Lebenshilfe Tirol
60 Jahre für barrierefreies, selbstbestimmtes Leben

Die Geburtstagstorte zum Jubiläum wird angeschnitten. | Foto: Lebenshilfe Tirol
8Bilder
  • Die Geburtstagstorte zum Jubiläum wird angeschnitten.
  • Foto: Lebenshilfe Tirol
  • hochgeladen von Lucia Königer

Die Lebenshilfe Tirol konnte kürzlich ihr 60-Jahr-Jubiläum feiern. Seit ihrer Gründung setzt sie sich für ein barrierefreies, selbstbestimmtes und erfülltes Leben von Menschen mit Behinderung ein. Unter dem Motto #NeverStopInnovating stellt sich die Lebenshilfe künftigen Herausforderungen.

TIROL. Zu Beginn der Lebenshilfe Tirol stand der Aufbau von Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in allen Regionen Tirols im Vordergrund. Doch schon bald, wurde das Potenzial der frühzeitigen Förderung von Kindern und Familien und die Notwendigkeit kostenloser Beratung sowie mobiler, flexibler Begleitung.

Wie alles Begann

Im August 1963, vor 60 Jahren, wurde der Verein Lebenshilfe Tirol als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation von Karl Winkler gemeinsam mit Erich Schaber und Hans Klingler und anderen Engagierten gegründet. Heute ist die Lebenshilfe in rund 80 % aller Tiroler Gemeinden aktiv und begleitet rund 1600 Menschen bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten Leben.

„Als eine der ersten Organisationen in Tirol hat die Lebenshilfe Tirol Verantwortungen für Menschen mit Behinderungen übernommen, die in einem nationalsozialistischen Regime verfolgt und vernichtet wurden. Die Lebenshilfe hat das Recht auf Arbeit und Wohnen umgesetzt, war beim Ausgliederungsprozess aus der Psychiatrie Hall treibende Kraft und hat die Mobile Begleitung gestartet – mit der Idee, lebe wo und wie du leben willst.“,

so Peter Heidler, der Präsident des Vereins Lebenshilfe Tirol.

Heute sehen wir, dass die frühzeitige Begleitung von Kindern Jugendlichen und ihren Familien greift: Mittlerweile besuchen Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und/oder Behinderungen reguläre Gemeinde-Kindergärten und Schulen. Als logische Konsequenz überführte die Lebenshilfe 2021 den letzten von insgesamt Inklusionskindergärten in einen regulären Gemeindekindergarten.

„Wo siehst du mich in 5 Jahren?“

Wie Begleitung konkret aussieht, skizziert Anja Winkler. Sie wird von der Lebenshilfe beim Arbeiten und Wohnen begleitet und vertritt als gewählte Sprecherin ihre Kolleg/innen am Arbeitsstandort Perjen und in der Region Landeck. Sie hat konkrete Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten will: In einem der fünf Videos der aktuellen Recruiting-Kampagne der Lebenshilfe Tirol rollt sie auf einem Bürosessel durch den Raum und stellt mit Oberländer Akzent treffende Fragen: „Wie erklärst du dir die Lücke in meinem Lebenslauf?“ oder „Wo siehst du mich in 5 Jahren?“

„Wie erklärst du dir die Lücke in meinem Lebenslauf?“  | Foto: Lebenshilfe Tirol
  • „Wie erklärst du dir die Lücke in meinem Lebenslauf?“
  • Foto: Lebenshilfe Tirol
  • hochgeladen von Lucia Königer

15 Jahre nach Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention müssen Menschen mit Behinderungen immer noch ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern.

„Ich möchte mein Leben genießen – beruflich und privat“,

sagt die 43-jährige Frau, die ihre Wünsche äußert und ihre Grenzen klar benennt. Sie besucht u.a. die MUT-Seminare der Lebenshilfe Tirol, die ihr Selbstvertrauen gestärkt haben, die Mut machen und ein weiterer Schritt für mehr Selbstbestimmung sind.

