Die Sieger stehen fest
Das sind die „Vifzacks“ der steirischen Landwirtschaft

Große Freude bei der Großfamilie Hütter über den Gewinn des „Vifzack 2024“. Vizepräsidentin Maria Pein (re.) und Oliver Kröpfl (3.v.l.), Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse, gratulieren herzlich. | Foto: LK Steiermark/Foto Fischer
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  • Große Freude bei der Großfamilie Hütter über den Gewinn des „Vifzack 2024“. Vizepräsidentin Maria Pein (re.) und Oliver Kröpfl (3.v.l.), Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse, gratulieren herzlich.
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Mit dem Innovationspreis „Vifzack“ zeichnet die steirische Landwirschaftskammer Personen aus, die mit frischen, innovativen Ideen neue Wege gehen. Dieses Jahr konnte Familie Hütter aus Straden mit ihrem Projekt „Mobilstall für Mastgeflügel“ überzeugen. Den zweiten Platz sicherte sich „Farmfluencerin“ Melanie Haas aus Passail. Den dritten Platz erreichte Martin Temmel aus Traboch, der mit seiner Aquafarm und Gemüse dem stillgelegten Elternhof neues Leben einhaucht.

STEIERMARK. „Der Innovationspreis ,Vifzack 2024‘ zeigt eindrucksvoll, dass steirische Bäuerinnen und Bauern mit viel Mut und voller Elan aus ausgereiften Ideen trendige Leuchtturmprojekte erfolgreich umsetzen und so trittsicher die Zukunft ihrer Höfe gestalten“, schildert der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Die Landwirtschaft sei ein „Hort der Innovationen“, denn nur durch innovative Ideen könne man einen landwirtschaftlichen Betrieb zukunftsfit gestalten, betonen Titschenbacher und Vizepräsidentin Maria Pein. Und sie ergänzen: „Den Erfolg, den die Betriebe durch ihren Ideenreichtum, Tatendrang und ihre Umsetzungsstärke einfahren, ist schwer erarbeitet.“ Diese Arbeit machte sich nun für drei Betriebe bezahlt, denn sie wurden mit dem „Vifzack 2024“ ausgezeichnet.

Zahlen und Fakten

  • Zwischen 30. Oktober und 30. November 2023 fand die Stimmabgabe zur Kür des Agrarinnovationspreises Vifzack 2024 statt.

  • Insgesamt wurden 68.344 Stimmen abgegeben.

  • Familie Hütter holte sich 30.567 Stimmen.

  • Die Zweitplatzierte Melanie Haas bekam 17.149 Stimmen.

  • Martin Temmel erzielte insgesamt 5.792 Stimmen.
  • Platz eins für Familie Hütter aus Straden

    Den ersten Platz beim „Vifzack“-Innovationspreis sicherte sich Familie Hütter aus Krusdorf in der Gemeinde Straden. Waltraud und August Hütter und ihre Söhne bauen mobile High-Tech-Hühnerställe auf alte Lkw-Anhänger. Die Großfamilie Hütter ist schon seit vielen Jahren Vorreiter mit Weidehaltung für Gänse, Enten, Puten und nun auch Mastgeflügel. „Tierwohl ist ein Generationenprojekt, bei uns arbeiten alle Generationen daran mit“, sagen die beiden Söhne Martin und Patrick Hütter, die mit ihren Partnerinnen voll am Betrieb mitarbeiten.

    Während es mobile Ställe für Legehennen sonder Zahl gibt, sieht es bei Mastgeflügel anders aus. Also hat August Hütter ab 2019 alte Lkw-Sattelanhänger erworben und sie mit viel Hirnschmalz und technischer Meisterleistung mit seinen Söhnen und einem befreundeten Schlosser umgebaut. Dabei wurden Fenster, Silos, Heizung und Einrichtung auf den Anhänger gebaut, Patrick hat auch die automatisierte Fütterung selbst programmiert. „Das habe ich mir alles selbst beigebracht. Ich bin da ein bisschen ein Verrückter“, scherzt der 29-Jährige, der einen mobilen Fahrverkauf aufgezogen hat, damit das Fleisch bis Wiener Neustadt vor die Türe der Kunden geliefert wird.

    Im Herbst 2022 zog dann die erste Gruppe von 400 Masthühnern in ihre mobile Weide-WG ein. Sie leben ab dem ersten Tag rund 14 Wochen am und rund um den Lkw-Anhänger-Stall. Damit werden die Weidehühner, die nach drei Wochen groß genug für den ersten Weidegang sind, gut dreimal so alt wie gewöhnliche Masthühner. Sie werden mit 1,8 bis vier Kilogramm auch deutlich schwerer, das Fleisch der Keulen ist dann schon dunkelrot. „Das langsame Wachstum merkt man auch an der höheren Fleischqualität“, ist die Familie überzeugt. Durch die Schlachtung am Hof gibt es keine Transporte während der gesamten Lebenszeit. Dafür eine wachsende Kundenanzahl, die dafür Kilopreise von 10,50 Euro (inklusive Knochen) zu zahlen bereit ist. Das Projekt ist weiter im Ausbau, der dritte Anhänger steht schon zum Umbau am Hof. Und es wären nicht die Hütters, hätten sie nicht schon Ideen ausgetüftelt, wie man den Stall noch besser machen kann.

