Horst Schnattler
Grazer sorgt in Hollywood für den richtigen Sound
Seit eineinhalb Jahren lebt Horst Schnattler in Los Angeles. Im Rahmen der Serie "Wödsteira - Auslandssteirer im Interview" spricht der Gründer von "Great Story Sound" über den richtigen Ton in Hollywood-Produktionen und die Klanglandschaften der Steiermark.
STEIERMARK. Nach der Handelsakademie in Villach und einem Musikologie-Studium in Graz setzte sich Horst Schnattler rund um seinen 30. Geburtstag das Ziel, am perfekten Sound zu arbeiten. In der Folge baute er von Graz aus das Tonstudio "Klangkulisse" auf, das mit einem kleinen Team Projekte für Filme, VR und Museen realisierte. Doch die Grenzen des Exports nach Hollywood wurden spürbar – die persönliche Präsenz vor Ort fehlte. So entschied er sich, in beiden Welten zu leben: Während Graz seine Basis bildet, wird Los Angeles zum Tor zur internationalen Filmindustrie.

- Im Jahr 2013 gründete Horst Schnattler in Graz das Tonstudio "Klangkulisse". Mittlerweile arbeitet er gemeinsam mit Eli Frauscher und Florian Kettenbach in Graz und Hollywood am Sound verschiedenster Produktionen.
- Foto: Klangkulisse
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Wie kam es dazu, dass Sie sich für eine Karriere als Supervising Sound Editor entschieden haben?
Horst Schnattler: Als Supervising Sound Editor zu arbeiten war für mich unvorstellbar und den Begriff sowie ein Role Model hat es dazu für mich nicht gegeben. Selbst in Sound zu arbeiten, war für mich lange Zeit nur ein Traum. Als Oberstufe habe ich die Handelsakademie in Villach besucht und es wurde dort mein Wunsch geformt, selbst eine Firma zu leiten. Das kam jedoch erst rund um meinen 30. Geburtstag. Zu dieser Zeit habe ich mir das Ziel gesetzt, mit einem Kreativteam am Sound für unterschiedliche Erlebnisse zu arbeiten.
Welche Aufgaben umfasst ihr Job?
Als Supervising Sound Editor bin ich dafür verantwortlich, wie ein Film klingt. Meine Arbeit teilt sich zur Hälfte mit Arbeiten an Sound mittels Software und dem Austausch mit Kundinnen und Kunden und dem Team. Dadurch, dass drei meiner Sound Designerinnen/Designer in Graz leben, können wir einen 24-Stunden Service für unsere Kundschaft anbieten. Dazu zählt für mich, dass ich regelmäßige Calls am frühen Morgen und in der Nacht mit Graz habe. Eine der glorreichen Seiten meiner Arbeit ist, wenn ich sehe, wie gut unsere Arbeit bei den Leuten ankommt, für die sie bestimmt ist. Auch bei Ausstellungseröffnungen und Filmveranstaltungen trifft man mich öfters.
Gibt es ein bestimmtes Projekt, auf das Sie besonders stolz sind, und warum?
Der erste Film, der mit unserer Beteiligung auf Netflix zu sehen war, ist für mich eines der bisherigen Highlights. „All The Bright Places“ ist ein Teenager-Drama mit Elle Fanning in der Hauptrolle. Es war ein Gefühl der Erleichterung, dass der große Traum von Hollywood in Graz für uns möglich ist.

- Horst Schnattler in Action: Mitten in der Wüste gestaltet der steirische Sound-Experte die Klangwelten für Hollywood-Produktionen.
- Foto: Karl Graßmugg
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Wie unterscheidet sich die Arbeit in der US-Filmindustrie von den Möglichkeiten, die Österreich bieten?
Die Arbeit ist ähnlich bis gleich, die Herausforderungen sind dieselben und durch die Demokratisierung von Wissen kann man international wettbewerbsfähig sein. Der große Unterschied für uns ist das „Vor Ort sein“, das uns neue Möglichkeiten gibt. Natürlich ist die Filmindustrie viel größer. Im Vergleich zu L.A. gibt es sogar in New York und London nur einen Bruchteil der Feature-Film-Produktion. Hier könnte Graz in hundert Jahren nicht konkurrieren. Jedoch als Zulieferer sehe ich Chancen auch für andere steirische Betriebe.
Gibt es etwas aus der Steiermark, das Sie besonders vermissen?
Neben den vielen Menschen, die ich in der Steiermark vermisse, gibt es gewisse Unterschiede in der Gesellschaft. Manchmal würde ich mir wünschen, dass L.A. ein wenig mehr vom Hausverstand der Steirer*innen hat. Im Positiven vermisse ich die steirischen Köstlichkeiten, wie Semmeln, Bauernbrot, Jause und das Trinkwasser direkt von der Wasserleitung. Die Bereiche, die in Los Angeles weniger funktionieren, sind der gesellschaftliche Zusammenhang, die Obdachlosigkeit und der generelle Unwille, für das Gemeinsame zu sorgen.
Wie reagieren Ihre amerikanischen Kollegen, wenn Sie von Ihrer steirischen Herkunft erzählen?
Überraschend viele meiner Kolleginnen und Kollegen im Film waren bereits in der Steiermark, die meisten davon in Schladming. Mehr noch kennen Salzburg und Tirol. Wir Steirerinnen und Steirer können meiner Ansicht nach besonders stolz auf das hohe Bildungsniveau und das Know-How in Fahrzeugtechnik, Bergbau und Stahlverarbeitung sein. Im Generellen gibt es Menschen hier, die sehr gerne Europäerinnen und Europäer um sich haben. Im Speziellen bin ich bei jedem Mercedes G-Class stolz, dass dieser aus meiner alten Heimat bis hier hergeschwommen ist. Die G-Klasse ist ein besonders gelungenes Beispiel für einen Exporterfolg von Graz nach Los Angeles.

- Von Graz nach Hollywood: Horst Schnattler mit Generalkonsul Michael Postl in Los Angeles
- Foto: Schnattler
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Was würden Sie anderen Steirerinnen und Steirern raten, die überlegen, eine Karriere im Ausland anzustreben, insbesondere in der Filmbranche?
Bevor ich mich entschlossen habe, hier zu arbeiten, habe ich schon elf Jahre in der Steiermark im selben Bereich gearbeitet. Ich wusste nicht, dass man in vielen Belangen von ganz neu beginnen muss, ich denke hier an „Mensch-Ärger-Dich-Nicht“, wo man zurück zum Start gesetzt wird. Das umfasst die Bereiche Vertrauen, Finanzen und so manche Unterschiede im täglichen Leben. Viel Geduld, Fokus, Sport und neben der Arbeit die richtigen Menschen um sich haben. Das kann ich wärmstens empfehlen.
Horst Schnattler im Steiermark-Rap
Meine Heimatgemeinde in der Steiermark...
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ist Graz; aufgewachsen bin ich in Villach und St. Veit a.d. Glan
Derzeit wohne ich in...
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...Los Angeles.
Mein liebstes steirisches Dialektwort ist:
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Klapotetz, Pöller
Wenn ich mich zwischen Brettljause und Burger entscheiden muss...
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...wähle ich definitv die Brettljause.
Luxus bedeuet für mich...
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...in beiden Welten leben zu dürfen.
In meiner Freizeit...
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...würde ich ein Buch lesen und mit Freunden im Proberaum Zeit verbringen.
Bei diesem Song singe ich am liebsten laut mit:
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Sacrifice von Elton John

Auslandssteirer im Interview
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