Ein paar Takte zu Jimmy Cogan
In letzter Zeit lese ich wieder gelegentlich von „Turning Point“ und Jimmy Cogan in diversen Blättern. Daß man allgemein kaum noch etwas von James hört, widerspricht dem Rang, den dieser Musiker hat. Dieser Rang leitet sich nicht von Verkaufszahlen und Rundfunkpräsenz her, sondern von dem, was Cogan im Lauf der Dinge verkörperte.
Mit diesem Lauf der Dinge meine ich grundsätzlich die Populärkultur der Nachkriegszeit und speziell die Geschichte der österreichischen Pop-Musik sowie vieles, was steirische Leute dazu beigetragen haben.
„Turning Point“ war eine Formation, die in meinen Bubentagen Radio-Hits hatte. Sie leitete sich – soweit ich mich erinnere – von zwei Gruppen her, von „The International Travellers“, denen Jimmy Cogan angehörte, und von „Hide & Seek“, zu denen Alex Rehak gezählt wurde.
Dank großer online-Archive wie Youtube kann man heute wieder Songs dieser steirischen Musiker finden. Im SRA-Pop-Archiv sind einige Fakten zusammengetragen: http://www.sra.at/band/9216
Im steirischen Rockarchiv ist auch altes Fotomaterial erhalten:
http://www.rockarchiv.steiermark.at/cms/beitrag/11268633/29293179/5
Jimmy Cogan, der schon geraume Zeit in Weiz lebt, hat früh Einflüsse von Country und Blues aufgegriffen, aber auch von His Bobness Dylan und natürlich vom Rock & Roll jener Tage. Das führte im Steirischen auf sehr verschiedene Wege. Doch da ist ein anderer, sehr spezieller Aspekt, den Cogan in die Szene eingebracht hatte.
Stets uneitel, ohne zickiges Konkurrenzverhalten, war er immer neugierig, was die Jungen machen. Wer selbst in musikalischen Dingen noch unerfahren war, konnte von ihm Unterstützung bekommen, launige Geschichten hören, Eindrücke gewinnen, wie das Geschäft läuft, Orientierungshilfen erhalten.
Ob man von Jimmy lernte, wie eine Blues-Harp gespielt wird, ob er einem an der Gitarre etwas zeigte, es wäre sicher interessant zu erheben, wer alles im heimischen Popmusik-Geschehen aus seiner offenen Art Ermutigungen bezogen hat, während andere jeden Vorteil ganz für sich zu nutzen suchten und niemandem etwas von ihren Möglichkeiten abgeben mochten.
Ich weiß schon, daß sich manche Menschen heute über die Musikstile dieser Geschichten erhaben fühlen. Aber das ist eine dümmliche Rückübertragung. Dies war nicht London, sondern das enge und prüde Graz der 1960er- und 70er-Jahre. Wir Proleten-Kinder sind nicht in der Jazz-Szene groß geworden, sondern bei der Pop-Musik. (Dabei hat man sich keine Krawatte umgebunden.)
Von diesen Bands wurden damals Wege geebnet. Dank einiger Leute wie Jimmy Cogan konnte man außerdem eine Vorstellung entwickeln, daß es im Kulturbetrieb nicht nur Egomanen geben muß, die anderen das Wasser abgraben.
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