Delegation in Polen
Wirtschaftlicher Austausch mit Lublin und Rzeszów

Ein Großteil der steirischen Delegation aus Wirtschaft und Politik auf dem Marktplatz der Stadt Rzeszów im Südosten von Polen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Rund 30 steirische Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft besuchten gemeinsam mit Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl von 11. bis 15. April das EU-Land mit dem aktuell größten Wirtschaftswachstum: Polen. Die ersten beiden Stops führten die Delegation in den aufstrebenden Osten Polens, nach Lublin und Rzeszów.

STEIERMARK/POLEN. "Polen bekommt als Exportland immer größere Bedeutung und hat wirtschaftlich enormen Einfluss auf Österreich", erklärt der Wirtschaftsdelegierte für Polen, Konstantin Bekos. Das Land ist auf EU-Ebene die sechstgrößte Volkswirtschaft und unter den Top-10 der wichtigsten Exportmärkte der Steiermark. Polen nutzte die großzügigen EU-Fördergelder seit dem Beitritt im Jahr 2004 für einen umfassenden Ausbau der Infrastruktur und Forschungseinrichtungen und schaffte so die Rahmenbedingungen für Innovation und wirtschaftlichen Aufschwung.

70.000 polnische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger pendeln außerdem nach Österreich, weitere rund 60.000 werden von österreichischen Niederlassungen in Polen beschäftigt - historisch bedingt befinden sich diese aber vor allem im Süden des Landes. Die Gespräche im Rahmen der nun durchgeführten steirischen Delegation sollen auch den (Süd-)Osten des Landes attraktiver für die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Green-Tech, zivile Luftfahrt und Holzwirtschaft machen. 

Vertreterinnen und Vertreter der steirischen Delegation bei einem der zahlreichen Firmenbesuche in Lublin und Rzeszów. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Lublin - Stadt des wirtschaftlichen Wachstums

Zunächst ging es für die Steirerinnen und Steirer nach Lublin, in die größte Stadt Ostpolens und Hauptstadt der Woiwodschaft Lublin (Lubelskie) mit rund 340.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt gilt als die am schnellsten wachsende Metropole des Landes. 2023 darf sich Lublin zudem als "Jugendhauptstadt Europas" bezeichnen. 46 Prozent der Bevölkerung ist unter 40 Jahre alt, darunter 60.000 Studierende. Lublin ist stolz auf ihre hohe Lebensqualität, günstige Investitionsbedingungen und gilt außerdem als größter Start-up-Hub Polens.

Besuche bei namhaften Firmen, wie dem Holztüren- und Fensterhersteller Pol-Skone, der Firma Voltmax, ihres Zeichens Marktführer im Bereich Photovoltaik und erneuerbare Energien sowie die Unternehmensvorstellung von Pzl-Świdnik, dem größten Hubschrauberhersteller Polens, zeigten eindrucksvoll, dass Lublins Unternehmen spannende Anknüpfungs- und Investitionsmöglichkeiten für die heimische Wirtschaft und die anwesenden Verteterinnen und Vertreter bieten. Es wurden rasch Kontaktdaten ausgetauscht und B2B-Gespräche vereinbart.

Offizieller Empfang im Marschallamt der Woiwodschaft Lublin mit anschließenden B2B-Gesprächen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Auch auf politischer Ebene war man sich in Lublin schnell einig: Bei einem Treffen mit dem Marschallamt der Woiwodschaft Lubelskie wurde Graz als "Muster für die Umgestaltung von der Industriestadt zur ökologischen Stadt" erhoben. Auch die "Vorbildwirkung der Steiermark" beim Thema Abfallbewirtschaftung wurde betont. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sprach wiederum die gute Zusammenarbeit der Woiwodschaft mit dem Land Steiermark an, auf der man aufbauen wolle: "Zwischen beiden Regionen gibt es langjährige Beziehungen, bereits seit 2010 gibt es sogar ein eigenes Kooperationsabkommen."

Neben dem Green-Tech Cluster und dem ACstyria Mobilitätscluster erwähnte die Landesrätin auch die Rolle der Steiermark als Kulinarik- und "Urlaubsland Nummer 1 unter den Österreicherinnen und Österreichern". Die Woiwodschaft Lublin gilt hingegen laut Vize-Marschall als "Getreidespeicher Polens", was zukünftig auch eine Zusammenarbeit im Bereich der lebensmittelverarbeitenden Industrie für die Regionen interessant machen dürfte.

