Hilfe die ankommt

An den Häusern kann man die Höhe der Flut ablesen
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Eine Hilfsaktion für die Giftschlammopfer in Ungarn

Mitten aus der ebenen Landschaft ragt ein Berg – der Somlo, als an einem drüben Novembersamstag auf der Durchzugsstraße Richtung Veszprem ein Möbelwagen fährt. „Seht, dort ist das Werk, aus dem der Giftschlamm ausströmte“, erklärt uns Wolfgang Deutsch, der schon das zweite Mal mit einem vollbeladenen LKW in diese Gegend fährt. Er zeigt auf eine Rauchwolke, die in weiter Ferne aus Fabrikschloten steigt. Es ist das Aluminiumwerk in Ajka, bei der am 4. Oktober 2010 der Damm der Giftschlammdeponie zerbarst und etwa 1 Million Kubikmeter Giftschlamm Drei Dörfer verwüstete, 10 Menschen das Leben kostete, ca. 200 Menschen verletzte und einen Landstrich von etwa 40 Quadratkilometer verseucht hat. Die Folgen des ausgetretenen Giftes sind noch nicht absehbar.
Wir erreichen Somlovasarhely etwa 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Vor dem Pfarrhaus des Ortes hält der LKW an. Robert Vörös, ein ungarischer Mitarbeiter der Firma Cserni, der durch eine Bekanntschaft mit einem Bewohner dieser Gegend die Hilfsaktion aus Österreich ins Leben gerufen hat, hat unser Ankommen dem hiesigen Pfarrer bereits angekündigt. Wir werden von ihm freundlich empfangen. Jedoch verfügt er über keine Deutschkenntnisse, deshalb dolmetscht Robert unser Gespräch mit ihm. Von der Lieferung vor drei Wochen sind nur noch leere Schachteln und vereinzelt Kleidungsstücke übrig. Nach einer Videovorführung von der Katastrophe und einem Kaffee geht es an die Arbeit. Auch ein weiterer Mithelfer aus dem Dorf ist inzwischen hinzugekommen. Säcke und Schachteln voller Wäsche, Schuhe, Kleingeräte, Putzzeug, Spielsachen und dergleichen werden in Kettensystem vom randvoll gefüllten LKW ins Pfarrhaus geladen. Nach einer kurzen Kirchenführung chauffiert Pfarrer Tamas Kocsis uns nach Devecser, dem größten der betroffenen Orte. Bereits hinter dem Pfarrhaus zeigt sich ein Bild des Grauens. Uns fielen bereits bei der Ankunft die Kolonnen von LKWs auf, die pausenlos das Erdreich aus der Gegend abführten. Zahllose Bagger graben die Erde ab. Russische Straßenputzfahrzeuge reinigen die Straßen notdürftig, die die LKWs ständig verschmutzen. Auf den Feldern hat sich der rote Schlamm ins Erdreich hineingefressen. In Devecser zeigt sich der damalige Pegelstand der Flut an den verlassenen Häusern und an den Bäumen.
Etwa 300 Häuser müssen dem Erdboden gleich gemacht werden. Die Bewohner sind bei Bekannten, Verwandten und in den Wochenendhäusern und Kellerstöckeln des nahegelegenen idyllischen Weinberges am Hang des Somlo untergebracht, auf dem uns Pfarrer Tamas zuletzt führte. Ihnen fehlt nicht nur der nötige Hausrat, sondern auch die Perspektive für die Zukunft. Die zugesagten Mittel der ungarischen Regierung reichen bei weitem nicht aus, um eine neue Existenz zu gründen. Deshalb sind sie nach wie vor auf Hilfe - auch von den Nachbarn, wie wir es sind - angewiesen.
Eine Woche nach der Katastrophe organisierte Franz Cserni unter Mithilfe von Josef Posch, Robert Vörös, Ferenz Kozar, Josef Waltersdorfer und einigen Mitarbeitern eine Hilfsaktion. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Oberlandler aus Graz konnten für die erste Lieferung Gummistiefeln, Schutzmasken und Handschuhe angekauft werden. Es schloss sich auch der Sozialkreis der Pfarre Bad Gleichenberg mit Sachspenden an. Mittlerweile haben sich mehrere Firmen und Institutionen dem Projekt angeschlossen - wie etwa die Gemeinde Bairisch Kölldorf, Pfarre St.Peter-Graz, AT&S Fehring, Humanic Schuhe, Raiffeisenbank Bad Gleichenberg und zahlreiche Privatspender. Hiermit sei ein herzliches Dankeschön an alle Spender gesagt.
„Wir werden vor Weihnachten wieder mit einer Ladung hinunterfahren“, ist sich Josef Posch sicher. Die Spendenaktion läuft weiter. Gegenstände des täglichen Hausgebrauches, auch Lebensmittel (in Konserven), können an den oben genannten Stellen abgegeben werden. Für die finanzielle Hilfe wurde ein Konto eingerichtet, bei der sie unter der Kontonummer 1.080.621 bei der Raiffeisenbank Bad Gleichenberg BLZ 38497 spenden können. Dort liegen auch Zahlscheine auf, sowie auch in der Pfarrkirche Bad Gleichenberg. BITTE und DANKE !
Josef Waltersdorfer

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