Ärztekammer warnt
"Wirkstoffverschreibung gefährlich für Patienten"
Scharfe Kritik: Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will die umstrittene Wirkstoffverschreibung durchsetzen. Die Ärztekammer Steiermark spricht von einer Gefährdung der Patientensicherheit.
STEIERMARK. Laut Johannes Rauch sei Österreich der letzte EU-Mitgliedsstaat, der die Wirkstoffverschreibung noch nicht eingeführt hat: Damit würden statt konkreten Medikamenten nur Wirkstoffe verschrieben werden. "Das wäre mitunter brandgefährlich für betroffene Patientinnen und Patienten", warnt der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer Steiermark, Vizepräsident Dietmar Bayer.
Laut Bayer würde die Wirkstoffverschreibung in der Theorie vielleicht einfach machbar klingen, würde aber in der Praxis dazu führen, dass Patientinnen und Patienten in den Apotheken ständig andere Produkte bekommen, je nachdem, was in einer Apotheke gerade aus ökonomischen Gründen vorrätig ist. Außerdem wäre keine präzise Dosierung mehr möglich, weil nicht alle Tabletten gleich gut teilbar sind.
Ein Beispiel aus der Praxis
Bayer ist selbst Psychiater und nennt ein Beispiel aus der eigenen Praxis: Er habe einem Patienten, der an einer Depression leidet, ein spezielles Arzneimittel verschrieben, weil die Tablette einfach gedrittelt werden kann. Für die betreffende Person sei es wichtig gewesen, mit einem Drittel zu beginnen. Nur: In der Apotheke habe man dem Betroffenen dann andere - nicht teilbare - Tabletten gegeben.
"Das Ergebnis war, dass der depressive Patient so verunsichert war, dass er mehrere Tage überhaupt kein hilfreiches Medikament eingenommen hat."
Vizepräsident Dietmar Bayer
Eine Wirkstoffverschreibung sei also als Anschlag auf die Patientensicherheit strikt abzulehnen.
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