Eklat bei EU-Kreativwettbewerb
Volksschulklasse wird wieder heimgeschickt

- Dieses Werk einer 4. Klasse Volksschule sorgte im Zuge des Europapreiswettbewerbs für große Aufregung: Auf der Vorderseite wurde unter anderem die Ukraine weiß gelassen, auf der Rückseite "spannt" sich Russland gleich über mehrere Länder wie auch die Ukraine.
- Foto: Land Steiermark
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Ein vom Europaressort angestoßener Bewerb für steirische Schulklassen gipfelte am Dienstag in einem Eklat: Die vierte Klasse einer Volksschule aus Gratkorn wurde - obwohl schon im Saal anwesend - wieder ausgeladen und heimgeschickt. Das Motiv: Auf dem eingereichten Werk der Kinder, eine Postkarte, war die Ukraine auf der Vorderseite nicht bemalt und war weiß geblieben und auf der Rückseite spannte sich Russland gleich über mehrere Länder wie auch die Ukraine.
STEIERMARK. "Die EU und DU" - so die hehre und Völker verbindende Idee hinter dem vom Europaressort des Landes initiierten Wettbewerbs für steirische Schulen. Dabei waren junge Steirerinnen und Steirer der verschiedenen Schulstufen aufgerufen, ihre Vision von Europa und der Europäischen Union kreativ in Form zu bringen, sei es in Form von Postkarten, Geschichten oder Wahlplakaten.
"Im Zuge der Ausschreibung wird den steirischen Schüler*innen ermöglicht, ein besseres Verständnis für die europäischen Zusammenhänge in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, sowie die Bedeutung der europäischen Integration für die Steiermark zu erlangen und sich kreativ damit auseinanderzusetzen."
So der Wortlaut der Ausschreibung für den Bewerb auf der Website des Landes
Einzig diese Botschaft dürfte nicht überall in gleichem Ausmaß verstanden beziehungsweise umgesetzt worden sein. Am Dienstag wurden nämlich die Preisträger-Klassen im Landesarchiv in feierlich ausgezeichnet – alle bis auf eine. Diese wurde knapp vor Beginn der Veranstaltung unter dem Hinweis, sie hätte aufgrund eines Formfehlers doch nicht gewonnen, wieder aus dem Saal gebeten.
Ukraine wurde von Russland "verschlungen"
Teilnehmende an der Veranstaltung schildern die Geschehnisse im Rückblick so, wonach die betreffende Klasse, eine vierte Klasse der Volksschule Gratkorn, nach Graz gereist war, um dort den Preis für den dritten Platz in ihrer Kategorie entgegenzunehmen. "Wir sind schon circa fünf Minuten im Saal gesessen, als jemand gekommen ist und gesagt hat, wir sollen wieder gehen, weil wir doch nicht gewonnen haben", berichtet Anita (Name von der Red. geändert) im Gespräch mit MeinBezirk. "Es hat geheißen, wir hätten auf unserer Postkarte vergessen, die Ukraine farblich zu bemalen", so die Schülerin, die – genauso wie die Lehrkräfte – das Vorgehen nicht ganz nachvollziehen kann.

- In der Primarstufe wurden nach dem Eklat nur die Preise für Platz 1 und 2 vergeben, der dritte Platz blieb leer.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Tatsächlich sei es Augen- und Ohrenzeugenberichten zufolge bereits im Vorfeld der Preisverleihung zu lautstarken Diskussionen zwischen Europalandesrat Werner Amon, der die Auszeichnungen dann auch vornahm, und den Verantwortlichen des Wettbewerbs gekommen. Der Grund der Aufregung: Auf der Vorderseite der von den Schülerinnen und Schülern gestalteten Postkarte war die Ukraine weiß geblieben und auf der Rückseite war überhaupt Russland gar über mehrere Länder, darunter auch die Ukraine gemalt.
"Es ist die Aufgabe von Pädagoginnen und Pädagogen, den Schülerinnen und Schülern die europäischen Werte unserer Gesellschaft wie Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu vermitteln. Es ist undenkbar, ein Projekt, in dem die Ukraine als Teil Russlands dargestellt wird, zu prämieren. Die Verantwortung dafür liegt bei der Jury aber auch bei den Pädagoginnen und Pädagogen, mit denen es auch Gespräche dazu geben wird. Die Kinder dürfen selbstverständlich nicht die Leidtragenden sein – für sie werden wir eine alternative Lösung finden, um ihr Engagement zu honorieren."
So die Reaktion von Europa- und Bildungslandesrat Werner Amon auf die Vorfälle

- "Die Kinder dürfen selbstverständlich nicht die Leidtragenden sein – für sie werden wir eine alternative Lösung finden, um ihr Engagement zu honorieren", betont Landesrat Werner Amon nach der unerfreulichen Ausladung bei der Preisverleihung.
- Foto: ÖVP
- hochgeladen von Simon Michl
Viel Herzblut für das Projekt
"Aus der Direktion der Schule hat es dazu auch ein Mail gegeben, wonach die Schule nochmals Kontakt mit dem Büro des Europalandesrats aufnehmen möchte", erzählt Anitas Mutter. "Wir haben jetzt ein blau-gelbes Herz gemalt und das dorthin geklebt, wo die Ukraine ist", ergänzt Anita, die die Aufregung, genauso wie viele ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden noch immer nicht ganz versteht. "Wir haben uns da gemeinsam mit unserer Lehrerin wirklich Mühe gegeben, haben die Landkarte von Europa abgezeichnet und unsere Lehrerin hat sie ausgedruckt. Dazu haben wir auch noch ein Video gemacht, was uns Europa bedeutet. Wir haben einfach vergessen, es anzumalen."
Die Schulleitung selbst möchte zu den Ereignissen keine Stellungnahme abgeben und verweist einzig auf das "Organisationsteam hinter dem Bewerb."
Alle Informationen zum Kreativwettbewerb - Europapreis des Landes.
Dieser Beitrag wurde am 6. Juni um 13.45 Uhr um weitere Rechercheergebnisse ergänzt.
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