Kleiderordnung und versperrte Klos
Strenge Regeln an steirischen Schulen

Kleidervorschriften und versperrte Toiletten: Wie "gerecht" sind diese Einschränkungen für Schülerinnen und Schüler? | Foto: Element5 Digital/unsplash
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  • Kleidervorschriften und versperrte Toiletten: Wie "gerecht" sind diese Einschränkungen für Schülerinnen und Schüler?
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In der Sportmittelschule Weiz gibt es nun eine Kleiderordnung, am BG/BRG Klusemann in Graz sind die Toiletten während des Unterrichts versperrt und können von den Schülerinnen und Schülern nur in den Pausen besucht werden, ohne vorher den Schlüssel beim Schulwart zu holen. Was bedeuten diese Einschränkungen angesichts der Schülerrechte?

STEIERMARK. "Das ist sehr schwierig", meint die steirische Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac zur Frage, wie sie zu den neuesten Einschränkungen der Sportmittelschule Weiz und dem BG/BRG Klusemann in Graz steht. "Es ist eine Abwägung der persönlichen Freiheit gegenüber anderen Grundrechten der Schülerinnen und Schüler".

An der Sportmittelschule Weiz wurden nun in etwa zu kurze Kleidungsstücke verbannt, eine Handbreit unter dem Gesäß muss verdeckt sein. Oberteile müssen blickdicht sein und mindestens bis zum Bauchnabel reichen. Beschlossen wurde diese neue Kleiderordnung von den Schülerinnen und Schülern selbst - jedoch auf Anstoß der Lehrerschaft. "Dass man keine Kleidung mit gewaltverherrlichenden Aufschriften tragen sollte und nicht mit einem 'Bikinioberteil' in der Klasse sitzen sollte, müsste eigentlich klar sein - dafür sollte es keine Vorschrift brauchen", ist Schiffrer-Barac überzeugt.

Die steirische Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac | Foto: prontolux
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Zu den versperrten Toiletten

Am Grazer BG/BRG Klusemann sind die Toiletten während des Unterrichts versperrt, in den Pausen werden sie wieder geöffnet. Will eine Schülerin oder ein Schüler in der Unterrichtszeit aufs Klo gehen, muss sie oder er den Schlüssel beim Schulwart holen. Der Grund für diese Maßnahme? Die Toiletten seien von den Schülerinnen und Schülern mehrmals massiv beschädigt worden. Der Schaden belaufe sich auf ca. 7.000 Euro.

"Das halte ich aus kinderrechtlicher Sicht für sehr kritisch", so Schiffrer-Barac zu den versperrten Klos. Wenn es jemandem zum Beispiel schlecht gehe, sollte ein schneller Zugang zu einer Toilette immer möglich sein. "Ich verstehe aber auch die Schule, wir reden hier von massiven Schäden", überlegt die Kinder- und Jugendanwältin weiter. Das Zusperren hätte laut ihr das letzte Mittel der Wahl sein müssen. Nun müsse man herausfinden, wer die Zerstörung angerichtet hat. Besonders präventive Arbeit mit den Kindern sei in dieser Thematik wichtig.

Ein gesellschaftliches Problem

Für die Kinder- und Jugendanwältin ist ein gesellschaftliches Problem einer der Gründe, warum es überhaupt erst zu solchen Einschränkungen an Schulen kommt. "Der Individualismus ist heute sehr groß", meint Schiffrer-Barac. Das sei auch wichtig, besonders für junge Menschen - jeder sollte Freiheiten haben. "Aber uns fehlen allgemeine Werte und Normen, an die man sich hält, außerdem braucht es die Erziehungsverantwortung der Eltern", führt die Kinder- und Jugendanwältin aus.

"Für mich ist die Grundfrage: Kann Schule alles reparieren? Kann sie Erziehungsverantwortung übernehmen?"
Denise Schiffrer-Barac, Kinder- und Jugendanwältin

"Die jungen Menschen unterscheiden nicht mehr zwischen analog und digital. Wir müssen Vorbildwirkung auch digital leben", weist Schiffer-Barac auch auf die digitalen Medien als großes Problem hin. Außerdem sei die "Selbstverantwortung" ein wichtiges Stichwort bei Kindern und Jugendlichen.

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