Bad Gleichenberg
Im Columbia stecken Erinnerungen aus 50 Jahren

Das Columbia von Rene Schaden (2.v.l.) und Daniela Deutsch (2.v.r.) ist für die Stammgäste Mario Marina (l.) und Herbert Schiefer wie das zweite Wohnzimmer. | Foto: RegionalMedien
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In kaum einem zweiten Kaffeehaus stecken dermaßen große Tradition und so viele Erinnerungen wie im Café Columbia in Bad Gleichenberg. In Nächten "fast wie damals" will das neue Inhaber-Gespann alte Zeiten aufleben lassen.

BAD GLEICHENBERG. Die altern Mauern des Gebäudes von 1883 und die typische Einrichtung aus den 70er Jahren sind Zeugen von Schnapserpartien, Kaffeetratschrunden und Tanzabenden eines halben Jahrhunderts. Was die Familie Pfeiler an Tradition und Stammkundschaft aufgebaut hat, wollen Rene Schaden und Daniela Deutsch weiter pflegen. Und so laden die beiden zur 50-Jahr-Feier des Cafés Columbia – ganz im Zeichen der 70er und 80er. Ganz nebenbei lassen sie auch sich selbst hochleben, haben sie doch vor einem Jahr gleichsam eine bedrohte Kaffeehauskultur im historischen Kaiser-Kurort vor dem Niedergang gerettet.

Die Villa Karlsruhe, später "Alte Gemeinde", heute Café Columbia, wurde 1883 von Carl Mayr, Bäckermeister und auch Erbauer des Karolinenhofes (heute Seniorenheim Ahorn), erbaut. | Foto: Archiv
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Der Charme der 70er

Die Stammgäste haben auch die neuen Eigentümer:innen lieb gewonnen, auch wenn sie in jeder Erinnerung vom Gründerpaar Ernst und Ilse Pfeiler und von Tochter Silvia Pfeiler schwärmen. Die beiden nämlich hätten das Columbia, im Übrigen ursprünglich benannt nach der Kaffeesorte, zu dem gemacht, was es heute ist – zum Wohnzimmer für Stammgäste und Kurpatient:innen. Heute erfüllen zwar die Röstaromen von Illy die drei Halbetagen des Cafés, aber die Möbel mit dem Charme der 70er sind dieselben geblieben. Auch der wertschätzende Umgang untereinander – zwischen der Kellnerin und dem Gast – ist für viele damals wie heute ein Grund dafür, einen Gutteil der Freizeit im Columbia zu verbringen.

Herbert Schiefer, Mario Marina, Daniela Deutsch und Rene Schaden stoßen auf viele weitere gemeinsame Jahre im Columbia an. | Foto: RegionaLMedien
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"Die Chefleute waren immer in Ordnung"

Einer, der schon seit 43 Jahren so gut wie täglich einkehrt, ist Mario Marina vom gleichnamigen Mazda-Autohaus. In den Anfängen seiner "Kaffeehauskarriere" ist der bald 60-Jährige mit seinem Vater Josef gekommen, zu Mopedzeiten dann in Begleitung von Fußballkollegen und Jugendfreunden. Heute schaut er vor der Arbeit kurz nach 7 Uhr auf einen Kaffee vorbei, und auch den Feierabend verbringt der Chef von Mazda Marina mal länger, mal kürzer im Columbia. "So wie mich damals mein Vater mitgenommen hat, so kommt heute mein Sohn Marco mit mir mit", verrät Mario Marina, dass hinter den Mauern des Columbia die Zeit quasi still zu stehen scheint.

Noch länger Stammgast als Herbert Schiefer, der seit 45 Jahren einen Kaffee oder ein Seidl serviert bekommt, sind nur die Gründer:innen Ernst und Ilse Pfeiler selbst, die freilich auch noch ab und zu "nach dem Rechten schauen". Herbert Schiefer jedenfalls – heuer feierte der pensionierte Turmkranfahrer in seinem Lieblingslokal, wo sonst, seinen 70. Geburtstag – kann sich noch an jene Zeiten erinnern, zu denen das Gebäude in der Oberen Brunnenstraße etwa die Gemeinde, das Standesamt, eine Konditorei oder E-Werk-Büros beherbergte. Was ihn stetig wieder kommen lässt? "Die Chefleute waren immer in Ordnung", so Schiefer. Und auch mit den neuen Inhaber:innen scheint er zufrieden zu sein, jedenfalls so lange sie sich von ihm eine Bummerl anhängen lassen.

Auch für Kindernachmittage ist im Columbia in Bad Gleichenberg genügend Platz. | Foto: Privat
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Chef steht mehr vor als hinter der Theke

Der Paldauer Rene Schaden, der gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Daniela Deutsch mit 13 Jahren Erfahrung in der Gastronomie, das Gebäude vor einem Jahr gekauft hat, setzt auf die Weiterführung des Hauses nach den traditionellen Werten und Tugenden wie Freundlichkeit und Offenheit, die untrennbar mit dem Café verbunden seien. Investiert hat er in die sechs Zimmer der Pension, die er ausbauen und renovieren ließ.

Es seien aber die guten Gespräche, die ihn immer wieder mal und Daniela Deutsch laufend – neben ihrem gemeinsamen Brotberuf in der Immobilienbranche – förmlich wie ein Magnet ins Lokal ziehen, wo sie sich in der Gesellschaft der Gäste so richtig wohlfühlen. "Aber es ist vorwiegend Daniela, die sich um den Betrieb kümmert und die treibende Kraft im Columbia ist", gibt Schaden zu. Er selbst sei mehr vor als hinter der Theke anzutreffen.

An Tanzabenden wie damals wird im Columbia bis tief in die Nacht hinein gefeiert. | Foto: Privat
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Discokugel wird wieder angeworfen

Zum 50. Jubiläum wird die Discokugel wieder angeworfen. Das Gastgeberpaar lädt unter den riesigen Glaslustern zu "Eine Nacht (fast) wie damals" am Samstag, 25. November ein. Ab 11 Uhr gibt es Kesselgulasch, Glühwein, Punsch, Snacks und vieles mehr. Und um 19 Uhr steigt die Party mit den größten Hits der 70er und 80er. Dann könne sich Herbert wie einst als Taxitänzer beweisen, schmunzelt Daniela Deutsch.

Gefeiert wird allerdings nicht nur in der Jubiläumsnacht. Jeden Sonntag im Advent lassen sich bei Glühwein, Lillet Hot Berry, Glühmost und Punsch alte Geschichten aufwärmen. Am Heiligen Abend ist das Columbia bis 14 Uhr geöffnet. Bis dahin warten die Kleinen in der Kinderspielecke aufs Christkind. Und in der Silvesternacht feiert das Columbia mit dem Come Together und der Party mit seinen Gästen ins neue Jahr.

Dichter Terminkalender

Es sei gerade jene lebendige Veranstaltungskultur, die das Columbia gut gehen lässt, ist sich Mario Marina sicher. Und Rene Schaden und Daniela Deutsch hören auf einen ihrer treuesten Stammgäste. Kindernachmittage oder Events der FH-Studentinnen und FH-Studenten bringen Leben ins Lokal. Aber auch die beliebten Tanzabende sollen den Columbia-Terminkalender laufend füllen.

Die Studentinnen und Studenten der FH Joanneum schauen gelegentlich vorbei | Foto: Privat
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