Legende der Caritas
Grazer Sozialaktivist Harry Krenn verstorben

Harry Krenn galt als Pionier des sozialen Engagements in der Steiermark. | Foto: Caritas
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Der Grazer Sozialaktivist, der als Pionier des sozialen Engagements in der Steiermark und langjähriger Begleiter sowie Impulsgeber für die Caritas galt, ist am Donnerstag verstorben. Sein Wirken wird die Steiermark nachhaltig prägen – der nach ihm benannte Harry-Krenn-Preis wird auch heuer an sozial innovative Projekte vergeben.

STEIERMARK. Für manche war Harry Krenn eine Legende der Caritas, für andere das soziale Gewissen der Steiermark: Der Grazer hat viele Jahre als unermüdlicher Innovator und Impulsgeber in der Steiermark gewirkt: Fußball für Obdachlose, Urlaubsausflüge für Suchtkranke ans Meer und auf Almhütten, Theaterbesuche für Einkommensschwache – all das hat der steirische Pionier des sozialen Engagements normal und damit erlebbar für sozial benachteiligte Menschen gemacht. Ohne Harry Krenn wäre aber nicht nur die soziale Landschaft in der Steiermark und vor allem in Graz ärmer, auch die Caritas würde heute in Teilen anders aussehen. 

In Erinnerung an sein Wirken hat die Caritas Steiermark bereits 2020 den Harry Krenn Preis ins Leben gerufen. | Foto: Caritas
  • In Erinnerung an sein Wirken hat die Caritas Steiermark bereits 2020 den Harry Krenn Preis ins Leben gerufen.
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"Harry Krenn hatte einen unerschöpflichen Erfindungsgeist darin, was man tun kann, um Menschen in ganz schwierigen Lebenssituationen zu stützen“, so der frühere Caritasdirektor Franz Küberl. In seiner Zeit setzte die Caritas Steiermark eine Reihe von Anstößen und Ideen von und mit Harry Krenn in Projekten um, etwa das Wohnprojekt "Team On“ oder Initiativen wie Integration durch Sport, aus der schließlich der Homeless World Cup entstand. Franz Waltl, Abteilungsleiter Basisversorgung der Caritas Steiermark, nennt Harry Krenn einen "wichtigen Wegweiser in unserer Arbeit in der Nothilfe“ und erinnert an eine Grundüberzeugung Harry Krenns: "Das Maß aller Dinge ist der Schwächste.“

Sport neu gedacht

Das Echo auf das Ableben des radikalen und umtriebigen Sozialinnovators war besonders innerhalb der Kirchengemeinschaft enorm. So hat auch Georg Plank als einer seiner Nachfolger als Obmann der Diözesanen Sportgemeinschaft (DSG) einen Nachruf für Harry Krenn verfasst.  "Fußballspielen mit Obdachlosen. Radtouren mit sehbeeinträchtigten Menschen. Sportangebote für Häftlinge und generell Menschen, die aus irgendwelchen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Mit seinen vielen Initiativen hat mich, den jungen Theologiestudenten, der damalige DSG Obmann Harry Krenn zunächst irritiert, dann zunehmend begeistert", porträtiert Plank den begeisterten Sportler Krenn.

"Sport für alle. Sport für die Schwächsten. Sport als Ausdruck von Gleichberechtigung, Menschenwürde und jesusgemäßer Liebe. Harry Krenn hat Sport von seinem christlichen Menschenbild her radikal neu gedacht!"
Georg Plank erinnert sich an Harry Krenn zurück

Ein Auge für die Not der Menschen

Über die durchaus übermenschliche soziale Ader Harry Krenns hat sich auch der Direktor des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz Christian Lagger Gedanken gemacht. In seinem Essay "Auf Augenhöhe mit Harry Krenn", erschienen in der Reihe "Heroes - was wir von unseren Heldinnen und Helden lernen können", erinnert sich Lagger an unzählige Begegnungen mit dem Mutmacher und Unterstützer der Menschen am Rande der Gesellschaft. Krenn, der zuletzt selbst in einem Altenheim gelebt hatte, nahm auch dort noch "die Not der Menschen wahr und stellte dabei fest, dass Menschen in Heimen und mit Gehbehinderungen kaum mehr fähig sind, am Leben teilzuhaben."

Christian Lagger erinnert sich in seinem Essay "Auf Augenhöhe mit Harry Krenn" an unzählige Begegnungen mit dem Sozialinnovator zurück. | Foto: Ordensgemeinschaften Österreich
  • Christian Lagger erinnert sich in seinem Essay "Auf Augenhöhe mit Harry Krenn" an unzählige Begegnungen mit dem Sozialinnovator zurück.
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Um diese Teilhabe, zu ermöglichen, initiierte Harry Krenn unter anderem eine Art Besuchsdienst im Heim. "Die Menschen, die alt und krank sind, brauchen nicht nur die pflegerische Aufmerksamkeit. Sie brauchen vor allem die Kontakte, die Familie, die Ansprache! Man darf die alten Menschen nicht aussortieren, man muss sie miteinbeziehen; und wenn jemand nicht mehr reagieren kann, hört und spürt er trotzdem noch etwas", so der dringende Appell des unermüdlichen Kämpfergeists. 

"Zwischen Franz von Assisi und Bud Spencer"

Diesen Vergleich zur Persönlichkeit von Harry Krenn zog der langjährige Caritas-Präsident Franz Küberl, wie sich Christian Lagger weiter erinnert. Meist seien seine Ideen assoziativ und weder konzeptionell durchdacht noch finanziell ausreichend berechnet gewesen. Krenn lebte demnach stets die Überzeugung, "dass man nicht nur dann etwas beginnen sollte, wenn zuvor alles von A bis Z geklärt wurde. Er plädierte stets dafür, aufmerksam durchs Leben zu gehen und sich von Dingen, die man am Weg findet, zur Tat inspirieren zu lassen." Und ganz in diesem Sinne ist auch der "Harry-Krenn-Preis" zu sehen, den die Caritas 2020 ins Leben gerufen hat, um das Wirken des wichtigen Ideengebers für die Caritas zu würdigen.

Harry-Krenn-Preis für sozial mutiges Handeln

Alle zwei Jahre werden mit diesem Preis sozial innovative Projekte und mutige Ideen ausgezeichnet und gefördert, die im Sinne Harry Krenns zur gesellschaftlichen Integration beitragen. Aktuell ist die Caritas gemeinsam mit den RegionalMedien Steiermark wieder auf die Suche nach Projekten für den Harry-Krenn-Preis.

Auch dieses Jahr vergibt die Caritas Steiermark gemeinsam mit den RegionalMedien Steiermark den Harry-Krenn-Preis für sozial innovative Projekte und mutige Ideen. | Foto: Jörgler
  • Auch dieses Jahr vergibt die Caritas Steiermark gemeinsam mit den RegionalMedien Steiermark den Harry-Krenn-Preis für sozial innovative Projekte und mutige Ideen.
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Über seinen Tod, der am Donnerstag, dem 20. Oktober 2022 bekannt gegeben wurde, zeigt sich Caritas Steiermark-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler tief betroffen: "Harry Krenn hat sich für Menschen ganz am Rand der Gesellschaft eingesetzt. Mit vielen Ideen, neuen Ansätzen und großer Durchsetzungskraft hat er dafür gekämpft, sie weiter in die Mitte zu holen. Er hat ihnen Mut gemacht, an ihre eigene Zukunft zu glauben. Von seinem Tod zu hören, macht unendlich traurig. Gerade wir in der Caritas werden uns bemühen, sein Denken, Tun und Handeln in vielen unserer Projekte weiterzuführen."

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