Gletscherschutz
Bürgerinitiative wehrt sich gegen neue Ausbaupläne

Diese weitläufige Gletscherfläche am Gepatschferner soll durch eine Gondelbahn erschlossen und in eine Piste umgewandelt werden.  | Foto: Gerd Estermann
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  • Diese weitläufige Gletscherfläche am Gepatschferner soll durch eine Gondelbahn erschlossen und in eine Piste umgewandelt werden.
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Eigentlich wurde die Gletscherehe Pitztal-Ötztal auf Eis gelegt nachdem sich die knappe Mehrheit der 1500 Einwohner dagegen ausgesprochen hat. Schon ein halbes Jahr später präsentiert man aber neue Ausbaupläne. In den Augen der Bürgerinitiative Feldring.at eine Gletscherehe durch die Hintertür.

TIROL. Die Pläne sehen vor, eine Bahn auf das linke Fernerkogeljoch zu bauen, deren Bergstation nur ca.100m Luftlinie vom Söldener Gletscherskigebiet entfernt wäre. Bei dieser "Gletscherehe durch die Hintertür" würden gleich drei bisher weitgehend unberührte Gletscher in Pisten umgewandelt werden. 
Zusätzlich stellten die Pitztaler Gletscherbahnen Pläne für den Gepatschferner vor. Auf dem größten Gletscher im hinteren Kaunerntal will man zwei neue Lifte errichten. Damit würden zwei große noch naturbelassene Gletscherflächen verbaut werden.

UVP-Feststellungsverfahren läuft

Für diese Vorhaben läuft bereits ein UVP-Feststellungsverfahren. Hier wird behördlich geprüft, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist. Demnächst sollte eine Entscheidung fallen. 
Laut der Bürgerinitiative Feldring.at wären derartige Eingriffe erst möglich, seit die Tiroler Landesregierung auf Druck der Seilbahnlobby 2006 den in den 90er Jahren verordneten absoluten Gletscherschutz aufgab. In einer als "Gletscherschutzprogramm" bezeichneten Novelle zum Naturschutzgesetzt wurden sogenannte "Erweiterungszonen im Nahbereich der Gletscherskigebiete" festlegt, um so einen zukünftigen Ausbau möglich zu machen.

Bürgerinitiative läuft Sturm

Die neuen Ausbaupläne bekommen reichlich Gegenwind von der Bürgerinitiative. Eine europaweite Petition konnte nach nur einer Woche schon mehr als 90.000 Unterschriften gegen die Projekte sammeln.
Dazu Gerd Estermann, Sprecher der Bürgerinitiative:

"Wir haben jetzt die auf der österreichischen Plattform #aufstehn gestartete Petition europaweit ausgerollt. Wir wollen die Touristen aus dem europäischen Raum auf die geplante Zerstörung in ihrem Urlaubsland aufmerksam machen und in weiterer Folge zu Aktionen aufrufen."

Pisten auf Gletschern, wie hier am Pitztaler Gletscher, müssen jedes Jahr für die Skisaison "vorbereitet" werden. | Foto: Vincent Sufiyan/WWF
  • Pisten auf Gletschern, wie hier am Pitztaler Gletscher, müssen jedes Jahr für die Skisaison "vorbereitet" werden.
  • Foto: Vincent Sufiyan/WWF
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Laut Estermann hätten die Seilbahner angesichts des Klimawandels und des schwindenden Permafrost Torschlusspanik und würden deswegen vermehrt zu schweren Eingriffen in die Natur greifen.

"In der Folge wollen wir daher auch in Brüssel vorstellig werden, nachdem unsere Appelle im eigenen Land bisher wenig gefruchtet haben. In diesem Zusammenhang haben wir jetzt ein Netzwerk von NGOs, Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen aus drei Nationen etabliert.",

erläutert Estermann weiter.
So strebt man eine Kooperation mit Vertretern aus allen Alpenländern an. 

"Tag zum Schutz der Alpen"

Am 03.Mai 2024 wird die Bürgerinitiative den im Vorjahr proklamierten "Tag zum Schutz der Alpen" begehen. Dazu sind im Vorfeld Aktionen an den Hotspots der Naturzerstörung geplant. Auch wissenschaftliche Veranstaltungen und künstlerische Ausstellungen sind in Vorbereitung. Der Tag soll als Signal an die Politik gegen die fortschreitende Übererschließung und Übernutzung der Alpen verstanden werden und möglichst viele Menschen erreichen.

"Sollten die Projekte genehmigt werden, werden wir vor aktivem Widerstand nicht zurückschrecken. Unter unseren zahlreichen Unterstützer:innen gibt es viele junge Menschen, die bereit sind, sich den Baumaschinen entgegenzustellen."

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Pisten auf Gletschern, wie hier am Pitztaler Gletscher, müssen jedes Jahr für die Skisaison "vorbereitet" werden. | Foto: Vincent Sufiyan/WWF
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