Auf anspruchsvolle Kunst im öffentlichen Raum wird in der Stadt Rzeszów Wert gelegt. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Rzeszów - Luftfahrt und ein Herz für die Ukraine

Rzeszów ist die größte Stadt im Südosten von Polen mit rund 220.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Hauptstadt des Karpatenvorlandes (Podkarpackie) erlangte durch seine geographische Nähe zur Ukraine seit Ausbruch des Krieges größere Bekanntheit. Denn die nur 90 Kilometer entfernte Staatsgrenze machte den städtischen Flughafen zu einem der wichtigsten Drehkreuze für die Abwicklung humanitärer Hilfe aus aller Welt. Die Hilfsbereitschaft im ganzen Land ist groß: 1,6 Mio. Ukrainerinnen und Ukrainer fanden Schutz und Arbeit in Polen - ein Großteil davon kam in privaten Unterkünften unter.

Der idyllische Marktplatz von Rzeszów im südöstlichen Polen bei strahlendem Sonnenschein. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Der idyllische Marktplatz von Rzeszów im südöstlichen Polen bei strahlendem Sonnenschein.
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Doch neben der Ukrainehilfe gilt Rzeszów auch als blühende "Stadt der Innovationen". Der Ballungsraum Rzeszów ist das sich am schnellsten entwickelnde Zentrum für Luftfahrtindustrie in Mitteleuropa und beherbergt den größten Cluster Polens. Bei einem Netzwerktreffen zwischen Wirtschaft und Politik im örtlichen Rathaus betonte Bürgermeister Konrad Fijolek außerdem die Rolle des Tourismus, der sanften Mobilität und der Kultur - Rzeszów wolle sich deshalb als "Europäische Kulturhauptstadt 2029" bewerben und freue sich über Hilfe der Stadt Graz, die bereits 2003 dieses Prädikat erhielt. Das ließ sich Landesrätin Eibinger-Miedl nicht zweimal sagen und versicherte, die Zuständigen nach dem Treffen zu vernetzen und beim Bewerbungsprozess zu helfen.

Formeller Austausch im Bürgermeisteramt der Stadt Rzeszów mit Bürgermeister Konrad Fijolek, Vizebürgermeister Dariusz Urbanik und dem Zuständigen für wirtschaftliche Entwicklung Robert Homicki. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Formeller Austausch im Bürgermeisteramt der Stadt Rzeszów mit Bürgermeister Konrad Fijolek, Vizebürgermeister Dariusz Urbanik und dem Zuständigen für wirtschaftliche Entwicklung Robert Homicki.
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Auch wirtschaftlich sahen die beiden politischen Organe viele Anknüpfungspunkte, etwa beim Thema Aviation und Green Tech. Außerdem fand man rasch Konsens beim Thema Forschung und Start-ups bzw. der Förderung junger Talente und sicherte von steirischer Seite regelmäßigen Erfahrungsaustausch in Form von Online-Meetings zu.

Grüne Innovationen der Zukunft 

Die Vielfalt und Innovationskraft der im Karpatenvorlandes ansässigen Unternehmen zeigte sich schließlich im Rahmen von Firmenbesuchen bei Golbalux, einem Hersteller von energieeffizienten Holzhäusern, bei MTU Aero Engines Polska sowie bei ML System, einer Firma, die gebäudeintegrierte Photovoltaik-Zellsysteme entwickelt. Letztere vermarktet Solarpanele in Holz-, Stein- und Marmoroptik, aber auch Dachpanele und ein bislang einzigartiges PV-System aus Glas. Beinahe jedes Element der Hausfassade inklusive der Fenster kann so Strom erzeugen, Beispiele für derart energieautarke Gebäude finden sich bereits in ganz Europa.

Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des steirischen Green Tech Valley Clusters zeigte sich nach der Besichtigung des Werks sichtlich begeistert: "ML Systems hat beeindruckend gezeigt, wie sie aus unterschiedlichen Einzeltechnologien schöne Architekturprojekte machen, sodass jede Fassade Strom erzeugt." Anknüpfungspunkte mit heimischen Unternehmen sieht Puttinger bei Systemlösungen rund um Holz und Glas, aber auch rund ums Thema LED - und es gäbe mit Kioto Solar in Wies sogar einen starken, steirischen Mitbewerber in diesem Segment.

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, ML System Sales Director Jan Strzalkowski und Green Tech Valley Cluster Geschäftsführer Bernhard Puttinger nach dem Besuch von ML System in Rzeszów. | Foto: Bianca Lipp
  • Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, ML System Sales Director Jan Strzalkowski und Green Tech Valley Cluster Geschäftsführer Bernhard Puttinger nach dem Besuch von ML System in Rzeszów.
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Im nächsten Teil dieser Serie erfährst du mehr über die Stadt Krakau.

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