Volksbank Steiermark-Chefin Regina Ovesny-Straka im Porträt
Keine Scheu vor eiskaltem Wasser

"Bei uns werden eigentlich die Männer diskriminiert", resümiert Regina Ovesny-Straka die weibliche Doppelführung der Volksbank. | Foto: Konstantinov
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  • "Bei uns werden eigentlich die Männer diskriminiert", resümiert Regina Ovesny-Straka die weibliche Doppelführung der Volksbank.
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Eine starke Frau in einer Männer dominierten Welt. Regina Ovesny-Straka schifft die Volksbank Steiermark durch die derzeit stürmischen Gewässer der Krise. Mit der WOCHE spricht die Generaldirektorin darüber, warum Frauen seltener in Führungsrollen schlüpfen,  warum sie eiskaltes Wasser liebt und ihren inneren Schweinehund.

Sie sind gemeinsam mit Monika Cisar-Leibetseder ein weibliches Führungsduo an der Spitze einer Bank, ein österreichisches Alleinstellungsmerkmal der Volksbank?
Regina Ovesny-Straka: "Ich behaupte jetzt einmal, wir sind die einzige österreichische Bank, wo zwei Frauen an der Spitze sind. Ich glaube, es gibt bei den Versicherungen einige, die mehrere Frauen im Vorstand haben, aber bei den Banken sind wir allein. Und da muss man dazu sagen, wir diskriminieren ja eigentlich die Männer, weil wir sind nur zwei Frauen."

Wie schaut es innerhalb des Mitarbeiterstabs insgesamt aus?
Von den rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind mehr als die Hälfte weiblich. In den Führungspositionen stehen wir bei rund 25 bis 30 Prozent. Also das ist noch nicht befriedigend, da müssen wir auch mehr Frauen ermuntern, diese Positionen zu übernehmen.

Glauben Sie, dass es Frauen an Mut fehlt, gewisse Funktionen zu übernehmen?
Ja definitiv. Frauen hinterfragen immer noch sehr stark "Schaffe ich das?". das liegt immer noch in der Natur der Dinge und sie wollen eher hundertprozentig vorbereitet sind und wollen alles wissen und wagen erst dann diesen Schritt. Männer sind da eher lockerer, nach dem Motto "Wird schon gehen."

Wer kann besser mit Geld umgehen? Männer oder Frauen?

Strukturiert, glaube ich, wirklich besser Frauen. Männer sind besser beim "ins Risiko gehen". Frauen analysieren teilweise zu genau und verlieren sich im Detail. Das ist manchmal gut, aber in Managementpositionen nicht immer. Bei Managemententscheidungen muss man auch zeitweise 80/20 sagen. Wenn 80 Prozent erfüllt sind, kommt es auf die letzten 20 Prozent nicht an. Frauen tendieren zu 120 Prozent und das ist ineffizient und nicht förderlich. Im Management muss man Entscheidungen unter Unbekannten treffen. Da tun sich Männer aus meiner Erfahrung etwas leichter.

Haben Sie das erst lernen müssen oder ist es Ihnen charakterlich gegeben?
Ja, das habe ich lernen müssen oder besser, das hat mich das Leben gelehrt. Ich war lange in der Slowakei und das zu einer Zeit, als es noch kein erprobtes Rechtssystem gab. Das war ein neuer Staat, da wird man gezwungen, Risiken einzugehen.

Wie mutig sind Sie, auf einer Skala von 1 bis 10?

Ich glaube, ich liege schon bei 8, 9. das spiegelt mein Lebenslauf wider. Ich bin immer in ein Wasser hineingesprungen, wo ich mir vorher gedacht habe, es könnte ein bißchen kalt sein und dann bin ich draufgekommen: "Es ist eiskalt", da war halt schnell Schwimmen angesagt.
Als in ich die Slowakei gegangen bin, war das Land gerade einmal ein Jahr selbstständig. Ich konnte die Sprache nicht, es gab keine englischen Medien, am Anfang konnte ich mich nicht einmal richtig verständigen. Da erinnere ich mich an eine Episode in einem Lebensmittelgeschäft, wo ich mir zehn Deka Schinken bestellen wollte ... ich habe es schlussendlich geschafft und bin dann ganz stolz in meinem Appartement vor diesen 10 dag Schinken gesessen. 
Ich würde es jedem empfehlen, diese Sprünge ins eiskalte Wasser zu wagen, man lernt so viel, für sich selbst, man lernt neue Menschen kennen, man bekommt Hilfe von Seiten, mit denen man nicht rechnet ... und man gewinnt immer wieder gegen sich selbst beziehungsweise gegen seinen inneren Schweinehund.

