Caritas-Bericht 2022
Angesichts der Krisen und Nöte war Flexibilität gefragt

Auf „bewegte Monate“ blickte die Direktorin der Caritas Steiermark Nora Tödtling-Musenbichler (Mitte) am Freitagvormittag bei der Präsentation des Wirkungsberichts 2022 zurück. | Foto: Caritas Steiermark
3Bilder
  • Auf „bewegte Monate“ blickte die Direktorin der Caritas Steiermark Nora Tödtling-Musenbichler (Mitte) am Freitagvormittag bei der Präsentation des Wirkungsberichts 2022 zurück.
  • Foto: Caritas Steiermark
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Es war wohl eines der herausforderndsten Jahre seit Bestehen der Caritas: Die Hilfsorganisation stellte am Freitag den Wirkungsbericht über das abgelaufene Jahr vor, das erste Mal mit der neuen Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler an der Spitze, die von "bewegten Monaten" spricht.

STEIERMARK. Krisen über Krisen – so lässt sich summa summarum das Jahr 2022 zusammenfassen, eine Gemengelage, die besonders Hilfs- und Sozialeinrichtungen wie die Caritas zu spüren bekommen, sind sie doch dann noch stärker gefragt. "Es galt, Angebote anzupassen und auszubauen, oft auch neue Lösungen zu entwickeln", schildert Nora Tödtling-Musenbichler die bewegten Zeiten, die im ersten Jahr ihrer Funktion als Caritas-Direktorin, hinter ihr liegen. Die Solidarität der Menschen generell aber natürlich auch des Caritas-Teams sei herausragend gewesen.

"Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Freiwilligen konnten wir zeigen: Wenn es eng wird, sind wir da."
Nora Tödtling-Musenbichler

In herausfordernden Zeiten liege die Aufgabe der Caritas jedoch auch darin, Brücken zu bauen zwischen den verschiedenen Gruppen: „Wir brauchen Begegnungen, um das Gemeinsame unserer Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren – gerade in Zeiten der Krisen".

Schwere Zeiten stärken die Hilfe

Caritas-Vizedirektorin Petra Prattes führte aus, dass wirtschaftliche herausfordernde Zeiten den Zusammenhalt und auch die Spendenfreudigkeit stärken. So betrug das gesamte Finanzvolumen 2022 mehr als 121 Millionen Euro. "Das brauchen wir auch, da wir gut und menschenwürdig helfen wollen", erklärte Prattes: „Es geht darum, gemeinsam mit den Menschen, die zu uns kommen, Lösungen und Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft zu finden. Daher ist es für uns umso wichtiger, in diesen Zeiten wirtschaftlich stabil zu sein und zu bleiben."

In den Beratungsstellen zur Existenzsicherung wurden fast zehn Prozent mehr Haushalte beraten und unterstützt. | Foto: Symbolfoto Caritas Sozialberatung
  • In den Beratungsstellen zur Existenzsicherung wurden fast zehn Prozent mehr Haushalte beraten und unterstützt.
  • Foto: Symbolfoto Caritas Sozialberatung
  • hochgeladen von Sandra Koeune

Um diese vielfältige Hilfe zu realisieren, waren im Vorjahr über 2.200 angestellte Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und 2.345 ehrenamtlich Engagierte tätig. Der Mix des Finanzvolumens setzt sich zusammen aus rund 70,1 Millionen Euro aus Entgelten für Leistungen, die die Caritas für die öffentliche Hand erbringt, sowie aus rund 19 Millionen an Subventionen. Die Spendensumme, zusammengesetzt aus Geld- und Sachspenden sowie Kirchensammlungen, beläuft sich auf 14,9 Millionen. Mit diesen Mitteln konnte sehr vielen Menschen geholfen werden.

Nachfrage nach Beratung gestiegen

Spürbar wurden die Sorgen und Nöte der Steirerinnen und Steirer in den Beratungsstellen zur Existenzsicherung: Hier wurden fast zehn Prozent mehr Haushalte beraten und unterstützt. Der Bedarf an Lebensmitteln in den Ausgabestellen verdoppelte sich von einer auf zwei Tonnen täglich. In Bezug auf die Hilfe für die Ukraine unterstützte die Caritas Steiermark einerseits mit der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen im Inland.

Gleichzeitig ging Hilfe an die Partnerorganisationen in Ungarn und Rumänien sowie in die Ukraine selbst, wo weiterhin täglich Versorgung und Nothilfe geleistet wird. "Gerade diese Zusammenhänge zeigen, wie wichtig es ist, an vielen Stellen anzusetzen und welch große Bedeutung es hat, Solidarität zu leben", hob Vizedirektor Erich Hohl hervor.

Jeder spürt wohl gerade die aktuelle Teuerung bei Miete, Strom oder im Supermarkt. Sozialhilfeeinrichtungen wie die Caritas sind demnach verstärkt gefragt. | Foto: Siegele
  • Jeder spürt wohl gerade die aktuelle Teuerung bei Miete, Strom oder im Supermarkt. Sozialhilfeeinrichtungen wie die Caritas sind demnach verstärkt gefragt.
  • Foto: Siegele
  • hochgeladen von Adrian Langer

Der Wirkungsbericht stellt in Videos auch Menschen aus dem Caritas-Alltag vor: Pflegekraft Sissi berichtet von ihrer anspruchsvollen, aber erfüllenden Tätigkeit im Pflegewohnhaus; Ines, die von der Invalidenpension lebt, ermutigt mit ihrer Geschichte andere, Hilfe zu suchen. Und im Gespräch mit Svjetlana, die aus der Ukraine nach Graz geflohen ist, wird das Schwanken zwischen der Erleichterung, selbst in Sicherheit zu sein und der Sorge um die Daheimgebliebenen deutlich.

Bildung und Beschäftigung

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sind Bildung und Arbeitsmarkt. Die Caritas bildet als größte private Schulbetreiberin in der Steiermark bildet aktuell an den Standorten Rottenmann und Graz insgesamt 1818 Schülerinnen und Schüler in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen aus.
In den Beschäftigungsprojekten wurden wiederum 745 Erwachsene und 169 Jugendliche betreut, die erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben.

In acht Regionalstellen und Sprechstunden steiermarkweit führten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle zur Existenzsicherung 11.500 Beratungsgespräche und unterstützten 4.840 Haushalte. In den sechs Notschlafstellen fanden 1.290 Menschen ein warmes Bett, Versorgung und Beratung. Die Marienambulanz in Graz behandelte 2.202 Patientinnen und Patienten. Im Marienstüberl wurden 73.200 Menschen mit Mahlzeiten versorgt. An bis zu 300 Familien wurden pro Woche Lebensmittel für zuhause zur Verfügung gestellt.

Das könnte dich auch interessieren:

Graz als Herzstück von Lehre und Forschung für Jungmediziner
Leistungen würdigen, Missstände sichtbar machen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.