Obstanbau
Der Kampf um die nächste Generation

Ursula Reiter kann sich trotz erschwerter Bedingungen keinen schöneren Beruf vorstellen. | Foto: privat
5Bilder
  • Ursula Reiter kann sich trotz erschwerter Bedingungen keinen schöneren Beruf vorstellen.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Nina Chibici

Die Eisheiligen stehen vor der Tür und stellen die Obstbauern der Region vor so manche Herausforderung. Die sie aber kennen. Denn damit kann man rechnen. Nicht so mit den Wetterkapriolen, die sich in den letzten Jahren gehäuft haben und so manchen Obstbauern an die Grenzen der Existenz bringen. Dass es aber noch immer sehr schön ist, Obstbäuerin zu sein, durften wir von der Bezirksbäuerin erfahren.

WEIZ/GLEISDORF. So richtig Frühlingscharakter kriegt's im Bezirk Weiz ja erst, wenn die vielen Apfelbäume in strahlendem Weiß erblühen. Auch ein bisschen rosig sind sie. Ganz im Gegensatz zu den Zeiten für die Obstbauern der Region. Diese sehen sich immer größeren Herausforderungen gegenüber, welche oft nur mehr mit erheblichem finanziellen Aufwand zu bewältigen sind. Kein Wunder, dass da gerade die jüngeren Generationen dem Obstbau den Rücken zukehren. Die Plantagen zum Teil auch schon verschwinden. "Das erkennt man mittlerweile im Landschaftsbild", sagt Sepp Wumbauer, Obmann der Bezirkskammer Weiz. Für uns ist das Grund genug, ein bisschen genauer hinzuschauen. Das haben wir mit Bezirksbäuerin und Obstbäuerin aus Leidenschaft Ursula Reiter gemacht und mit ihr über die derzeitige Situation gesprochen. 

Teuer, aber gut: Die wirksamste Maßnahme, um die Obstkulturen zu schützen, ist eine Frostschutz-Beregnungsanlage. | Foto: Wolfgang Mazelle
  • Teuer, aber gut: Die wirksamste Maßnahme, um die Obstkulturen zu schützen, ist eine Frostschutz-Beregnungsanlage.
  • Foto: Wolfgang Mazelle
  • hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt

"Einige Blüten sind noch da", sagt Ursula Reiter während sie auf ihrer Terrasse steht und so auf ihre Obstbäume schaut. "Es ist also immer noch kritisch. Und der Frost kann jederzeit kommen." In einer Region, die seit Jahrzehnten für ihren Obstbau bekannt ist, hat sich die Arbeit der Bauern dramatisch verändert. Frost, Dürre und Klimaschwankungen machen die Ernte zunehmend zu einem Spiel mit der Natur. Mit den Herausforderungen, die die Eisheiligen, die vor der Tür stehen, mit sich bringen, weiß man sich zu helfen. Schließlich kann man mit ihnen rechnen. Nicht so mit den Wetterkapriolen der letzten Jahre. "Seit 2016 müssen wir seelisch jedes Jahr darauf vorbereitet sein, dass Frostschäden kommen können", sagt Reiter und meint auch: "Wir haben die Heizöfen noch nicht weggeräumt".

Der Frühling 2025 war für die Obstbauern in Weiz ein Drahtseilakt. Schon im März und rund um Ostern mussten sie gegen Frostnächte kämpfen. "Wer alles unternommen hat, seine Anlagen zu schützen, der konnte die Ernte retten", erzählt die Obstbäuerin. Auf ihren Flächen kommt dabei eine Kombination aus Heizöfen für Steinobst und Frostberegnung für Äpfel und Birnen zum Einsatz. "Bei Frostberegnung wird Wasser über die Blüten gesprüht. Die Eisbildung schützt dann die empfindlichen Blüten vor Kälteschäden", erklärt sie die aufwendige Technik. Frühzeitig erhalten die Bauern Wetterwarnungen von der ZAMG und der Landwirtschaftskammer – trotzdem bleibt der Stress hoch. 

Die Apfelbauern sind für die Region von großer Bedeutung. | Foto: Fotolia/Smileus
  • Die Apfelbauern sind für die Region von großer Bedeutung.
  • Foto: Fotolia/Smileus
  • hochgeladen von Roland Wolf

Große Investitionen für eine unsichere Zukunft

Ob Heizöfen, Frostberegnungsanlagen oder Tröpfchenbewässerung – ohne große Investitionen geht heute nichts mehr. "Wir haben zum Glück schon vor zehn Jahren einen Teich für die Tröpfelbewässerung, also eine bodennahe Bewässerung, angelegt", erzählt Reiter. "Sonst hätten wir jetzt ein Problem."
Wasser wird zum entscheidenden Faktor: nicht nur gegen Frost, sondern auch gegen die zunehmende Sommerdürre. „Der Sommer wird für Äpfel immer trockener“, sagt sie. "Da hilft uns die Beregnung auch bei der Wasserversorgung."