Man lernt zu kämpfen ...
Ja, das habe ich jetzt auch in der Corona-Krise gemerkt. Natürlich hat uns das alles gebeutelt, aber da ich schon so viel in meinem Leben gemacht habe, ist es nicht, wovor ich jetzt Angst oder die Panik habe. Natürlich freue ich mich jetzt nicht unbedingt, aber wir werden es schon meistern. Ich habe dieses Vertrauen, dass sich ein weg findet.

Wie ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, sich selbst mehr zuzutrauen?
Ich bin jemand, der sehr viel fordert, aber ich versuche, auch zu fördern. Man bekommt ein Gespür und wenn ich bei jemanden Feuer und Enthusiasmus spüre, dann sage ich das diesem Mitarbeiter auch. Das Schlimmste für mich sind Mitarbeiter, die Potenzial haben, es aber nicht ausnützen, weil sie nicht an sich arbeiten wollen. Das sage ich ihnen dann auch ... das kommt halt nicht immer so gut an. Aber ich finde das eben so schade.

Für den Bankensektor ungewöhnlich, Sie sind alle per Du, richtig?
Ja, das stimmt und wir sind auch ungewöhnlich (lacht).

Beruflich waren Sie ja sehr oft sehr mutig, sind Sie privat auch so mutig?
Ja, ich denke schon. Mein Mann ist 20 Jahre älter als ich, er musste sich, als wir uns kennenlernten, erst scheiden lassen und ich stamme aus einer sehr konservativen Familie, da haben sich wilde Szenen abgespielt, aber ich habe gesagt: "Den Mann liebe ich, das drücke ich jetzt durch". Inzwischen sind wir fast 30 Jahre verheiratet.

In einer Bank kann man das Thema Corona-Krise nicht außen vor lassen, wie sehen Sie die Auswirkungen der Krise?
Die wirtschaftliche Entwicklung ist noch nicht absehbar, die Palette reicht von rosa bis ganz schwarz. Es wird alle Branchen treffen, bis auf wenige Ausnahmen. 
Wir haben uns - in allen Banken - sehr bemüht, so schnell wie möglich die Liquidität zu den Unternehmen zu kriegen. Es wird nicht alles sofort genützt, das muss man auch sagen. Und bei all dem Guten, was von Regierungsseite passiert ist, so war die Abwicklung doch oft schwierig, Richtlinien nach vor und zurück, ständige Änderungen und irgendwann wusste man nicht mehr, was gilt jetzt.
Die Lehre aus der Krise: Den Förderdschungel endlich entwirren und mehr Klarheit schaffen. Dort könnte in der Verwaltung gespart werden und auch für die Bürger wäre es um ein Vielfaches einfacher.

Was wird davon abgesehen die größte Herausforderung werden?
Jene Menschen und Unternehmen, die es erwischen wird, zu unterstützen. Das aber nicht nur mit Geld, sondern Hilfe zur Selbsthilfe, sprich "Wie kann ich mit dieser Situation fertig werden?" Wie können die Betroffenen wieder Boden unter die Füße bekommen.

Wie lange wird die Wirtschaft etwas von Corona "haben"?
Naja, ich sage zwei bis drei Jahre, das erste Rascheln wird es schon im Herbst geben, die nächsten Einschränkungen der Garantien bekommen wir dann im Frühjahr 2021 zu spüren.
Was auch sichtbar wird, ist, dass viele Unternehmen absolut kein Eigenkapital haben.

Zurück zu Ihnen, Sie haben schon viele Stationen durchlaufen. Was haben Sie noch vor?
Wir werden die Volksbank Steiermark noch etwas verbessern, wir werden in der Beratungsqualität noch besser werden, wir werden wachsen, wir aus der Krise erfolgreich hervorgehen. Ja und dann wird der nächste Abschnitt kommen, die Pension. Was ich dann dort mache, weiß ich noch nicht ... aber ich glaube nichts, was mit der Bank zu tun hat.

"Bei uns werden eigentlich die Männer diskriminiert", resümiert Regina Ovesny-Straka die weibliche Doppelführung der Volksbank. | Foto: Konstantinov
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