Sozialpartnerschaft: Mühsam, aber unverzichtbar

AK-Präsident Josef Pesserl | Foto: Oliver Wolf
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Die letzten Verhandlungen zu Mindestlohn und Arbeitszeitflexibilisierung seien "der Tod der Sozialpartnerschaft in Österreich" tönte nach dem vermeintlich dürftigen Ergebnis vor allem die Industrie – grantig auf die Gewerkschaft, mindestens ebenso ungehalten über die "eigene" Wirtschaftskammer.

"Emotionen raus"

Das Kalkül der Industrie verstehe er wohl, meint dazu Josef Pesserl, Präsident der steirischen Arbeiterkammer (AK), er mahnt aber zur Besonnenheit: "Wir sollten da jetzt Emotionen rausnehmen und die Gespräche weiterführen." Es gehe darum zu schauen, was für beide Seiten vertretbar und zumutbar sei. Das Ende der Sozialpartnerschaft sieht Pesserl jedenfalls nicht gekommen: "Wir dürfen dieses Gremium doch nicht auf zwei Themen – Mindestlohn und Flexibilisierung – und diesen einen Termin reduzieren." Die Sozialpartnerschaft habe seit 1945 eine hohe Bedeutung, Interessensgegensätze seien nur natürlich: "Alles lässt sich auf zivilisierte Art und Weise, also durch Gespräche, lösen. Das hat bis heute so geklappt und ist mit ein wesentlicher Grund für den Wohlstand und den sozialen Frieden in unserem Land."
Würde man die Sozialpartnerschaft beseitigen, wäre es statt Verhandlungen ein Diktat und das würde auf Sicht genau jene Errungenschaften gefährden, ist Pesserl überzeugt. "Miteinander reden und verhandeln ist sicher der mühsamere und langwierige Weg – aber mit Sicherheit der erstrebenswerte."

"Mindestlohn: 1.700 bis 1.750 Euro"

In der Sache selbst vertritt Pesserl eine klare Linie: "Der Mindestlohn von 1.500 Euro war ein erster richtiger Schritt, weitere müssen folgen", peilt er eine Summe von 1.700 bis 1.750 Euro an. In Sachen Arbeitszeitflexibiliserung ist er skeptisch: "Viele Unternehmer wollen das gar nicht mehr, weil Flexibilisierungen das Planen immer schwerer machen." Noch mehr Flexibilität sei aus seiner Sicht ohnehin zu hinterfragen: "Einen 12-Stunden-Tag als Regelarbeitszeit kann doch für niemand erstrebenswert sein." Man müsse vielmehr fragen, wie man mehr Menschen in Beschäftigung und Einkommen bringen könne.

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