"Pink-Washing" oder Support
Ist der Regenbogen im Juni nur Fassade?

Liebe ist Liebe: Der Juni steht ganz im Zeichen der Toleranz. | Foto: NIM/unsplash
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Ist man im Juni auf den üblichen Social-Media-Kanälen unterwegs, fällt einem auf, dass alles plötzlich ein bisschen bunter geworden ist. Im sogenannten "Pride Month" zeigen sich viele Unternehmen "queer-friendly". Was dahintersteckt und ob es sich dabei um echte Solidarität handelt, beantwortet uns Joe Niedermayer, Vorsitzender der "RosaLila PantherInnen", der LGBTIQ-Interessenvertretung in der Steiermark.

STEIERMARK. Anstelle des üblichen Logos der ganz Großen – ist es BMW oder auch Nivea –, findet man auch in diesem Juni ein Logo im Regenbogen-Design. Das soll die Solidarität der Firmen zur "queeren"-Community zeigen, die üblicherweise besonders in der Pride-Month vom 1. Juni bis zum 30. Juni eine große Rolle zu spielen scheint. Ist der Juni vorbei, verschwindet auch der Regenbogen – da kann man sich ja nur die Frage stellen, ob das alles nur Fassade ist.

Der Regenbogen wird besonders im Juni häufig genutzt. | Foto: Raphael Renter/unsplash
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Woher kommt der "Pride-Month" eigentlich?

Im Juni 1969 begann alles in den USA: Hier fand der erste bekannte Aufstand von queeren Menschen gegen die Polizeiwillkür statt. Seitdem finden in immer mehr Städten Pride-Paraden statt und der Juni wurde zum Monat des Regenbogens als Zeichen für mehr Toleranz in der Gesellschaft.

Auch in der steirischen Landeshauptstadt Graz gibt es seit dem Jahr 2014 eine Parade. "Ich war schon auf vielen verschiedenen Pride-Paraden auf der ganzen Welt. Auf Graz bin ich besonders stolz, weil nirgends so viele 'Allies' mitmarschieren wie hier. In Graz sind rund 50 Prozent der Demonstantinnen und Demonstranten hetero!", meint Niedermayer

Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLilaPantherInnen, ist begeistert von der Solidarität der Grazerinnen und Grazer. | Foto: Sabrina Petz
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Solidarität oder "Pink-Washing"

Ein großes Problem ist laut Niedermayer, dass man nicht wissen kann, welche Firmen wirklich solidarisch sind und welche nicht. "Es gibt natürlich Firmen, die das ernst meinen. Leider kann man das jedoch nicht messen", so der Vorsitzende. Oft handle es sich um sogenanntes "Pink-Washing", also um das vorgetäuschte Interesse von Unternehmen an der queer-Communiy, um modern und tolerant zu wirken. Das Ziel? Marketing und Imagepolierung. Viele Unternehmen würden sich außerdem angesichts des Mitarbeitermangels breit aufstellen wollen - um auch Bewerbungen von der queer-Community zu bekommen. Allgemein müsse man aber froh darüber sein, dass sich Unternehmen den Regenbogen umhängen. 

"Wir bewegen uns in die richtige Richtung!"
Joe Niedermayer, Vorsitzender der "RosaLila PantherInnen

Für Unternehmen würde es aber mehr Sinn machen, eine Regenbogenfahne vor der Firma aufzuhängen. Das zeigt einen gemeinsamen Wert, der im Unternehmen zählt und es macht Mut. Im Gegensatz zum Regenbogen auf Social Media könnte es dann auch nicht für Marketing-Zwecke missbraucht werden.

Auf den Pride-Paraden im ganzen Land ist der Regenbogen ein starkes Symbol. | Foto: Norbu Gyachung/unsplash
  • Auf den Pride-Paraden im ganzen Land ist der Regenbogen ein starkes Symbol.
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Der Hass wird salonfähiger

Aktuell ist Pride auch zu einem großen Thema in der Politik geworden. "Wir haben Pride als Community selbst erreicht", ärgert sich Niedermayer. Besonders die rechte Bewegung hätte das Thema nun für sich entdeckt und polarisiert mit Lügen und Hetze. Auch der neue Hashtag "Stolzmonat" stellt sich offen gegen den "Regenbogen".

Niedermayer geht nicht davon aus, dass der Hass gegen die queer-Community wächst. Viel mehr ist er überzeugt davon, dass der Hass salonfähiger wird, weil das Thema allgemein sichtbarer wird. Wie kann man als Privatperson dagegen vorgehen? "Darüber sprechen hilft. Es darf kein Tabuthema sein. Das Wort 'schwul' muss so leicht von den Lippen gehen wie der Wetterbericht", erklärt der Vorsitzende. Im Wirtshaus oder am Arbeitsplatz sollte man darüber sprechen und Courage zeigen.

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