Sepp Wumbauer, Obmann der Bezirkskammer Weiz, bestätigt: "Das Problem gibt es seit neun Jahren. Frostereignisse gefährden jedes Jahr die Ernte und damit auch die Versorgung des Marktes." Die Betriebe investieren deshalb massiv – unterstützt durch Förderprogramme des Landes. Dennoch bleibt die Lage angespannt: "Ohne Frostberegnung hat Apfelproduktion in vielen Lagen kaum mehr eine Zukunft."

Klimawandel verlangt neue Fähigkeiten

Obstbauer zu sein, ist längst kein reiner Produktionsberuf mehr. "Die Landwirte müssen sich mit dem Klimawandel auskennen, die Wettervorhersage lesen können, das ist mittlerweile ein harter Managerjob", sagt Ursula Reiter. Dazu kommt der Klimawandel, der die Arbeit immer unberechenbarer macht. "Wir leben mit der Natur. Wir nehmen, was sie uns gibt", sagt sie mit einer Mischung aus Gelassenheit und Entschlossenheit.

Die Frostberegnung half, Schäden an den Obstbaumkulturen einzudämmen. | Foto: Manfred Gsellmann
  • Die Frostberegnung half, Schäden an den Obstbaumkulturen einzudämmen.
  • Foto: Manfred Gsellmann
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Nachwuchssorgen belasten die Betriebe

Trotz aller Leidenschaft für ihren Beruf blickt Ursula Reiter mit Sorge auf die Zukunft. "Viele junge Leute entscheiden sich gegen den Obstbau", berichtet sie. Zu hoch die Investitionen, zu unsicher die Ernten, zu groß die Konkurrenz am Markt.
Auch Sepp Wumbauer sieht diese Entwicklung: "Die Nachfolgefrage ist ein großes Problem. Es fehlt oft an Motivation, weil die Bedingungen immer schwieriger werden." Dabei sei Zusammenhalt entscheidend: "Und es braucht motivierte Bäuerinnen und Bauern, jung und alt. Und gegenseitiges Lernen", betont Wumbauer.

„Immer, immer wieder“

Trotz aller Herausforderungen hat Ursula Reiter ihren Entschluss, Bäuerin zu werden, nie bereut. "Ich komme aus der Großstadt", erzählt sie. "Und das war die beste Entscheidung meines Lebens." Was sie an ihrem Beruf liebt? "Man lebt in und mit der Natur. Man gestaltet seine Zeit selbst. Und man kann aus Obst so viel machen – Säfte, Marmeladen, Direktvermarktung ab Hof." Besonders wichtig ist ihr auch der Kontakt zu den Kunden: "Wir können viele Menschen aufklären, warum regionale und saisonale Ernährung so wichtig ist. Das Verständnis dafür wächst." Die Obstbauern im Bezirk Weiz leben auf einem schmalen Grat: zwischen Wetterextremen, Marktzwängen und der Hoffnung auf eine gute Ernte. "Bis wir tatsächlich ernten, kann noch so viel passieren", sagt Ursula Reiter. "Aber egal, was kommt – ich würde diesen Beruf immer wieder wählen."

Ist es euch wichtig, Äpfel aus der Region zu kaufen?

Auch interessant:

Dem Schweinehund zeigen, wo der Barthel das Putzmittel holt
Die Stadtregierung von Gleisdorf startet in neue Periode
Laufbegeisterung quer durch die Generationen
Ursula Reiter kann sich trotz erschwerter Bedingungen keinen schöneren Beruf vorstellen. | Foto: privat
Teuer, aber gut: Die wirksamste Maßnahme, um die Obstkulturen zu schützen, ist eine Frostschutz-Beregnungsanlage. | Foto: Wolfgang Mazelle
In Frostnächten werden die Beregnungsanlagen eingeschaltet, um die Obstbäume mit einer schützenden Eisschicht zu überziehen. | Foto: Manfred Gsellmann
Die Frostberegnung half, Schäden an den Obstbaumkulturen einzudämmen. | Foto: Manfred Gsellmann
Die Apfelbauern sind für die Region von großer Bedeutung. | Foto: Fotolia/Smileus
Push- und WhatsApp-Neuigkeiten aufs Handy
MeinBezirk auf Facebook und Instagram folgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren
Anzeige

Vorbestell-Service
Festtagsfleisch bei PENNY vorbestellen

Damit zu den Feiertagen alles perfekt gelingt, können Kund:innen ihr Lieblingsfleisch bei PENNY jetzt ganz bequem online vorbestellen und in der Lieblingsfiliale abholen. Für den perfekten Zuschnitt und die ideale Würzung sorgen die erfahrenen Fleischhauer:innen. Vorbestellen einfach gemacht: Damit die Festtage stressfrei beginnen, bietet PENNY die Möglichkeit, mit nur wenigen Klicks unter penny.at/vorbestellen seine Wunschfleischstücke online vorzubestellen und diese anschließend in der...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.