Umfrageergebnis
Bahn-Streik: Streiks sind in Österreich eher selten – Umfrage der Woche

Wie es der Zufall wollte war Tirol vom Streik der ÖBB und teilweise der IVB besonders betroffen, denn zeitgleich machten sich in Innsbruck KlimaaktivistInnen ans Werk und blockierten die Amraser Straße. Doch so schlimm war es dann für die meisten Tirolerinnen und Tiroler doch nicht – so das Ergebnis unserer Umfrage der Woche. | Foto: zeitungsfoto.at
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  • Wie es der Zufall wollte war Tirol vom Streik der ÖBB und teilweise der IVB besonders betroffen, denn zeitgleich machten sich in Innsbruck KlimaaktivistInnen ans Werk und blockierten die Amraser Straße. Doch so schlimm war es dann für die meisten Tirolerinnen und Tiroler doch nicht – so das Ergebnis unserer Umfrage der Woche.
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Wie es der Zufall wollte, war Tirol vom Streik der ÖBB und teilweise der IVB besonders betroffen, denn zeitgleich machten sich in Innsbruck KlimaaktivistInnen ans Werk und blockierten die Amraser Straße. Doch so schlimm war es dann für die meisten Tirolerinnen und Tiroler doch nicht – so das Ergebnis unserer Umfrage der Woche.

TIROL (skn). Nach gescheiterten Lohnverhandlungen kündigte das Personal der ÖBB am 27. November an, dass am Montag (28. November) keine Züge mehr fahren würde. Das Personal werde streiken. Teilweise waren auch Linien der IVB in Innsbruck betroffen. Unangekündigt nützte die "Letzte Generation" den Klimamontag dazu, ihre Protestaktion zu setzen und blockierte die Amraser Straße.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Streik und zur Protesaktion

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*

  • Insgesamt haben 236 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche teilgenommen. Wir wollten wissen, ob ihr von den Streiks der Bahnbediensteten und der Protestaktion der KlimaaktivistInnen betroffen wart.
  • 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie vom Streik und der Protestaktion und den dadurch entstandenen Einschränkungen betroffen waren
  • 19 Leserinnen und Leser standen aufgrund des Klimastreiks in Innsbruck im Stau
  • 183 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie weder vom Streik noch von der Protesaktion betroffen waren
In unserer Umfrage der Woche wollten wir wissen, ob ihr vom Streik der Bahnler und der Protestaktion der "Letzten Generation" betroffen wart. Hier das Ergebnis | Foto: BezirksBlätter Tirol
  • In unserer Umfrage der Woche wollten wir wissen, ob ihr vom Streik der Bahnler und der Protestaktion der "Letzten Generation" betroffen wart. Hier das Ergebnis
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236 Leserinnen und Leser haben bei unserer Umfrage der Woche teilgenommen. Die überwiegende Mehrheit - nämlich 77,5 Prozent - gaben an, dass sie weder vom Streik der Bahnler noch von der Protestaktion der "Letzten Generation" betroffen waren. 14,4 Prozent mussten wegen des Streiks oder der Protestaktion in der Amraser Straße auf Alternativen umsteigen beziehungsweise konnten sie nicht in die Arbeit oder zur Schule, da sie auf den Zug angewiesen seien. 8,1 Prozent gaben an, dass sie aufgrund des Klimaprotests in Innsbruck im Stau gestanden seien.

Warum gestreikt wird

Gerade in rauhen Zeiten steigt die Streikbereitschaft von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Bei einem Streik wird entweder aus politischen Gründen gestreikt oder es handelt sich dabei um einen Arbeitskampf bei dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bessere Arbeitsbedingungen oder mehr Lohn fordern. Die Streiks werden dann von einer Gewerkschaft organisiert. In Österreich wird normalerweise zuerst mit den Sozialpartnerschaften über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen beziehungsweise Lohnerhöhungen verhandelt. Dies führt dazu, dass in Österreich Streiks eher selten sind.

Lohnverhandlungen der Bahnbediensteten

Bereits am 23. September hat die Gewerkschaft vida ihre Gehaltsforderungen für die EisenbahnerInnen an den zuständigen Obmann des Fachverbands Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) übergeben. Aufgrund der seit Monaten explodierenden Energie-, Treibstoff- und Konsumpreise wurden die Lohnverhandlungen in den Herbst vorgezogen. Die vida forderte eine Erhöhung von 500 Euro brutto im Monat auf die KV- und Ist-Löhne für die 50.000 Beschäftigten in den Eisenbahnberufen. Gleichzeitig wurde eine Erhöhung der Zulagen und ein Plus von 250 Euro im Monat auf die Lehrlingseinkommen gefordert.

ÖBB kündigt Mindestlohn an

Bereits in der zweiten Runde der Lohnverhandlungen legte die Arbeitgeberseite am 4. Oktober ein Angebot von 7 Prozent Gehaltserhöhung vor. Daraufhin wurden die Lohnverhandlungen von Seiten der vida zunächst abgebrochen. Die WKO hielt ihr Angebot aufrecht, denn eine 7-Prozent Lohnerhöhung würde die voll Inflation abgelten. Im Oktober allerdings lag die Inflationsrate bei 11 Prozent – dem höchsten Wert seit 70 Jahren. Anfang November kam es dann zu verschiedenen Betriebsversammlungen unter der Eisenbahnerbelegschaft. Daraufhin kündigte der ÖBB-Vorstandschef einen neuen Mindestlohn von 2000 Euro brutto für alle MitarbeiterInnen an. Dieser soll ab 2023 schlagend werden. Allerdings würden von den rund 40.000 Beschäftigten der ÖBB nur rund 400 unter 2.000 Euro verdienen, so die Presse.

