Christopher Drexler im Interview
"Habe anderes Verständnis von erneuerbarer Energie als der oberösterreichische Kollege"

Ein Gespräch über die Steiermark: Landeshauptmann Christopher Drexler mit Roland Reischl (MeinBezirk.at). | Foto: Land Steiermark
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  • Ein Gespräch über die Steiermark: Landeshauptmann Christopher Drexler mit Roland Reischl (MeinBezirk.at).
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Seit Anfang Juli steht Christopher Drexler (ÖVP) an der Spitze der Steiermark. Im Interview mit MeinBezirk.at zieht er erste Bilanz und gibt Ausblicke auf einen heißen Herbst. Im Klimaschutz distanziert er sich von Oberösterreichs LH Thomas Stelzer.

STEIERMARK. Seit rund zwei Monaten fungiert Christopher Drexler als Landeshauptmann der Steiermark, in durchaus herausfordernden Zeiten.

MeinBezirk.at: Herr Landeshauptmann, wie geht es Ihnen?
Christopher Drexler: Hermann Schützenhöfer und ich haben diesen Wechsel ja lange und gut vorbereitet. Aber es ist für mich ein neuer Lebensabschnitt und schon eine andere Herausforderung als nur ein normales Regierungsmitglied zu sein. Es geht mir jedenfalls gut und das Amt bereitet mir bis jetzt viel Freude.

Wie hat das private Umfeld reagiert? 

(Schmunzelt) Es hat zumindest niemand besonderen Anstoß daran genommen. Ich glaube, dass sich alle mit mir freuen.

Wie könnte man Ihr Amtsverständnis beschreiben? 
Zum einen ist mir wichtig, Kontinuität zu gewährleisten, den steirischen Weg der Zusammenarbeit fortzusetzen. Das bedeutet eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Regierungspartner, aber auch eine verlässliche Zusammenarbeit mit den anderen Gebietskörperschaften und mit der Opposition im Landtag.
Zum anderen will ich meine Rolle als Anwalt der Steirerinnen und Steirer sehen. Etwa, wenn es darum geht, unsere Interessen im Wettstreit mit anderen Bundesländern und darüber hinaus mit anderen Regionen Europas gut zu vertreten. Also das ist mir wichtig. Ich will es mit Schwung und Elan angehen und die Steiermark dorthin bringen, wohin sie gehört: an die Spitze der europäischen Regionen.

Pandemie und Krieg überlagern vieles – was muss man trotzdem jetzt anpacken?
Jedenfalls das Thema Klimaschutz. Wir müssen auch auf regionaler Ebene wirksame Instrumente und Maßnahmen entwickeln, um dem Klimawandel zu begegnen. Dazu gehört auch das Thema sorgsamer Umgang mit den Ressourcen. Bei der Bewältigung des Klimawandels müssen wir die Verbindung mit einer wirtschaftlicher Dynamik im Auge behalten. Wir wollen ja auch in Zukunft Wohlstand und Arbeit in dieser Region haben Das passt aber sehr gut zu Steiermark, weil wir ein sehr innovatives und forschungsgetriebenes Land sind, eine innovations- und forschungsgetriebene Industrie haben.

Was ist dabei Ihre Aufgabe?
Das Regierungsgeschäft zu koordinieren, die einzelnen Ressorts aufeinander abzustimmen und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in der Landesregierung einen Kurs für das Land vorzugeben.

Die Drexler-Raute: Der Neo-Landeshauptmann fühlt sich in der neuen Rolle sichtlich wohl. | Foto: Land Steiermark
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Was war die Botschaft in die eigene Partei und in die Regierungsmannschaft zum Auftakt?
Mir ging es darum, um Unterstützung zu werben, um Mithilfe. Ich konnte mich zwar gut vorbereiten,  aber ich weiß, dass ich auf Kooperation angewiesen bin. Weil ich weiß,  dass ich  noch viele Erfahrungen sammeln werde, vielleicht auch lernen muss.

Was ist die Erwartungshaltung an die Regierungskollegen?

Die Konzentration auf die regionale Bewältigung des Klimawandels ist das große Thema. Und es ist mir sehr wichtig, dass die Steiermark kein Land der zwei Geschwindigkeiten wird – hier der dynamische Ballungsraum Graz, dort der ländliche Raum, der zurückbleibt. Daraus müssen wir eine gemeinsame Vorwärtsbewegung machen.

Wie kann man als Land darauf einwirken?
Es geht um hier um infrastrukturelle Maßnahmen, um das Hauptthema Mobilität – die Infrastruktur einschließlich schnellem Internet kann diese zwei Entwicklungsgeschwindigkeiten verhindern.