Anja Winkler wird von der Lebenshilfe beim Arbeiten und Wohnen begleitet und vertritt als gewählte Sprecherin ihre Kolleg/innen am Arbeitsstandort Perjen und in der Region Landeck. | Foto: Lebenshilfe Tirol
  • Anja Winkler wird von der Lebenshilfe beim Arbeiten und Wohnen begleitet und vertritt als gewählte Sprecherin ihre Kolleg/innen am Arbeitsstandort Perjen und in der Region Landeck.
  • Foto: Lebenshilfe Tirol
  • hochgeladen von Lucia Königer

Gleichstellung ist noch nicht erreicht

Die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft wäre aber noch nicht erreicht. Auch wenn zwei Drittel aller Personen, die von der Lebenshilfe Tirol begleitet werden, je nach Wunsch allein oder zu zweit mitten in Gemeinden wohnen.

„Menschen leben immer noch eingeschränkt und werden viel zu oft nicht ernst genommen“,

so Georg Willeit, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol gem GmbH.

Pressegespräch Georg Willeit; Anja Winkler, Präsident Peter Heidler | Foto: Lebenshilfe Tirol
  • Pressegespräch Georg Willeit; Anja Winkler, Präsident Peter Heidler
  • Foto: Lebenshilfe Tirol
  • hochgeladen von Lucia Königer

Im Arbeitsbereich setzt die Lebenshilfe Tirol auf Kooperationen wie im lebensM in Mötz, in der Stroßa Speis in Osttirol oder in der Marienapotheke in Absam mit Maries Rezeptur. Individuelle Begegnungen und das Sichtbarmachen der Arbeitsleistung von Menschen mit Behinderungen spielen eine zentrale Rolle. So werden Barrieren abgebaut bzw. etwaigen Ausgrenzungstendenzen gegengesteuert. Aber damit nicht genug: #NeverStopInnovating ist die Haltung, mit der die Lebenshilfe Tirol in die Zukunft blickt.

Um neue Modelle der Begleitung zu finden, sucht die Lebenshilfe Tirol europaweit andere innovative Organisationen der Behindertenarbeit auf, um Neues zu lernen und sich auszutauschen. 

Wie sieht die Zukunft der Lebenshilfe aus?

Menschen mit Behinderungen fordern ihre Rechte ein; die Lebenshilfe Tirol begleitet sie dabei. #NeverStopinnovating bringt dabei die Haltung auf den Punkt, mit der die Lebenshilfe weiterhin Menschen mit Behinderungen unterstützen will, um ihre Rechte zu verwirklichen.
Im folgenden einige Schwerpunkte:

  • #LebenshilfeMeetsEurope: Anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums sind heuer 60 Mitarbeiter/innen in Europa auf Bildungsreise, um die besten Learnings aus anderen Ländern und Organisationen in die Lebenshilfe zu tragen. Mit diesem Wissen werden die Angebote in Richtung Personenzentrierung weiterentwickelt und die De-Institutionalisierung vorangetrieben.
  • Das 2-Säulen-Modell zur Existenzsicherung und persönliche Hilfe-Bedarfsdeckung von Menschen mit Behinderung und damit endgültige Abkehr vom Almosen- und Taschengeldsystem soll umgesetzt werden.
  • Dienstleistungen werden noch individueller ausgerichtet. Stichwort persönliche Budgets und persönliche Assistenz.
  • Weiterhin treibende Kraft als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation sein und bewusst Tabuthemen wie Gewalt und Sexualität in die breite Öffentlichkeit bringen. Wir freuen uns etwa diesen November die Wanderausstellung „Echt mein Recht“ zu uns gebracht zu haben.
  • Fortbildungen von Menschen mit Behinderung stärken und damit ihr Recht auf Bildung vorantreiben.
  • Künstliche Intelligenz und wie Menschen mit Behinderungen einen Nutzen daraus generieren können, wird die Lebenshilfe in den nächsten Jahre nachhaltig beschäftigen.

Mehr von der Lebenshilfe Tirol auf MeinBezirk.at:

Nur Zusammen ist ein selbstbestimmtes Leben möglich
Lebenshilfe Tirol offen für Quer- und Neueinsteiger/innen

Mehr News aus Tirol: Nachrichten Tirol

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.