Unwetter
Die Bilanz: 30 Millionen Euro Schaden – Borkenkäfer droht

Landesforstdirektor Josef Fuchs erläuterte den Anwesenden die aktuelle Situation in Tirols Wäldern.  | Foto: © Land Tirol/Die Fotografen
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Die letzten Unwetterereignisse hinterließen enorme Schäden in den Tiroler Wäldern. 600.000 Festmeter Schadholz und 30 Millionen Euro Schaden gehören zur Bilanz. Beim Forstgipfel machte LH Mattle klar, dass man alles tun würde, um das Schutzschild Wald zu erhalten.

TIROL. Auf 2.000 Hektar Wald verursachte der Sturm vom 18. Juli 2023 einen Schaden im Wert von 30 Millionen Euro. Besonders traf es die wichtigen Tiroler Schutzwälder, die 70 Prozent der gesamten Waldfläche in Tirol ausmachen. 

Die Sturmschäden in Tirol. | Foto: Land Tirol
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Gefahr vom Borkenkäfer droht

Laut LH Mattle würde der Borkenkäfer bereits "in den Startlöchern" stehen. Jetzt müsste man entschlossen handeln, sonst würde sich der Schaden um ein Vielfaches vergrößern. 
Damit dieses Handeln zustande kommt, rief der Landeshauptmann einen "Forstgipfel" ein. 

Der Borkenkäfer ist eine der größten Gefahren für den Tiroler Schutzwald. | Foto: Pixabay/Siegella (Symbolbild)

Auf diesem beschloss man insgesamt 15 Millionen Euro für die Aufräum- und Sicherungsarbeiten bereitzustellen. Ein Teil des Geldes wird beim Bund zur Refundierung eingebracht. 

„Es wird noch weitere Bundesmittel benötigen, um den immensen Schaden aufzuarbeiten. Ich danke daher Minister Norbert Totschnig für die Zusage von zusätzlichen Mitteln abseits der Refundierung. Insgesamt können wir damit bis zu 25 Millionen Euro an Finanzmittel für die notwendigen Maßnahmen und den Waldschutz bereitstellen.",

so LH Mattle. 

Dass nun schnell gehandelt werden muss, darüber waren sich alle einig (v.li.): Präsident der Landwirtschaftskammer Josef Hechenberger, LHStv Josef Geisler, BM Norbert Totschnig, LH Anton Mattle, LRin Astrid Mair und Johannes Schima, Sektionsleiter BML. | Foto: © Land Tirol/Die Fotografen
  • Dass nun schnell gehandelt werden muss, darüber waren sich alle einig (v.li.): Präsident der Landwirtschaftskammer Josef Hechenberger, LHStv Josef Geisler, BM Norbert Totschnig, LH Anton Mattle, LRin Astrid Mair und Johannes Schima, Sektionsleiter BML.
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Dieses Jahr sollen die Aufräumarbeiten im Mittelpunkt stehen und im nächsten Jahr soll die Aufforstung von klimafitten Wäldern beginnen. 
Von den Sturmereignissen im Juli sind vor allem das Pitztal, das Ötztal, die Gemeinden Haiming, Silz, Oetz und Ochsengarten, das Wipp- und Stubaital sowie das Zillertal betroffen.

In den betroffenen Bereichen kam es zu flächigen Brüchen und Würfen. Gleichzeitig gab es in fast allen Tiroler Gemeinden Einzelwürfe.

„Die verstreuten Lagen und die teils extremen Geländeverhältnisse machen das Schadensereignis insgesamt sehr komplex und die Arbeiten kostenintensiv.“,

weist Forstreferent LHStv Geisler auf die Herausforderungen der Schadensbeseitigung hin. 

Prioritäten bei den Aufräumarbeiten

Gemeinsam mit den ExpertInnen der Landesforstdirektion wurde bereits eine Prioritätenreihung vorgenommen. Vorrangig behandelt werden in weiterer Folge Objektschutzwälder, die den Siedlungsraum schützen, sowie Wälder mit hoher Borkenkäfervorbelastung gefolgt von Standortschutzwäldern und dem klassischen Wirtschaftswald. Die Aufräumarbeiten sind bereits angelaufen, den Bezirksforstinspektionen wurde bereits zusätzliches Personal zur Seite gestellt. Wenn notwendig werden auch dezentrale Lagerplätze für das Schadholz geschaffen.

