Nach Analyse des VCÖ
Verkehrsclub für mehr Lkw-Kontrollen in der Steiermark

Der Verkehrsclub Österreich fordert mehr Lkw-Kontrollen in der Steiermark. | Foto: Bilderbox
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Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung forderten in der Steiermark mehr als 100 Todesopfer in den letzten zehn Jahren. Der VCÖ fordert nun mehr Lkw-Kontrollen und Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene.

STEIERMARK. Lkw sind ein tödlicher Unfallgegner. Obwohl Lkw im Vorjahr in den ersten drei Quartalen an nur rund vier Prozent der Verkehrsunfälle in der Steiermark beteiligt waren, so war der Anteil der Verkehrstoten durch Unfälle mit Lkw mit zwölf Prozent gleich drei Mal so hoch – das zeigt eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ).

In den vergangenen zehn Jahren kamen in der Steiermark 106 Menschen bei Verkehrsunfällen mit Lkw-Beteiligung ums Leben. Werden Lenk- und Ruhezeiten überschritten oder weisen Lkw technische Mängel auf, erhöht sich das Unfallrisiko. Daher leisten Lkw-Kontrollen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit. Deshalb sei die Zahl der Lkw-Kontrollen zu erhöhen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Hohe Risiko für tödliche Verletzungen

Sieben Todesopfer und 185 Verletzte, das ist die traurige Bilanz der Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung in den ersten drei Quartalen des Vorjahres in der Steiermark. Im Vergleich zu den drei Quartalen 2022 ist die Zahl der Todesopfer um sechs zurückgegangen, gegenüber den drei Quartalen 2021 aber um drei gestiegen, informiert der VCÖ. In den vergangenen zehn Jahren verloren 106 Menschen bei Verkehrsunfällen mit Lkw-Beteiligung auf den steirischen Straßen ihr Leben.

"Lkw-Beteiligung heißt nicht, dass der Lkw den Unfall verursacht hat",
stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky klar.

Aber aufgrund der Masse von Lkw sei die Gefahr, dass ein Unfall für den Unfallgegner mit schwersten oder gar tödlichen Verletzungen ende, sehr groß. Umso wichtiger sei es, "im Interesse aller verstärkte Maßnahmen umzusetzen", so Jaschinsky.

Österreich ist ein Transitland und zählt damit viel mehr Lkws auf den Straßen, als hierzulande angemeldet sind. | Foto: MEV
  • Österreich ist ein Transitland und zählt damit viel mehr Lkws auf den Straßen, als hierzulande angemeldet sind.
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Lkw-Kontrollen  zeigen Wirkung

Eine sehr wichtige Maßnahme sind Lkw-Kontrollen. Österreich liege zwar bei den Kontrollen über den Vorgaben der EU, diese würden sich aber nach den im Land gemeldeten Lkw richten, was im Transitland Österreich wenig relevant sei. Zwei Drittel der Verkehrsleistung des Straßengüterverkehrs in Österreich entfallen auf Fahrzeuge aus dem Ausland, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin.

Insgesamt gab es in Österreich im Jahr 2022 fast 41 Millionen beladene Lkw-Fahrten, dem gegenüber standen aber nur 142.600 "technische Unterwegskontrollen". 13.700 Lkw hatten so schwere Mängel, dass sie nicht mehr weiterfahren durften. Weiters seien über 30.000 Überladungen sowie mehr als 80.000 Verstöße bei Lenk- und Ruhezeiten festgestellt worden. "Die Kapazitäten der Kontrollbehörden sind zu erhöhen, damit mehr Kontrollen durchgeführt werden können", betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Statt der erlaubten 80 km/h beträgt auf Österreichs Autobahnen das Durchschnittstempo der Lkw 88 km/h. | Foto: RegionalMedien (Symbolbild)
  • Statt der erlaubten 80 km/h beträgt auf Österreichs Autobahnen das Durchschnittstempo der Lkw 88 km/h.
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Vorbild Schweiz

Mehr Lkw-Kontrollen führen zudem zu faireren Wettbewerbsbedingungen gegenüber allen Frächtern, die sich an die Vorschriften halten und auch gegenüber der Schiene. Die Schweiz ist auch bei der Anzahl der Lkw-Kontrollen ein Vorbild. So werden beim Schweizer Schwerverkehrszentrum Uri fünf Prozent der hier passierenden Schwerfahrzeuge kontrolliert. Bei jedem dritten Fahrzeug wird ein Verstoß registriert. Die Zahl der Unfälle ist nach der Eröffnung des Kontrollzentrums gesunken.

Auch das Tempolimit wird in der Schweiz besser kontrolliert und es gibt keine großzügigen Toleranzgrenzen wie in Österreich. Statt der erlaubten 80 km/h beträgt auf Österreichs Autobahnen das Durchschnittstempo der Lkw 88 km/h, etliche Lkw sind mit mehr als 90 km/h unterwegs. "Mit der Geschwindigkeit nehmen Unfallrisiko, Lärm, Schadstoff- und CO2-Ausstoß zu", weist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf die Folgen hin.

Auch zur Vermeidung von Straßenschäden ist die Reduktion der Lkw-Belastung wichtig: Ein einziger typischer Transit-Lkw nutzt die Straße so stark ab wie 60.000 durchschnittliche Pkw, verdeutlicht der VCÖ. Die Zunahme des Lkw-Verkehrs verursacht verstärkte Straßenschäden, was wiederum zu mehr Baustellen und Staus führt. Auch deshalb sei die verstärkte Verlagerung auf die Schiene wichtig, wie das in der Steiermark beispielsweise Wenzel Logistics macht. Durch die Bahntransporte werden 15.000 Lkw-Fahrten pro Jahr vermieden.

Tödlich Verunglückte und Verletzte in der Steiermark

Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung

  • 1. - 3. Quartal 2023: 7 Todesopfer und 185 Verletzte
  • 1. - 3. Quartal 2022: 13 Todesopfer und 177 Verletzte
  • Jahr 2022: 13 Todesopfer und 228 Verletzte
  • Jahr 2021: 7 Todesopfer und 296 Verletzte
  • Jahr 2020: 10 Todesopfer und 210 Verletzte
  • Jahr 2019: 11 Todesopfer und 271 Verletzte
  • Jahr 2018: 13 Todesopfer und 326 Verletzte
  • Jahr 2017: 12 Todesopfer und 301 Verletzte
  • Jahr 2016: 9 Todesopfer und 264 Verletzte
  • Jahr 2015: 15 Todesopfer und 211 Verletzte
  • Jahr 2014: 9 Todesopfer und 218 Verletzte
      • * Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024

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