Europäischer Tag der Logopädie
So gelingt der spielerische Spracherwerb

Die Logopädin rät, sich bewusst Zeit für das Sprechen mit dem eigenen Kind zu nehmen. | Foto: Krakenimages/Unsplash
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  • Die Logopädin rät, sich bewusst Zeit für das Sprechen mit dem eigenen Kind zu nehmen.
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Am 6. März ist der Europäische Tag der Logopädie. Dieser Aktionstag wurde erstmals im Jahr 2004 begangen. MeinBezirk.at hat mit Valerie Fleissner über spielerisches Erlernen der Sprache gesprochen.

STEIERMARK. In der Logopädie wird auf Störungen des Sprechens, der Atmung, des Schluckens, der Sprache und des Hörens eingegangen. Durch eine auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Therapie können je nach Störungsbild, Verbesserungen erzielt werden.

Valerie Fleissner arbeitet seit 2015 als Logopädin und hat sich auf den kindlichen Spracherwerb spezialisiert. MeinBezirk.at hat ihr fünf Fragen gestellt.

5 Fragen an: Logopädin Valerie Fleissner

  • Warum braucht es die Logopädie?

Valerie Fleissner: Als Logopädin arbeite ich mit Menschen zusammen, die Schwierigkeiten beim Sprechen, der Sprache oder beim Schlucken haben. Primär behandle ich Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren, die beispielsweise Lautfehler, Fehler bei der Mundfunktion oder Sprachentwicklungsprobleme aufweisen. Da die logopädische Versorgung vor allem im ländlichen Raum, insbesondere im Bezirk Bruck/Mürzzuschlag den Bedarf bei Weitem nicht decken kann, biete ich sowohl in Graz als auch in Bruck an der Mur logopädische Therapie an.

  • Was sind die häufigsten Problemfelder?

Eltern kommen mit ihren Kindern zu mir, weil beispielsweise Laute nicht korrekt gesprochen werden können, die Kinder keine Sätze bilden können oder auch weil Kinder teilweise überhaupt nicht oder zumindest nicht verständlich sprechen. Gerne werden dann die betroffenen Eltern aus ihrem Umfeld mit den Sätzen „Das wird schon!“ oder „Das wächst sich aus!“ vertröstet, was dazu führen kann, dass die Therapie später viel aufwendiger und langwieriger wird. Durch ein frühes Beratungsgespräch kann rechtzeitig festgestellt werden, ob die Sorge der Eltern unbegründet ist oder, ob durch eine gezielte Therapie der Spracherwerb unterstützt werden kann.

Eine Sprachentwicklungsstörung kann sich langfristig auf das Leben des Kindes auswirken. Wer nicht gut hören, sprechen und sich ausdrücken kann, wird später Probleme in der Schule haben. Mit der logopädischen Therapie versuchen wir es gar nicht so weit kommen zu lassen.
Valerie Fleissner, Logopädin

  • Wann ist eine logopädische Konsultation notwendig?

Es gibt gewisse Meilensteine bei der kindlichen Sprachentwicklung, etwa, dass Kinder mit 24 Monaten 50 Wörter sprechen sollten. Durch ein vermindertes Hörvermögen kann der Spracherwerb des Kindes eingeschränkt sein. Vermehrte oder manchmal sogar unbemerkte Mittelohrentzündungen können dies verursachen. Wenn ein Kind nicht, kaum oder unverständlich spricht, sollte unbedingt das Gehör bei einer HNO-Ärztin abklärt werden. Danach empfehle ich ein Beratungsgespräch bei einer Logopädin.

Valerie Fleissner arbeitet seit 2015 als Logopädin in Graz und Bruck an der Mur. | Foto: Eva-Maria Möseneder
  • Valerie Fleissner arbeitet seit 2015 als Logopädin in Graz und Bruck an der Mur.
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  • Was raten Sie Eltern? Wie kann man seinem Kind helfen?

Nehmen Sie sich für Ihr Kind Zeit ohne Ablenkung - sei es nur eine halbe Stunde am Tag. Legen Sie Ihr Handy weg, drehen Sie den Fernseher ab, schalten Sie das Radio aus und lassen Sie sich auf das Spielen mit Ihrem Kind ein. Achten Sie dabei auch auf den Augenkontakt mit Ihrem Kind. Binden Sie Ihr Kind unbedingt auch in den Alltag ein! Kinder lieben es, gemeinsam mit Ihren Eltern Dinge machen zu können und neue Sachen lernen zu dürfen.

  • Stichwort Digitalisierung - Wie wirkt sich früher Medienkonsum aus?

Erschreckenderweise hat der Medienkonsum bei Kindern unter 3 Jahren stark zugenommen. Leider stellen wir immer häufiger fest, dass durch die starke Nutzung der digitalen Medien starke Sprachentwicklungsstörungen und Verhaltensstörungen sowie „Pseudo – Autismus“ bei Kindern entwickelt werden. Mein dringender Appell an die Eltern ist, die digitalen Medien (Fernseher, iPad, Handy, Radio) erst ab 3 Jahren für Kinder zu ermöglichen. Die digitalen Medien haben eine große negative Auswirkung auf die Intelligenz, das Denkvermögen und unter anderem auch auf das Sprachvermögen.

Spielerische Übungen für den Spracherwerb

  1. Binde dein Kind in den Alltag ein, zum Beispiel beim gemeinsamen Geschirrspüler bzw. Waschmaschine ausräumen oder beim Einkaufen und verbalisiere genau, was du machst. Das sind tolle Möglichkeiten, um den Wortschatz deines Kindes zu steigern.
  2. Bücher, Bücher, Bücher. Schaue dir mit deinem Kind Bücher an. Verzichte dabei auf den Text, viel interessanter ist es, die Bilder zu entdecken, darüber zu reden und dabei beispielsweise lustige Tiergeräusche zu machen.
  3. Keine digitalen Medien vor dem 3. Lebensjahr!
Je früher logopädischer Rat eingeholt wird, desto besser. | Foto: Marisa Howenstine/Unsplash
  • Je früher logopädischer Rat eingeholt wird, desto besser.
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