Die Aufräumarbeiten nach dem Sturm können beginnen. | Foto: zeitungsfoto.at
  • Die Aufräumarbeiten nach dem Sturm können beginnen.
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„Erst aufräumen, dann zügig einen klimafitten, bunten Wald aufforsten. Dazu brauchen wir in den nächsten beiden Jahren allein in Nordtirol rund vier Millionen Forstpflanzen“,

sagte LHStv Geisler, der anmerkt, dass dazu auch technische Maßnahmen wie Verbauungen notwendig sein werden. 
Wichtig wäre, dass die jungen Bäume nicht vom Wild verbissen werden und wachsen können. Deswegen bräuchte es auch die Unterstützung der Jägerschaft.

Vier Monate Zeit – Der Countdown läuft

Schnelles Handeln sei jetzt essentiell, so sind sich alle einig beim Forstgipfel. Für die Borkenkäfer-Bekämpfung bleiben lediglich die nächsten vier Monate. 
Im Wipptal, im hinteren Zillertal, im vorderen Ötztal und im oberen Lechtal war die Borkenkäfersituation bereits vor den Sturmereignissen angespannt.

„Wir werden alle Kräfte mobilisieren, um das Schadholz rasch aus dem Wald zu bringen und damit eine Massenvermehrung des Borkenkäfers im nächsten Frühjahr zu verhindern. Die nächsten vier Monate sind entscheidend für die Zukunft des Waldes in Nordtirol“,

betont Forstreferent LHStv Geisler. Bis September muss das Holz beseitigt werden. Denn überwintert der Borkenkäfer unter der Rinde oder im Boden, ist er im Frühjahr zur Vermehrung bereit.

(v.li.): Forstreferent des Landes LHStv Josef Geisler, Sicherheitslandesrätin Astrid Mair, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und LH Anton Mattle diskutieren die Schäden im Tiroler Wald, dargestellt auf einer Karte. | Foto: © Land Tirol/Die Fotografen
  • (v.li.): Forstreferent des Landes LHStv Josef Geisler, Sicherheitslandesrätin Astrid Mair, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und LH Anton Mattle diskutieren die Schäden im Tiroler Wald, dargestellt auf einer Karte.
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Welche Gebiete sind besonders betroffen?

  • Mehr als 10.000 Festmeter Schadholz (Kategorie 4): 12 Gemeinden (Fügenberg, Haiming, Hainzenberg, Längenfeld, Hart im Zillertal, Neustift im Stubaital, Oetz, Ramsau im Zillertal, Rohrberg, Schlitters, Silz, Stumm, Stummerberg)
  • Mehr als 2.000 Festmeter Schadholz, bis 10.000 Festmeter (Kategorie 3): 50 Gemeinden
  • Zwischen 500 und 2.000 Festmeter Schadholz (Kategorie 2): 53 Gemeinden
  • Unter 500 Festmeter Schadholz: 132 Gemeinden
  • Restliche Gemeinden: nicht kategorisiert bzw. geringfügige Waldschäden / keine Meldung

Wie werden die Gelder zum Aufräumen finanziert?

  • 15 Millionen Euro KAT-Fonds (davon 7,5 Millionen Euro Soforthilfe, 60 Prozent werden vom Bund refundiert)
  • Zusätzlich 4,5 Millionen Euro vonseiten des Bundes – zusätzliche Ko-Finanzierungsmittel vonseiten des Landes
  • Zusätzlich drei Millionen Euro aus flächenwirtschaftlichen Programmen (zwei Millionen Euro seitens des Bundes, eine Million Euro durch das Land)

Grüne fordern Assistenz des Bundesheeres

In den Augen der Grünen hat die Landesregierung, trotz Forstgipfel und Plänen für die Aufräumarbeiten, die "Dramatik der Situation in Tirols Wäldern nicht erkannt". Die Bäuerinnen und Bauern wären laut Grüne Klubobmann Gebi Mair enttäuscht von den VP-Funktionären. 
Was es jetzt bräuchte wäre eine Assistenz des Bundesheeres, so Mair. 

Das Personal zur Aufarbeitung der Sturmschäden würde fehlen und aus kleinflächigen Schäden können Borkenkäfernester werden und bald darauf eine explosionsartige Entwicklung der Population.

„Wenn die betroffenen Bäume nicht sofort aus dem Wald gebracht werden können, dann muss man sie vor Ort entrinden. Das braucht aber noch mehr Man- und Womanpower. Ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres ist hier das beste Mittel der Wahl.“

Derzeit wird mehr darüber diskutiert, wie man betroffene Bäume nach dem Sturmereignis mittels Hubschraubern aus den Hängen fliegen kann. Auch am Forstgipfel beschäftigte man sich mit dieser Frage und mit der weiteren Gewährung von Förderungen.

„Dass die Landesregierung den Betroffenen die Möglichkeit eines Assistenzeinsatzes des Bundesheeres verweigert, ist unverantwortlich“,

so der Grüne Klubobmann Gebi Mair. 

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