Fans ein Drittel der Befragten gab an, bisher noch gar keine Unterstützungsangebote genutzt zu haben. 

Dringende Maßnahmen

"Die Hälfte aller Studierenden sind psychisch belastet, das hat sich seit drei Jahren nicht verändert. Es braucht dringend Maßnahmen, um die mentale Gesundheit von studierenden zu stärken und angemessene Unterstützung bereitzustellen", so Instahelp-CEO Bernadette Frech. Der Hilferuf nach professioneller, niederschwelliger und gleichzeitig leistbarer Unterstützung bei mentalen Problemen ist besonders laut. Studentinnen und Studenten sollten gerade in Zeiten der Teuerungen einfachen und kostenlosen Zugang zu professionellen psychologischen Angeboten haben. Auch die Prävention ist enorm wichtig. "Uns hat überrascht, dass die mentale Gesundheit trotz einiger positiver Indikatoren schlecht bleibt", so Frech und Studienleiter Niklas Schmauks. "Im körperlichen Bereich übernehmen Krankenkassen und Versicherungen viele Leistungen, im mentalen Bereich gibt es für Präventivmaßnahmen keinen Cent. Das ist ein krasses Missverhältnis", so die beiden Experten.

Das Diagramm zeigt es, die Lebensqualität der Studierenden ist gestiegen. | Foto: Instahelp/Studo
  • Das Diagramm zeigt es, die Lebensqualität der Studierenden ist gestiegen.
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Über die Studie:
Die signifikanten Ergebnisse des Mental-Health-Barometers sollen als Datengrundlage für
Entscheidungsträgerinnen und -träger dienen, um die soziale Chancengerechtigkeit bei psychischen Herausforderungen von jungen Menschen zu fördern und mit niederschwelliger mentaler Unterstützung eine gesunde Zukunft zu ermöglichen. Der Erhebungszeitraum der
Online-Umfrage erstreckte sich vom 6. bis 13. November 2023. 7.936 Studierende in Österreich
und Deutschland haben die Befragung vollständig beantwortet. Die Studie wird jährlich von
Studo und Instahelp durchgeführt.

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