Soziale Medien
Zwischen psychischer Gesundheit und digitaler Sucht
Die menschliche Psyche, ein komplexes Geflecht aus Emotionen und Gedanken, bleibt oft im Verborgenen. In der Steiermark werfen Fachleute nun einen genaueren Blick auf die am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen.
STEIERMARK. Laut den Gesundheitsfonds Steiermark stehen an erster Stelle stehen dabei die affektiven Störungen, gefolgt von den neurotischen, belastungs- und somatoformen Störungen. Aber was steckt hinter diesen medizinischen Bezeichnungen? Und welche Faktoren begünstigen ihr Auftreten?
Distance-Learning und Beziehungsdefizite
Die Jahre 2020 und 2021 brachten eine Vielzahl von Beratungsthemen an die Oberfläche, die die psychische Gesundheit vieler Menschen beeinflussten. Isolation und Einsamkeit, Angst- und Panikstörungen, sowie depressive Symptome wurden verstärkt beobachtet. Familienkonflikte und finanzielle Unsicherheiten durch Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Turbulenzen trugen ebenfalls zu einem Anstieg der Belastung bei. Besonders betroffen waren Kinder und Jugendliche, die mit den Herausforderungen von Distance-Learning und sozialen Entwicklungsstörungen konfrontiert waren.
Doch inmitten dieser Herausforderungen gibt es auch Hoffnung. In der Steiermark gibt es eine Vielzahl von Projekten und Angeboten, die darauf abzielen, den Menschen in schwierigen Situationen Hilfe und Unterstützung zu bieten.
Die Plattform Psyche koordiniert seit über 20 Jahren die psychosoziale Versorgung in der Region und bietet ein dichtes Netzwerk an ambulanten und stationären Betreuungsangeboten. Eine neue Errungenschaft ist die 24-Stunden-Notfall-Hotline "PsyNot", die allen Steirerinnen und Steirern in psychischen Notfällen zur Verfügung steht. Zahlen, Daten und Fakten zeigen, dass im Jahr 2021 rund 25.000 Klientinnen und Klienten an 21 Standorten psychiatrisch betreut wurden, wobei affektive und neurotische Störungen die häufigsten Diagnosen darstellten.
Soziale Medien führen häufig zu Suchtproblemen
Claudia Kahr, Geschäftsführerin von Vivid – Fachstelle für Suchtprävention in Graz erklärt: "Sucht entsteht nie von heute auf morgen, und sie hat immer mehrere Ursachen. Der Weg in die Sucht ist ein langer Prozess und eingebettet in viele Ursachen und Bedingungen."
Der Prozess der Suchtentwicklung beginnt vielfach unbemerkt mit dem Ausweichen vor unangenehmen Situationen. Zum Beispiel "Mir ist an der Buhaltestelle langweilig, also sehe ich ins Handy. Ich bin in einer sozialen Situation unsicher, also sehe ich ins Handy" Es gibt jedoch nie die eine Ursache, warum ein Mensch süchtig wird und der andere nicht. Hinter jeder Suchtentwicklung steckt ein kompliziertes Miteinander von verschiedensten suchtbegünstigenden Faktoren.
Die Flucht vor den Problemen ins Internet
"Bei digitalen Medien ist es ein Stück kompliziert. Denn digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und gehören zur Lebenswelt einfach dazu. Für einen gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit Medien braucht es aber klare Regeln und Orientierung", so Kahr. So könne man sich selbst ein Limit setzen, wie viel Zeit man täglich maximal online verbringen will. Es sei auch wichtig, dass die Betreiberinnen und Betreiber sozialer Medien ihre Algorithmen so programmieren, dass sie möglichst nicht süchtig machen.
Kahr erläutert: "Problematisch wird die Internetnutzung (egal ob über Spiele oder Social Media) dann, wenn es zur Dauerstrategie wird, ins Internet zu fliehen, um sich vor Problemen zu drücken und dort die soziale Anerkennung und Unterstützung zu erlangen, die man in der realen Welt nicht bekommt." Sie meint, das Internet sollte eine Ergänzung zu den anderen wichtigen und interessanten Dingen des Lebens sein – und kein Ersatz dafür.
Beratung und Entwöhnung:
Psychosoziales Netzwerk (PSN)
Telefonische Terminvereinbarungen: 03612 / 26322-10
Mo – Fr 09:00 – 16:00
VIVID – Fachstelle für Suchtprävention
Zimmerplatzgasse 13/I
8010 Graz
Telefon: 0316 / 82 33 00
E-Mail: info@vivid.at
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