Südoststeiermark
Gewerkschaften sehen Gesundheitssystem kurz vorm Kollaps
Mit der Protestaktion "15 nach 12" zeigten die Gewerkschaften vor dem LKH-Standort in Feldbach auf.
FELDBACH. Vor knapp über einem Monat – die Woche hat berichtet – haben sich über 150 Bedienstete aus dem Pflegedienst und der Ärzteschaft des LKH-Standorts Feldbach im Rahmen der Aktion "Für uns ist es 5 nach 12" vor der Station 1a versammelt. In Summe waren laut dem ÖGB Südoststeiermark mehr als 400.000 Beschäftigte aus Reihen der Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufe bei dieser bundesweiten Aktion dabei, um auf die prekäre Lage im Gesundheitsbereich aufmerksam zu machen.
Nun ließ man erneut am bzw. vor dem Areal des LKH aufhorchen. Die "Offensive Gesundheit – die Gewerkschaften", bestehend aus den Gewerkschaften GPA, GÖD, Younion und vida, zeigte in einer gemeinsamen Plakataktion auf, dass es nun schon "15 nach 12" sei. Mit auf der Straße standen in Feldbach neben ÖGB-Regionalsekretär Karl Heinz Platzer unter anderem natürlich auch der LKH-Betriebsratsvorsitzende Christian Fürntrath und seine Stellvertreterin Manuela Leitgeb.
Mehr Geld und planbarere Arbeitszeiten!
"Es hat sich nichts an der Lage geändert", betont Leitgeb und weist auf die schwierigen Arbeitsbedingungen in der Pflege bzw. in allen Bereichen des Krankenhauses hin. Verbessert werden müsse unter anderem die Bezahlung.
Kein Licht am Ende des Tunnels
In der Pflege liege die Steiermark im Bundesländervergleich im unteren Bereich. Generell müsse man auch den Personalschlüssel überdenken. Um den Beruf wieder attraktiver zu machen, gelte es vor allem, mehr Planbarkeit in Sachen Dienstzeiten zu gewährleisten. "Wir brauchen auch eine Kinderbetreuung am LKH Feldbach", steht für Leitgeb zudem fest. Die Zeit, um generell zu handeln, sei längst gekommen: "Derzeit ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen."
Dass die Stimmung am Standort angespannt sei, bestätigt Christian Fürntrath: "Unsere Intensivbetten sind annähernd zu 100 Prozent ausgelastet – über 50 Prozent sind Covid-Patienten." Die Situation habe aber nicht nur mit Corona zu tun, sondern habe sich schon davor sukzessive zugespitzt. "Es werden massive Fehler in der Ausbildung gemacht", ist sich Fürntrath sicher. "Die Pflege zu akademisieren war der falsche Weg", erklärt der Betriebsratsvorsitzende.
Falscher Weg in der Ausbildung
Die Akademisierung führe einerseits dazu, dass die Einstiegsbarriere für einige Interessierte zu hoch sei und hätte auch zur Folge, dass viele letztendlich nicht direkt am Krankenbett arbeiten, sondern eher eine weiterführende Qualifikation bzw. einen Platz im Büro anstreben.
Ähnlich sieht die Lage Betriebsrätin Heidi Tschebular. Die diplomierte Krankenschwester ist seit 30 Jahren am LKH Feldbach tätig bzw. in der medizinisch neurologischen Ambulanz aktiv. Sie erzählt, dass Pensionierungen, Krankenstände und nun natürlich auch Kontaktpersonen für sie zusätzliche Dienststunden zur Folge hätten.
Erwartungserhaltung ist gestiegen
Die Anforderungen in ihrem Beruf wären im Laufe der Jahre sehr gestiegen. Die Erwartungshaltung der Patienten sei gestiegen, enorm gewachsen sei zudem auch der bürokratische Aufwand. In der Ausbildung werde derzeit ein falsches Bild vom Beruf vermittelt. Der Bezug zur Realität und zur Arbeit direkt mit den Patienten am Krankenbett würde zu kurz kommen. "Wenn meine Generation in Pension geht, schaut es schlecht aus", ist Tschebular pessimistisch.
Kommentar zum Bericht:
Lies auch über die Aktion "Für uns ist es 5 nach 12":
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