Zehntausend Handgriffe

- "La Ida" Kreutzer setzt auf solide Handarbeit
- hochgeladen von martin krusche
Wir leben das opulente Wechselspiel von Massenproduktion und Massenkonsum. Die Nachteile kennen und übergehen wir lieber, um die Vorteile zu genießen. Da darf man nicht heucheln.
Selbstbeschränkung wäre naheliegend. Reden Sie mit alten Dienstboten aus der agrarischen Welt, mit Leuten, die heute zwischen 70 und 80 sind, die aus bescheidenen Verhältnissen kommen. Da bekommt man eine Ahnung, wie das reduziert Leben gerade noch ausgestattet war. Ds wünscht sich eben kaum wer freiwillig
So oder so, die Sache hat einen wunden Punkt, über den uns manchmal inspirierte Menschen hinweghelfen. Massenproduktion, das heißt sehr oft: Ramsch. Ramsch ist uns näher, als wir annehmen möchten. Beispiel. Warum bekomme ich in einem Fachgeschäft Turnschuhe, die nach rund einem Jahr ein durchgängiges Loch in mindestens einer der beiden Sohlen haben? Ich hate das nicht für normal.
Gediegene Dinge verlangen nach Sachkenntnis, gutenMaterialien und solider Arbeit. Derlei geht nicht in Masse. Und das kostet. Handarbeit kündet von einer anderen Welt. Sie umgibt uns mit Gegenständen, die Dauer entwickeln dürfen, die durch Gerbrauchspuren nicht unbrauchbar werden, die womöglich in ihrer Art Unikate sind, also sehr individuelle Gegenstände.
Handwerk. Das ist zum Beispiel die Sache der Gleisdorferin Ida Kreutzer. Da sie mittlerweile in Wien lebt, laufen wir uns nur mehr selten über den Weg, wobei Gleisdorf am Samstag vormittag so gesellig ist, daß man da leicht Menschen begegnen kann, die man sonst kaum trifft.
Ida hat bei einigen Kulturveranstaltungen als Experimentalbäckerin fungiert, verbringt aber ihre Zeit hauptsächlich mit konsequenter Handarbeit. Siehe: http://www.madebyida.com/
Sie ahnen schon, was als Einpersonen-Unternehmen läuft und von einer Manufaktur handelt, beinhaltet keine Wege zu Reichtum. Was ist es also, daß jemand diesen Modus lebt? Es gibt ein Bedürfnis, das menschlicher Kultur seit jeher zugrunde liegt und das gerade im Handwerk eine spezielle Rolle spielt, wie es bei Massenfertigung undenkbar wäre: Eine Sache um ihrer selbst willen gut machen.
Denken Sie nicht, das sei eine antiquierte Vorstellung. Es ist vielmehr und sehr wahrscheinlich unsere Zukunft, wenn wir nicht im Ramsch ersticken wollen und wenn auch Dinge der Alltagsorganisation uns gelegentlich Freude machen sollen.
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