Politik
Land Tirol: Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung kommt 2026

In den Gemeinden Kolsass, Kolsassberg und Weer funktioniert das gewünschte Konzept schon gut. Vonseiten der Landesregierung wird nun groß investiert.  | Foto: Haun
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  • In den Gemeinden Kolsass, Kolsassberg und Weer funktioniert das gewünschte Konzept schon gut. Vonseiten der Landesregierung wird nun groß investiert.
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Die Herbstklausur der Tiroler Landesregierung hatte heuer den Fokus auf das Thema Kinderbetreuung/-bildung gerichtet. Nachdem Landeshauptmann Anton Mattle und sein Team sich in Finland über das dortige System schlau gemacht haben ist man nun offenbar soweit und präsentierte einen 10-Punkte-Maßnahmenplan für eine hochwertige, leistbare, ganzjährige und ganztätige Kinderbetreuung in Tirol. 

KOLSASS (red). Das Kinderzentrum Kolsass diente als Schauplatz der Präsentation denn hier hat man bereits gemeindeübergreifend und durchaus pragmatisch eine Infrastruktur geschaffen, welche funktioniert und genügend Platz sowie Personal bietet. Bürgermeister Klaus Lindner und sein Team können mit Recht stolz auf diese Einrichtung sein. LH Anton Mattle verkündete stolz, dass man als erstes, österreichisches Bundesland das Recht auf Kinderbildung und -betreuung einführen wird. "Wir nehmen in einem ersten Schritt 50 Millionen Euro in die Hand und investieren in Personal und Infrastruktur, vereinfachen die Arbeit der Gemeinden und privaten Erhalter und entlasten die Pädagoginnen. Im Jahr 2024/25 starten wir mit Pilotregionen und ab dem Jahr 2026 greift das Recht auf Kinderbildung im ganzen Land", so LH Mattle.

Landeshauptmann Anton Mattle und sein Regierungskollegen haben sich Ideen aus Finland geholt.  | Foto: Haun
  • Landeshauptmann Anton Mattle und sein Regierungskollegen haben sich Ideen aus Finland geholt.
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Großer Wurf für Regierung

Obwohl in Sachen Finanzierung bzw. Dienstrecht (ein gleiches Dienstrecht für alle ist unwahrscheinlich) noch nicht 100%ig ausverhandelt, ist das Vorhaben für das Land Tirol ein großer Wurf. "Das Ziel ist, dass jedes Kind ab zwei Jahren, welches einen Platz braucht, auch einen Platz in Tirol bekommt. Es ist mir sehr wichtig zu sagen, dass es hier nicht rein um die Betreuung sondern eben vor allem um die Bildung der Kinder geht und dazu ist ein tirolweiter Schulterschluss notwendig. Wir schaffen hier Flexibilität und die Möglichkeit Beruf und Familie besser zu vereinen", so Bildungslandesrätin Cornelia Hagele. 
LHStv. Georg Dornauer pocht bereits seit längerem auf die Umsetzung dieses Schrittes und erklärt: "Dass wir es innerhalb von 11 Monaten geschafft haben so ein Konzept auf die Beine zu stellen erfüllt mich mit Freude. Im Bezug auf das Personal werden wir eine Attraktivierung des Dienst- und Besoldungsrechts durchführen und wir haben das Ziel wohnortnahe Kinderbetreuung zu schaffen, welche innerhalb von 15 Minuten mit dem Auto erreichbar ist", so Dornauer. Es sollen sowohl öffentlich, privat als auch betriebliche Kinderbetreuungseinrichtungen eingebunden werden um die bestmögliche Kinderbetreuung zu ermöglichen.

LHstv. Georg Dornauer und LR Eva Pawlata (beide SPÖ) haben die Umsetzung maßgeblich vorangetrieben.  | Foto: Haun
  • LHstv. Georg Dornauer und LR Eva Pawlata (beide SPÖ) haben die Umsetzung maßgeblich vorangetrieben.
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Ganztags aber nicht überall

Dass eine Ganztagsbetreuung nicht in allen Gemeinden des Landes möglich sein wird liegt auf der Hand doch man will Synergien nutzen und vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, wie in Kolsass, Kolsassberg und Weer, fördern um etwaige Lücken zu schließen. 

Finanzierung bis Ende des Jahres

Natürlich geht es in diesem Zusammenhang auch um's Geld und ein Finanzierungskonzept soll, laut LH Mattle, bis Ende des Jahres vorliegen. Bis dato investiert das Land Tirol 144 Mio. Euro jährlich in Kinderbetreuung. Für die Einführung des Rechts auf Kinderbildung und -betreuung werden nochmals 50 Mio. zur Verfügung gestellt.

Bildungslandesrätin Cornelia Hagele legt besonderen Wert darauf, dass es um Kinderbildung und nicht nur -betreuung geht.  | Foto: Haun
  • Bildungslandesrätin Cornelia Hagele legt besonderen Wert darauf, dass es um Kinderbildung und nicht nur -betreuung geht.
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Konkrete Maßnahmen

1. Einrichtung von Koordinierungsstellen, digitale Plattform und Start der Pilotregionen
Koordinierungsstellen sind das Bindeglied zwischen Eltern und Gemeinden. Gemeinsam mit den Gemeinden werden sie eine neue digitale Anmelde- und Bedarfserhebungsplattform pflegen. Damit wird zu Beginn ersichtlich, wo Plätze fehlen und ein Ausbau notwendig sein wird. Um dieses System zu prüfen, wird es zuerst in Pilotregionen erprobt. Diese werden in weiteren Planungen definiert und sollen mit Beginn des Betreuungsjahres 2024/2025 starten.

