Pollenflug
Rekordverdächtige Baumblüte auch im Bezirk zu beobachten
Es ist aktuell nur schwer zu übersehen: Alle Oberflächen sind mit einer feinen Schicht gelber Pollen bedeckt. Laut Naturschutzbund handelt es sich um einen noch nie dagewesene Blüte der Waldbäume - wohl eine Stressreaktion.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Einigen von uns wird der Frühling 2020 noch in Erinnerung sein, als die Fichtenpollen unsere Autos und die Fensterscheiben gelblich staubig verfärbten. Auch für dienächsten Tage und Wochen ist auch Im Bezirk Waidhofen mehr davon – ein spektakulärer Pollenregen, ein Blühen der Wälder – zu erwarten.
Heuer ist es aber mehr als ein Blühfrühling, es handelt sich um ein sogenanntes Mastjahr, in dem nicht nur die Wiesenblumen erstrahlen, sondern auch unsere Bäume zu einer selten dagewesenen synchronen Übervermehrung ansetzen. In Mastjahren blüht vieles im Übermaß, heuer nicht nur eine Baumart, sondern viele – nahezu alle!
Schnelle Abfolge
Eigentlich sollten die heimischen Waldbäume nur in mehrjährigen Abständen zum Massenblühen ansetzen: Apfelbäume alle zwei Jahre, andere in 4-Jahres-Abständen, die meisten aber in sechs bis zwölf Jahreszyklen wie beispielsweise die Eichen. Betrachtet man die verganegenen fünf Jahre in Mitteleuropa, so waren es für zumindest einige Baumarten Mastjahre – eine Häufung, die vor dem Klimawandel kaum in dieser Ausprägung zu beobachten war.
An einem einzigen Feldahorn wurde eine Viertelmillion Blüten gezählt, an einer Fichte 150.000 männliche Blütenstände, Abertausende an Buchen und Eichen – mitunter sind es mehr Blüten als Blätter! Einerseits versuchen die Bäume in Mastjahren mehr Samen und damit mehr Nachkommen freizusetzen, als von Rehen, Schweinen, Raupen, Käfern etc. gefressen werden können. Nach Mastjahren vermehren sich diese „Gegenspieler“ aber ebenfalls massenhaft.
Mastjahre in Serie
„In der traditionellen Forstwirtschaftslehre wurde als Richtzahl bisher jedes siebente Jahr als durchschnittliches Mastjahr eingeschätzt, von anderer Seite – unter Hinweis auf Sonnenfleckenzyklen – jedes elfte Jahr. In manchen Regionen war es bis vor Jahrzehnten jedes vierte Jahr“, weiß der steirische Naturschutzbund-Präsident Johannes Gepp.
Solche unterschiedlichen Beobachtungen und regional geprägte Meinungen zeugen auch von regional unterschiedlichen Bedingungen wie Spätfröste, Trockenperioden, etc. Spätestens seit der Jahrtausendwende sind diese Regionalisierung der Forstregeln zu vernachlässigen.
„Das Phänomen des massenhaften Blühens unserer Bäume erstreckt sich gleichermaßen über ganz Mitteleuropa, zumindest über den gesamten Ostalpenraum und alle Vorländer“, so Gepp. „Dieses bereits jahrelang anhaltende „Stressblühen“ und das darauffolgende Massenfruchten unserer Bäume ist eine direkte Reaktion auf den Klimawandel.“
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