ÖGK-Ärztemangel
Rund 1.000 Patienten pro Kassenarzt mehr zu bewältigen

Während die steirische Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um fast 6 Prozent gewachsen ist, stagniert die ärztliche Versorgung in der Steiermark. | Foto: Jonathan Borba/Unsplash
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  • Während die steirische Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um fast 6 Prozent gewachsen ist, stagniert die ärztliche Versorgung in der Steiermark.
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Ärztinnen und Ärzte leisten exzellente Arbeit, wenn ihnen die öffentlichen Strukturen den Raum geben - so die ernüchternde Bilanz eines Expertentalks am heutigen Dienstag. Engpässe in der öffentlichen Versorgung seien also bis zu einem gewissen Grad hausgemacht.

STEIERMARK. „Wir haben keinen allgemeinen Ärztemangel, wir haben Verbesserungsbedarf in allen Bereichen des öffentlichen Gesundheitssystems“ erklärt Michael Sacherer, der Präsident der Ärztekammer Steiermark heute im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark hat sich zuletzt durchaus erfreulich entwickelt. Seit September 2021 ist die Zahl um 1,83 Prozent oder 120 Ärztinnen und Ärzte auf 6.680 gestiegen.

Dietmar Bayer, Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, spricht von einem „ÖGK-Ärztemangel“. Dieser könne nur „durch eine mutige Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ärztliche Arbeit in der öffentlichen Gesundheitsversorgung behoben werden." Ärztinnen und Ärzte würden exzellente Arbeit leisten, aber die Systeme müssten es ermöglichen, dass die Qualität der ärztlichen Arbeit für Patientinnen und Patienten spürbarer werde. 

Engpässe aufgrund schlechter Bezahlung

„Die Engpässe bei Kassenärztinnen und Kassenärzten hat die ÖGK zu verantworten. Leistungen und Honorare sind gerade in der Steiermark schlecht im Vergleich zum Österreichschnitt“, mahnt Bayer. Versicherte könnten neue Leistungen einfordern und so die Selbstverwaltung in der ÖGK als Betroffene selbst in die Hand nehmen.

Von September 2021 bis September 2022 konnten 120 neue Ärztinnen und Ärzte im Kassensystem angeworben werden. | Foto: Jeshoots.com/Unsplash
  • Von September 2021 bis September 2022 konnten 120 neue Ärztinnen und Ärzte im Kassensystem angeworben werden.
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Außerdem weist Bayer darauf hin, dass die steirische Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um fast 6 Prozent gewachsen ist, während die ärztliche Versorgung stagniert. So wären 2022 für eine Kassenärztin bzw. einen Kassenarzt um fast 1.000 Behandlungsfälle pro Jahr mehr zu bewältigen als noch im Jahr 2002.

Rahmenbedingungen verbessern

„Nur wenn alle Systempartner auch als solche zusammenarbeiten, ist eine gute Zukunftsplanung der Gesundheitsversorgung für die Steirerinnen und Steirer möglich“, erklärt Herwig Lindner als Experte für vergleichende Systemanalyse. Er wünscht sich mehr Problembewusstsein von den Verantwortlichen. Dass sich Verbesserungen der Rahmenbedingungen positiv auswirken, zeige die notärztliche Versorgung. Seit die Tarife in der Steiermark angehoben wurden, seien die Klagen über nicht besetzbare notärztliche Dienste weniger geworden, so Sacherer.

Letzterer erinnert auch an den Rechnungshof-Bericht 2021 zur Ärzteausbildung: „31 % des jährlichen Absolventenpotenzials stan­den für die ärztliche Versorgung in Österreich nicht zur Verfügung.“. Der Rechnungshof empfiehlt diesbezüglich „geeignete Maßnahmen zu setzen, um die Ärzteausbildung und Berufstätigkeit von Medizinabsolventinnen und -absolventen in Österreich zu forcieren“.

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