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Verhandlungen in der vierten Runde abgebrochen

Die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag (KV) für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wurde in der vierten Runde von der Arbeitgeberseite abgebrochen. Das Angebot der Arbeitgeber von Einmalzahlungen abseits des Kollektivvertrags wurde durch die Gewerkschaft abgelehnt. Die Forderung nach mindestens 400 Euro plus bleibt aufrecht.

"Wir haben heuer ganz bewusst einen Fixbetrag gefordert, weil wir die unteren und mittleren Einkommen stützen müssen. Es darf insbesondere bei diesen Einkommen zu keinem Reallohnverlust kommen." (Vida-Chefin Olivia Janisch)

Beide Seiten beteuern jedoch, weiterhin verhandlungsbereit zu sein. So sollten weitere Verhandlungen am 20. November weitergeführt werden. Inzwischen hatte der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) eine Einmalzahlung von 1000 Euro im Dezember und eine Inflationsanpassung der Gehälter um 200 Euro angeboten. Nach Abbruch der Verhandlungen kündigte die Gewerkschaft einen Streik an. Gleichzeitig wurde die nächste Verhandlungsrunde für den 29. November festgesetzt.

Es kommt zum Streik am 28. November

Als am Sonntag sowohl vida als auch die Wirtschaftskammer die Verhandlungen als vorerst gescheitert meldeten, wurde der Streik für Montag, 28. November angekündigt. Ab Mitternacht standen daraufhin alle Bahnen still. In Innsbruck fuhren auch einige Linien der IVB nicht. Zu diesem Zeitpunkt forderte die Gewerkschaft vida eine Lohnerhöhung um 400 Euro (in etwa ein Plus von 12 Prozent), die Arbeitgeberseite bot ein Plus von acht Prozent an.

Der Streik der Eisenbahner betraf Regional-, Fern- und Nachtzüge sowie S-Bahnen. Auch einige Innsbrucker-IVB-Linien standen still beziehungsweise fuhren sie nur eingeschränkt. Vom Streik waren aber auch Fernzüge nach Deutschland oder in die Schweiz betroffen. Allein in Tirol traf der Streik demnach 45.000 Bahn-Pendler. Allerdings blieb das große Chaos aus.

Verhandlungen nach dem Streik

Die ursprünglich für Dienstag, 29. November festgesetzten Verhandlungen wurden jedoch nicht aufgenommen, auch wenn die vida gerne schnell an den Verhandlungstisch zurück gekehrt wäre. Ursprünglich kündigte auch der Handel einen Streik an, allerdings konnten sich hier die Verhandlungspartner einigen. Durch diese Einigung geraten allerdings nun auch die Verhandler in Sachen neuer Kollektivvertrag (KV) für Bahnbedienstete unter Druck. Aus diesem Grund wurde der nächste Verhandlungstermin dann für den 5. Dezember festgesetzt.

Durch den Warnstreik vor einer Woche sollte nun wieder eine bessere Gesprächsbasis herrschen. Laut Arbeitnehmer-Vertreter Gerhard Tauchner von der Gewerkschaft Vida sei dies auch gelungen. Die Gespräche sollen in einer Woche fortgeführt werden.

"Zu einer Einigung sollte es in einer der nächsten Verhandlungsrunden kommen, die für den 12. und 13. Dezember geplant sind." (Gerhard Tauchner

Österreicher sind Streikmuffel

Im internationalen Vergleich zeigt sich deutlich, dass in Österreich eher selten gestreikt wird. Daher sorgte der Streik des Bahnpersonals für Aufregung.

Mit durchschnittlich zwei ausgefallenen Arbeitstagen je tausend Arbeitnehmer (im Jahresdurchschnitt für den Zeitraum 2008 bis 2016) gehört Österreich zum Schlusslicht im Streik-Ranking.

In Österreich gibt es relativ wenig Streiks, ein Grund dafür ist die Sozialpartnerschaft. Diese bestehen aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Diese verhandeln die Kollektivverträge. Das Modell beruht auf dem Konsens-Prinzip, es geht darum, Kompromisse zu finden und grundsätzlich die Harmonie zu wahren.

Die größten Streiks in Österreich

  • Im 1. Halbjahr 1950 fand eine Streik- und Protestwelle mit der zweithöchsten Zahl an Streikstunden in der zweiten Republik statt. Protestiert wurde gegen den Bruch des 3. Preis- und Lohnabkommens. Nach kurzer Zeit kam es jedoch wieder zu raschen Preissteigerungen, während die Löhne eingefroren bleiben.
  • Von 26. September bis 6. Oktober 1950 fand der sogenannte Oktoberstreik statt. Protestiert wurde unter anderem gegen das 4. Preis- und Lohnabkommen.
  • Im Jahr 1962 (9. Mai bis 12. Mai) kam es zum Streik der Metallarbeiter. Dies war der Streik mit der höchsten Anzahl an Streikstunden in der Zweiten Republik. Der Streik war österreichweit mit 200.000 Beschäftigten der Metallindustrie und des Metallgewerbes.
  • Der Streik mit der dritthöchsten Zahl an Streikstunden in der zweiten Republik war im März 1965 der Warnstreik der Eisenbahner und Postbediensteten
  • Im Mai 1973 streikten für zwei Tage österreichweit die LehrerInnen. Sie forderten mehr Gehalt.
  • 1991 streikten öffentlich Bediensteten, also Beschäftigte von Arbeitsämtern und LehrerInnen der verschiedensten Schulrichtungen, für zwei Tage. Hier fielen die höchsten Warnstreikstunden seit 1973 an.
  • Im Jahr 2002 kam es zum Warnstreik der der Universitätsangehörigen und Studierenden gegen die geplante Universitäts-Reform an allen österreichischen Universitäten.

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

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