1. Steirischer Personalbericht
Aufholbedarf bei Frauen in Führungspositionen

Im ersten Personalbericht des Landes wurden allgemeine personalstatistische Daten wie die Altersstruktur der Bediensteten und die Art der Dienstverhältnisse sowie die Einkommensverteilung nach Geschlechtern erfasst. | Foto: DronePix (Visuals)
3Bilder
  • Im ersten Personalbericht des Landes wurden allgemeine personalstatistische Daten wie die Altersstruktur der Bediensteten und die Art der Dienstverhältnisse sowie die Einkommensverteilung nach Geschlechtern erfasst.
  • Foto: DronePix (Visuals)
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Zum ersten Mal hat das Land Steiermark einen statistischen Bericht über das Personal im Landesdienst veröffentlicht – mit einem klaren Ergebnis: Bei Einkommen und Spitzenpositionen hinken die Frauen auch hier hinterher. Nun soll ein Expertengremium eingesetzt werden.

STEIERMARK. Der erste Personalbericht des Landes Steiermark gibt über die Geschlechterverhältnisse, die Altersstruktur und die Art der Dienstverhältnisse der Beamtinnen und Beamten und Vertragsbediensteten Auskunft. So waren mit Stichtag 31.12. 2020 7.466 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Land Steiermark beschäftigt – das sind 6.809 Vollzeitäquivalente. 52 Prozent davon sind Frauen und das ist nur eine von wenigen Bereichen, wo Frauen die Nase vorn haben. Besonders beim Einkommen und bei den Führungspositionen zeigt sich nämlich auch im Landesdienst noch Aufholbedarf.

Ein Drittel in der ersten Reihe ist weiblich

Von allen Führungspositionen im Amt der Landesregierung, in den Bezirkshauptmannschaften und der Agrarbezirksbehörde (von Referatsleitung aufwärts) ist ein Drittel mit Frauen besetzt. Die höchste Führungsstelle in der Verwaltung, die Leitung der Landesamtsdirektion, hat seit 2020 mit Brigitte Scherz-Schaar eine Frau inne. Dennoch sind unter den Top 100 der Bediensteten mit den höchsten Bezügen, nur rund 27 Prozent Frauen.

Auch bei den Gehältern wird ein Unterschied unter den Geschlechtern deutlich: Vergleicht man die vier für den Landesdienst definierten Wirkungsbereiche Leitung, Allgemeine Verwaltung, Technik/Handwerk und Fachdienste, sieht man, dass das Medianeinkommen weiblicher Landesbediensteter, die dem Wirkungsbereich Leitung zugeordnet sind, um 12,7 Prozent niedriger ist, als jenes der Männer in diesem Wirkungsbereich. In der Allgemeinen Verwaltung beträgt der Unterschied 14,6 Prozent und im Bereich Technik/Handwerk 10,9 Prozent. Lediglich im Wirkungsbereich der Fachdienste ist das Medianeinkommen der Frauen geringfügig höher als jenes männlichen Kollegen.

Auch bei der Auswertung der Gehälter nach den Funktionsgruppen zeigt sich – wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß – dass die Medianeinkommen der männlichen Bediensteten über jenen der Frauen liegen.

Die höchste Führungsstelle in der Verwaltung, die Leitung der Landesamtsdirektion, hat mit Brigitte Scherz-Schaar seit 2020 eine Frau inne. | Foto: Foto Jörgler
  • Die höchste Führungsstelle in der Verwaltung, die Leitung der Landesamtsdirektion, hat mit Brigitte Scherz-Schaar seit 2020 eine Frau inne.
  • Foto: Foto Jörgler
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Gehaltsklassen ausgewogener

Bei den Gehaltsklassen – die jeweilige Einstufung in eine Gehaltsklasse ist abhängig vom Stellenwert und reicht von ST01 bis zur höchsten Bewertung ST24 – stellt sich die Situation hingegen anders dar.  In einigen Gehaltsklassen liegt das Medianeinkommen der Frauen über dem der Männer, in anderen ist es umgekehrt. In der Gehaltsklasse ST11 etwa, liegt das Medianeinkommen der Frauen mit 4,2 Prozent am weitesten unter jenem der Männer, in der Gehaltsklasse ST10 hingegen ist das Medianeinkommen der weiblichen Bediensteten um 2,1 Prozent höher als jenes der männlichen Bediensteten.

Diese Unterschiede lassen sich einerseits auf die höhere Anzahl an Teilzeitbeschäftigten unter den weiblichen Landesbediensteten zurückführen. Andererseits sind gerade in Führungsfunktionen oft ältere männliche Landesbedienstete, die wegen ihrer Lebensverdienstkurve derzeit etwa mehr als Frauen verdienen, die erst vor kurzem eine ähnliche Führungsfunktion übernommen haben.

Einsetzung eines Expertengremiums

Auf Basis dieser Erkenntnisse planen Personallandesrat Christopher Drexler sowie Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß nun die Einsetzung einer Expertenrunde, "um insbesondere die Hintergründe der Gehaltsunterschiede noch tiefgehender zu beleuchten und über mögliche Maßnahmen, die in der Gleichstellungsstrategie des Landes enthalten sind, zu beraten", so Bogner-Strauß und Drexler. "Wir wollen die erhobenen Daten nutzen, um Maßnahmen abzuleiten, wie wir in der Gleichstellung der Geschlechter im Landesdienst noch schneller voranschreiten können."

Frauen in die erste Reihe: 18 Teilnehmerinnen holten sich im Lehrgang das Rüstzeug für Führungspositionen. | Foto: Sabine Watl
  • Frauen in die erste Reihe: 18 Teilnehmerinnen holten sich im Lehrgang das Rüstzeug für Führungspositionen.
  • Foto: Sabine Watl
  • hochgeladen von Andrea Sittinger


Frauen führen und gestalten

Eine andere steirische Initiative widmet sich bereits seit Jahren diesem Thema: Felin, Female Leaders Initiative, untersucht die Stellung von Frauen in steirischen Unternehmen sowie in öffentlichen Einrichtungen. Dazu wird ein jährlicher Bericht publiziert. Ebenso jedes Jahr wird nun mit Unterstützung des Landes Steiermark bereits zum vierten Mal der Lehrgang "Frauen führen und gestalten" durchgeführt, der Frauen das nötige Rüstzeug mit auf den Weg geben soll, um Verantwortung in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Führungspositionen zu übernehmen. 

Kürzlich ist der dritte Durchgang dieses Lehrgangs mit der feierlichen Übergabe der Zertifikate im Schlosshof Bildungshaus Schloss St. Martin in Graz zu Ende gegangen. Die 18 Teilnehmerinnen – alle gesellschaftspolitisch engagierte Frauen, die Verantwortung in Führungspositionen übernehmen wollen: in der Politik und Verwaltung, in zivilgesellschaftlichen Organisationen, in Institutionen und Interessensvertretungen sowie auch in der Wirtschaft – haben dabei in sieben Workshop die Assets für diese Aufgaben erhalten.
Im Februar 2022 startet die 4. Ausgabe des Felin-Lehrgangs. Mehr Informationen zur Teilnahme gibt es unter ww.felin.at.

Mehr Details zum Personalbericht gibt es hier.

Mehr über Felin hier:

Leichter Anstieg bei Frauen in Spitzenpositionen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.