    Platz zwei für Melanie Haas aus Passail

    Melanie Haas aus Passail konnte als „Farmfluencerin“ überzeugen und landete am zweiten Platz. Die Bäuerin sät auf Social Media Informationen, um Verständnis für Landwirtschaft zu ernten. Ein kleiner Star auf ihrem Instagram-Kanal „gschuahof“, der bereits mehr als 1.600 Follower zählt, ist der süße Zwergesel Aron von Wooly: „Aron ist ein Türöffner, um die Menschen dann auch mit landwirtschaftlichen Inhalten zu erreichen“, weiß Haas, die mit ihrem Partner Markus Vorraber hinter dem Online-Auftritt des Hofes steht, den die zwei Boku-Absolventen gemeinsam mit den Eltern von Markus Vorraber bewirtschaften.

    Melanie Haas und Markus Vorraber erreichten den zweiten Platz beim Agrarinnovationspreis „Vifzack“. | Foto: LK Steiermark/Foto Fischer
    • Melanie Haas und Markus Vorraber erreichten den zweiten Platz beim Agrarinnovationspreis „Vifzack“.
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    Die Landwirtschaft ist ihre Leidenschaft, das Vermitteln ihr Auftrag: „Unsere Landwirte produzieren alle so hohe Qualität, wir arbeiten und leben das rund um die Uhr – aber nur, wenn wir das den Menschen erklären, die mit Landwirtschaft nichts zu tun haben, werden wir Verständnis ernten“, ist Haas überzeugt. Das müsse nicht unbedingt nur auf Instagram sein. „Wenn das jemandem nicht so liegt, reicht es auch, mit Konsumentinnen und Konsumenten zu sprechen“, so die Bäuerin. 

    Wichtig ist der 30-Jährigen in ihren lebendig, unterhaltsam und informativ aufbereiteten Instagram-Beiträgen, „auf den Unterschied zwischen den Bildern in der Werbung und der Realität“ hinzuweisen – und dennoch zu „zeigen, wie modern, cool und vielseitig das Leben als Bäuerin sein kann.“ Ein bis zwei Stunden pro Tag arbeitet die „Farmfluencerin“ täglich mit dem Handy, als Vermittlerin zwischen den Welten. „Ja, das ist viel Arbeitszeit – aber ich liebe es“, betont Haas. 

    Platz drei für Martin Temmel aus Traboch

    Der dritte Platz geht an Martin Temmel aus Traboch mit seiner Aquafarm, mit er dem Bauernhof seiner Eltern in Timmersdorf neues Leben einhauchte. Der ehemalige Berufsmusiker und Song-Contest-Teilnehmer (Band: „Global Kryner“) haderte lange damit, dass am stillgelegten Heimathof in der Nähe der Pyhrnautobahn der alte Kuhstall leer stand – bis der 39-Jährige auf das Aquaponik-Kreislaufsystem stieß. Dabei reinigen Gemüsepflanzen und biologische Filter das Wasser der Fische und ziehen Nährstoffe heraus. Wobei Temmel nicht verhehlt, dass „die Lernkurve noch immer sportlich ist, um die Wasserbiologie im Gleichgewicht zu halten“.

    Auch Martin Temmel (Mitte, im Bild mit seinen Eltern) ist glücklich über den dritten Platz. | Foto: LK Steiermark/Foto Fischer
    • Auch Martin Temmel (Mitte, im Bild mit seinen Eltern) ist glücklich über den dritten Platz.
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    Die Coronazeit nutzte der Musiklehrer und Tischler, um den Hof samt Verarbeitungs-, Räucher- und Verkaufsraum umzubauen und den „Liesingtaler Edelwels“ salonfähig zu machen. Im März 2021 wurden dann die ersten Fische eingesetzt. Alle zwei Wochen gibt's nun für Privatkunden ab Hof beziehungsweise für die gehobene Gastronomie Edelwels-Filets frisch oder geräuchert, dazu auch Pasteten und Aufstriche sowie pestizidfreies Gemüse. Die Reste der Fischverarbeitung werden getrocknet und zu Hunde-Kaufutter verarbeitet.

    Und das Potenzial seiner Aquafarm ist riesig: Einerseits, weil er die auf 15 bis 20 Tonnen Jahresfischproduktion ausgelegte Anlage noch nicht ausgeschöpft hat, andererseits wird in Österreich so wenig Fisch produziert, dass die heimische Ware statistisch bereits Ende Jänner aufgebraucht ist. „Und unsere Fische leben zu 100 Prozent frei von Mikroplastik und Antibiotika“, betont Temmel. Übrigens: Beheizt wird mit der hauseigenen Hackschnitzelanlage. Und das Wassersystem ist so ausgeklügelt, dass man für das Pumpen von 120.000 Liter Wasser pro Stunde weniger Strom braucht als ein Staubsauger.

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