2. Infrastrukturoffensive Kinderbildung und Kinderbetreuung
Für die Jahre 2024 bis 2026 werden zusätzlich 20 Millionen Euro für den Ausbau von Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen bereitgestellt. Ziel ist es, dass wohnortnahe – möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln und möglichst mit maximal circa 15 Minuten Fahrtzeit – Kinderkrippen und Kindergärten geschaffen, modernisiert und erweitert werden. Mit Frühjahr 2024 soll auf Basis erster Bedarfserhebungen der Plan der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen vorliegen.

3. Attraktivierung des Dienst- und Besoldungsrechts
Um die Arbeit der PädagogInnen noch mehr wertzuschätzen, das Personal zu entlasten und das Berufsbild zu stärken, wird eine Novelle des Dienst- und Besoldungsrechtes beauftragt. Ein Fokus wird auf die Teamstunden der PädagogInnen gelegt.

4. Imagekampagne zur Personalgewinnung in der Kinderbildung und Kinderbetreuung
In drei Wellen wird unter dem Titel „Wir sind elementar“ eine Kampagne ausgerollt, die pädagogisches Personal halten und wertschätzen sowie neues Personal ansprechen soll. Die erste Kampagnenphase beginnt bereits im Herbst 2023 und wird gemeinsam mit den Sozialpartnern und den öffentlichen und privaten Erhaltern umgesetzt.

5. Auswertung der Bedarfserhebung und des Entwicklungskonzepts
Nachdem die Bedarfserhebungen für die nächsten drei Jahre aller Tiroler Gemeinden vorliegen, werden notwendige Maßnahmen vonseiten der Gemeinden als Erhalter in einem „Entwicklungskonzept“ dargelegt. Dieses wird vonseiten des Landes geprüft und mündet in entsprechenden Empfehlungen – beispielsweise die Erweiterung eines bestehenden Einrichtungsgebäudes oder die Anpassung des Angebots. Mit diesem Schritt ist klar, wie viele zusätzliche Plätze notwendig sein werden.

6. Einrichtung einer Implacementstiftung „Elementarbildung Tirol“
Gemeinsam mit dem AMS Tirol werden Ausbildungsplätze für Assistenzkräfte, pädagogische Fachkräfte und Tageseltern finanziert. Nach ihrer Konzipierung im Herbst 2023 soll die Implacementstiftung sodann arbeitssuchende Personen entsprechend qualifizieren. Mit QuereinsteigerInnen soll der Fachkräftemangel gemildert werden.

7. Ausbau von Betriebskinderbetreuung
Aktuell gibt es in Tirol 30 Kinderbetreuungseinrichtungen, die von Betrieben selbst geführt werden. Diese Zahl soll gesteigert werden. Ein Kinderbetreuungsangebot kann für Unternehmen auch ein Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt sein. Zudem bietet das Land bereits Förderungsmöglichkeiten.

8. Ausbau der Tageselternstruktur
Um Versorgungsspitzen in Gemeinden abzufedern, soll auch die Tageselternstruktur ausgebaut werden – konkret mittels weiteren Ausbildungsmöglichkeiten. Im Betreuungsjahr 2022/2023 wurden 559 Kinder unter 15 Jahren von insgesamt 133 Tageseltern betreut. Diese flexible Betreuungsform hat großes Potential, das ausgeschöpft wird.

9. Entwicklung eines Finanzierungskonzepts
Um alle genannten Maßnahmen umzusetzen, braucht es ein fundiertes Finanzierungskonzept. Dieses soll mit Ende des Jahres vorliegen. Das Land investiert bereits rund 144 Millionen Euro jährlich in die Kinderbetreuung. Dieser Betrag wird jedenfalls nochmals erhöht. Für die Einführung des Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung stehen 50 Millionen Euro zur Verfügung. Unter anderem wird die Förderung von Transportkosten zu den Einrichtungen forciert.

10. Verwaltungsvereinfachung
Bestehende Richtlinien und Maßnahmen werden mit Projektbeginn laufend geprüft und vereinfacht. Zudem sollen die Informationen für Erhalter einfacher und übersichtlich gestaltet werden. Verantwortlich zeichnet dafür ein neues Kibet-Service-Team.

Mit dieser Vorgehensweise will die Landesregierung Lücken erheben und schließen. In all den genannten Schritten sollen auch die Gemeinden und privaten Erhalter sowie die MitarbeiterInnen bestmöglich eingebunden werden. „Wir werden das Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung gemeinsam mit den Praktikerinnen und Praktikern – also mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Gemeinden und privaten Erhaltern – umsetzen“, laden LH Mattle, LHStv Dornauer, LRin Hagele und LRin Pawlata zur Mitarbeit ein. Im Zuge von BürgermeisterInnen-Konferenzen im Herbst wird der Maßnahmenplan für die Gemeinden im Detail ausgearbeitet.

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