Gendern
Gendern: Ja oder nein? Pro und Contra
Ein Thema, das für viel Diskussionsstoff sorgt und wohl noch lange für gewisse Zwiespalte sorgen wird: Gendern. In diesem Beitrag erläutern wir, was gendern im Grunde bedeutet und sehen uns Pro- und Contra-Argumente an.
Ein Punkt, der bei der Debatte auf jeden Fall beachtet werden sollte, ist die genaue Definition von "gender". "Gender" kommt aus dem Englischen und kann mit "Geschlecht" übersetzt werden. Allerdings ist damit nicht das biologische Geschlecht, sonder das sogenannte "soziale Geschlecht" gemeint. Das bedeutet, es bezieht sich auf alles, was typisch für Frauen und Männer gilt. Es geht also um das gelebte und gefühlte Geschlecht, nicht um das aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesene Geschlecht.
Benutzt man gendern in der Sprache, haben wir eine "gendergerechte" Sprache. Mit deren Nutzung soll vor allem die Gleichbehandlung aller Geschlechter/Identitäten zum Ausdruck gebracht werden.
Eine lange Diskussion über Sprache
Die Diskussion um eine geschlechtergerechte deutsche Sprache ist übrigens keine Erscheinung der 2000er Jahre. Das Thema wurde bereits in den 1970er aufgegriffen und die Positionen verhärteten sich, wie auch oft heute noch. Die eine Seite sieht Gendern als Ausdruck der Gleichstellung, die andere empfindet es als "Sprachverhunzung" und Bevormundung.
Die Kontroverse durch Sprache ist im Grunde auch nicht neu. Denn wenn sich gesellschaftliche Verhältnisse ändern, schlägt sich dies meist auch in der Sprache nieder. Eine Debatte in der Sprache ist deswegen auch meist eine politische Debatte. Eine prominente Sprachdebatte behandelte in den 1990er Jahren auch die Anglizismen, die nach und nach in die deutsche Sprache eingeflossen sind (Downloads, chatten, Scanner etc).
Die Debatte um die geschlechtergerechte Sprache ist bei uns noch lange nicht abgeschlossen aber auch nicht vorhersehbar, wie sie ausgeht. Man hat sich ja noch nicht einmal auf eine offizielle Schreibweise einigen können (Bürger:innen, BürgerInnen, Bürger/innen, Bürger*innen etc.).
Pro und Contra der geschlechtergerechten Sprache
Oft sind die Positionen leider oft verhärtet, wenn es um gendern in der Sprache geht. Eine Annäherung beider Seiten könnte man durch eine Pro- und Contra-Liste erreichen. Wir haben Argumente die für und gegen das Gendern sprechen aufgelistet, um die beiden Positionen auf einer Augenhöhe vorzustellen.
Pro-Argumente
- Laut Studien können Sprache, die automatisch neutraler sind, dafür sorgen, das Menschen offener über Geschlechterrollen denken.
- Eine geschlechtergerechte Sprache fördert die in der Bundesverfassung verankerte Gleichbehandlung der Geschlechter.
- Laut Forschung empfinden Menschen Sprachwandel grundsätzlich als negativ, da unbekannte neue Wörter für unser Gehirn anstrengender sind. Doch je öfter wir diese unbekannten Wörter anwenden, umso leichter können sie uns fallen.
- Wer Genderzeichen setzt, positioniert sich politisch (wie bereits erwähnt: "politische Debatte). Damit zeigt man sich solidarisch, mit all jenen, die eine neue emanzipierte Geschlechterordnung erkunden.
- Wer sprachlich unterrepräsentiert ist, verliert an Bedeutung. So ergeht es zum Beispiel intersexuellen Menschen, die für einige Menschen aufgrund ihres Fehlens in unserer Sprache vielen Menschen kaum bekannt sind. Mit der Integration in unserer Sprache schaffen wir eine Repräsentation auch für Minderheiten und wir wenden sprachliche Inklusion an.
- Es gibt viele Möglichkeiten, in geschlechtersensibler Sprache zu schreiben. Bei manchen Techniken wird die Verwendung nicht einmal als bewusstes Gendern erkannt (z.B. "Studierende" statt Studenten oder "Lehrkraft" statt Lehrer).
Contra-Argumente
- Das generische Maskulinum ist eine grammatisch männliche Bezeichnung und hat mit dem biologischen Geschlecht laut Definition nichts zu tun.
- Gendern kann bei manchen Menschen den Eindruck eines "Sprachkorsetts" vermitteln, wenn nicht sogar einer Bevormundung. Dies führt allerdings erst recht zu einem inneren Widerstand und die Fronten verhärten sich noch mehr.
- Durch Gendern wird das Geschlecht überbetont. Selbst in Fällen, in denen das Geschlecht gar keine Rolle spielt. So könnten die Unterschiede noch mehr in den Vordergrund treten.
- Gendern verhindert eine verständliche, lesbare und zugängliche Sprache. Besonders in Sachen Barrierefreiheit stößt das Gendern an seine Grenzen. Ob gendern in Leichter Sprache funktioniert, ist umstritten.
- Da Gendern politisch aufgeladen ist, macht man mit gegenderter Sprache ein politisches Statement, das zur Polarisierung beiträgt.
Letztendlich wird uns die Debatte zum gendern wohl noch länger erhalten bleiben. Debatten sind grundsätzlich eine gute Sache, da sich die Teilnehmenden im Normalfall mit anderen Meinungen auseinandersetzen müssen und es die sogenannte "gesunde Streitkultur" fördert. Verhärten sich die Fronten allerdings derart, dass kein Argument oder keine andere Meinung gehört wird und schlichtweg nur die Konfrontation in Frage kommt, steuern wir auf eine soziale Spaltung zu, die langfristig für keine Seite gut ausgeht. Menschen werden verletzt, vergrämt und zurück bleiben (psychische) Narben.
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