Seltene Berufe
Die drei Hütters zaubern aus der "Daube" ein Fass
Zugegeben – wenn man an einen Lehrberuf denkt, kommt einem die Fassbinderei wohl nicht gleich in den Sinn. Wie faszinierend dieser Beruf aber tatsächlich ist, weiß die Familie Hütter aus Thien bei Gnas zu berichten.
GNAS. Wer in der Steiermark nach einer klassischen Fassbinderei sucht, dem wird bald bewusst, dass es sich um eine aussterbende Zunft handelt. Gesegnet ist in jener Hinsicht noch die Gemeinde Gnas. Hier hat man noch bzw. gleich zwei Betriebe. Während in Maierdorf Anton Neuhold noch die Fahne des selten gewordenen Handwerks hochhält, ist es in Thien die Familie Hütter.
Der Betrieb, der im Vorjahr sein 75-Jahr-Jubiläum zelebriert hat, ist gut erkennbar – und zwar am neun Meter hohen Fassdaubenstoß. Zur Information: Dabei handelt es sich um eine Tradition des Holztrocknens, wobei die Fassdauben einfach übereinander gestapelt werden und im Falle von Familie Hütter fünf Jahre lang allen Witterungen ausgesetzt werden.
Heimische Werkstatt als Magnet
Die Tradition spielt im klassischen Familienbetrieb eine große Rolle. Johann Hütter senior, mittlerweile 75, hat das Unternehmen 1973 von seinem Vater, ebenfalls ein Johann, übernommen. Er ist überglücklich, dass sich sein älterer Sohn Johann nach der Tischlerlehre in Radisch für den heimischen Betrieb entschieden hat und diesen weiterführt. Auch Andreas, Johanns jüngerer Bruder, zog die Fassbinderei nach dem Besuch der land- und forstwirtschaftliche Fachschule Hatzendorf in den Bann und in die elterliche Werkstatt. Der 38-Jährige darf sich seit 2012 übrigens jüngster Fassbindermeister der Steiermark nennen.
"Es ist eine Freude, die ich gar nicht beschreiben kann – ich werde von vielen beneidet, dass meine Söhne den Betrieb übernommen haben."
Johann Hütter senior
"Unser Hauptgeschäft sind Fässer für Wein, Schnaps und Essig und Bottiche für Essig und Sauerkraut", erklärt Johann junior. Die Konkurrenz aus dem Ausland und den Nirosta-Trend bei Gefässen nennt er als eine Herausforderung der letzten Jahre, doch jetzt würde das Geschäft wieder gut anlaufen. Vor allem in den Kellereien wäre das Holz wieder groß im Kommen.
Vom "Streifen" bis zum "Feuern"
Die Fassbinderei ist mit viel Handwerkskunst und Geduld verbunden. Zwei Tage ist man in Hütters Werkstatt beispielsweise mit einem 300-Liter-Fass beschäftigt. Es sind einige Arbeitsschritte nötig, bis man das fertige Produkt u.a. bis nach Deutschland liefern kann. Vieles dreht sich um die Form des Holzes, zu 90 Prozent übrigens Eiche. Beim "Streifen" wird etwa eine Rundung auf die Fassdaube gehobelt, beim "Verjüngen" wird ein Ausschnitt gemacht und beim "Fügen" erhält das Holzstück einerseits teils eine Schräge und anderseits eine konische Form. Bei einem der letzten Arbeitsschritte, dem "Feuern", wird das Fass innen mithilfe eines Feuers und außen durch Befeuchten quasi weichgemacht und mit Seilzügen in Form gebracht.
Nur Holz, Eisen und Schilf
"Man hat so viele Möglichkeiten mit dem Holz – und man lernt immer was dazu. Das Faszinierende an einem Fass ist für mich, dass es nur aus Holz, Eisen und Schilf besteht", so Johann Hütter junior. Die Berufsschule für die Fassbinder befindet sich übrigens in Pöchlarn in Niederösterreich, wie er erklärt. Dort würden auch Lehrlinge aus dem benachbarten Deutschland ausgebildet werden.
Aber wie ist es eigentlich, ausschließlich im Familienverbund zu arbeiten? "Nicht immer reibungslos, aber am Ende des Tages passt wieder alles", betont er schmunzelnd.
So geht's zur Familie Hütter:
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