Gefühlt dauert das ewig ...
Nein,  ich glaube, dass man da jetzt mit der landeseigenen Gesellschaft auf einem guten Weg sind,  dadurch ist Dynamik in den Markt gekommen. Daran und an dem Mobilitätsthema werden wir arbeiten müssen. Weil wir einen ganz besonders dynamischen Ballungsraum im Zentralraum haben und sonst in der Bevölkerungsentwicklung nicht zu den Spitzenreitern in Österreich zählen. Ich habe noch keinePatentrezepte, aber wir haben das Problem erkannt, haben Sensibilität dafür entwickelt.

Ein Satz zum Ballungsraum Graz unter kommunistischer Führung?
Spannend.

Gab es schon Gespräche?
Selbstverständlich. Die Landeshauptstadt ist ein wichtiger Partner, hier wohnt ein Viertel der steirischen Bevölkerung. Und es gibt viele Themen, wo man aufeinander angewiesen ist. Und daher ist es mir wichtig, auch mit der Bürgermeisterin und der gesamten Stadtregierung ein konstruktives Verhältnis zu haben.

Auf den Spuren von Hermann Schützenhöfer: Christopher Drexler | Foto: Land Steiermark/Streibl
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Bleibt genug Zeit für das Kulturressort?
Ja, aber es bleibt wie bisher zu wenig Zeit für den privaten Kulturgenuss. Wir werden nächstes Jahr die zweite Steiermark-Schau haben und wir sind mittendrin, die Kulturstrategie 2030 in einem breit angelegten Prozess zu erarbeiten. Da wollte ich nicht von Bord der Kulturpolitik gehen.

Thema Katastrophenschutz – wie geht es man damit um, wenn die Katastrophe schon fast zum Normalfall wird?
Wir haben in de letzten Woche eine dramatische Unwettersituation gehabt. Da konnte ich wieder einmal feststellen, wie einzigartig unser System funktioniert. Wenn du die Sirenen hörst, ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass es auch Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr gibt, die tatsächlich unter Einsatz ihrer körperlichen Unversehrtheit und ihres eigenen Lebens in den Einsatz fahren. Das ist schon ein starkes Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts, dass man nicht wenig nicht ausreichend betonen kann.

Wie ist die Stimmung bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern?
Wir sind in eine schwierige Zeit gestellt. Es ist die Pandemie nicht überwunden, wir erleben täglich die mittelbaren und unmittelbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine. Mir ist es wichtig, in die Bewältigung dieser Krisen zu gehen und Zuversicht und Perspektive zu vermitteln. Das Allerschlimmste wäre, wenn man in einen kollektiven Pessimismus verfällt.

Ist das auch Kritik an den Medien?
Wir leben in einer Zeit, wo in der medialen Vermittlung offenbar die Sehnsucht nach der täglichen Empörung, dem täglichen Skandal und der täglichen Krise unendlich groß ist. So wird man schwer Zuversicht vermitteln. Insofern wäre ein gemeinsames Engagement von Politik und Medien durchaus anzustreben.

Stichwort Föderalismus – was macht Sinn, was ist zu viel?

Zuallererst: De föderale Struktur Österreichs hat maßgeblichen Anteil daran, in welchem Wohlstand  wir leben. Es ist für mich klar, dass dezentral organisierte Staaten besser funktionieren als zentral organisierte. Und insofern tut der Föderalismus Österreich gut tut –wenn man ihn richtig versteht, als den Wettbewerb um die bessere Lösung.

Woran wird man in einigen Jahren merken, dass Christopher Drexler Landeshauptmann der Steiermark ist?
Daran, dass wir im nationalen und im internationalen Vergleich in den zukunftsrelevanten Themen als dynamische Regionen wahrgenommen werden. Beim Klimaschutz, verbunden mit wirtschaftlicher Dynamik, beim sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen,  beim Ausbau der Spitzenstellung bei Forschung und Entwicklung. Ich will, dass die Steiermark als Musterregion wahrgenommen wird. Das ist ein unbescheidenes, aber wichtiges Ziel.

An welchen Projekten kann man das festmachen?
Wenn es uns gelingt, bei den erneuerbaren Energien Spitzenpositionen einzunehmen, dann ist das messbar. Ich habe da sicher einen anderen Zugang als mein Amtskollege in Oberösterreich, der am liebsten keine Windräder und keine Photovoltaik haben will.

Ein letzter Satz zur Steiermark ...
Sie ist das vielgestaltige Bundesland, es gibt kein anderes Bundesland, das Gletscher und Weinberge hatte. Die Innovationskraft und die Spitzenstellung in Forschung und Entwicklung hat etwas mit der Mentalität der Steirer zu tun und mit ihrer Geschichte – weil wir besonders viele Herausforderungen zu meistern hatten. Da hat sich eine besondere geistige Flexibilität entwickelt. Ich glaube, dass wir eine wunderbare Region im Herzen Europas sind und uns viele Menschen auf der ganzen Welt um unsere Lebensbedingungen beneiden.

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