Unsere Erde
Die Natur spielt jetzt verrückt

- Geophypten in feuchten Wäldern bieten beispielsweise wichtige Nahrung für Hummeln.
- Foto: Wieser
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Der Biologe Bernd Wieser sieht aktuell viele Risiken, aber auch Chancen für die Natur.
REGION. "Das Wetter spielt verrückt. Heuer konnten wir Klimaphänomene beobachten, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Auf einen extrem warmen Februar folgte ein eiskalter März", so der Biologe Bernd Wieser aus Feldbach. Er sieht hier große Auswirkungen und Herausforderungen für die Tier- und Pflanzenwelt.
Wieser macht darauf aufmerksam, dass die Kältewelle im März sehr viele Blüten zerstört hat – mittlerweile habe sich die Lage diesbezüglich wieder einigermaßen beruhigt. Das nächste Problem sei nun allerdings die Trockenheit. "Die Insekten können sich aufgrund der Trockenheit nicht anständig entwickeln", betont der Biologe. Er erklärt, dass zum Beispiel Schmetterlinge auf eine Grundfeuchtigkeit angewiesen sind. Auch die Bienen und Hummeln hätten jetzt längere Wege, da die Blüten wenig Nektar bieten. Deshalb würden die Arbeiterinnen auch schnell ermüden und können keine Vorräte anlegen.

- Feinäste für Hackschnitzelanlagen fehlen als Dünger im Wald und als "Beschützer" der Waldböden.
- Foto: Wieser
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Auch die Corona-Krise habe Auswirkungen auf den Naturraum bzw. besser gesagt der Mensch. "Da jetzt mehr Zeit ist, nutzen viele Menschen diese für die Waldarbeit", so Wieser. Er macht darauf aufmerksam, dass die Wälder zu stark "ausgeputzt" werden. So wird etwa viel Holz für Hackschnitzelheizungen entnommen. Jenes Holz sei aber im Wald auch wichtiger Dünger und Lebensraum, der in der Folge natürlich fehlt. Auch die Dichte des Waldes käme abhanden, dies beschleunige laut Wieser die Austrocknung der Bestände.
Chance für Luftraum
Wieser sieht nun aber auch Chancen für die Natur. "Der Luftraum hat sich erholt. Weniger Abgase, weniger Lärm, weniger Lichtverschmutzung, kein Flugverkehr – das hat auch zu einer klareren Atmosphäre geführt." Er geht hier auch auf die Auswirkungen ein: "Die Folge ist eine Abkühlung durch erhöhte Wärme-Abstrahlung in den Kosmos und weniger Luftfeuchtigkeit aufgrund geringerer Partikel-Mengen, die zur Wolkenbildung benötigt werden. Es wird also kurzfristig kälter und trockener. Wir müssen noch abwarten, wie es sich entwickeln wird. Grundsätzlich kann es momentan für das Klima ausgleichend wirken."
Alles in allem bleibt Wieser optimistisch. Er erklärt, dass es noch ein üppiges Jahr werden kann – vorausgesetzt, es kommt der Regen.



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