Hilfe auf der Straße
Streetworker sind für Jugendliche einfach da, in allen Lebenslagen

Mareike Schnepf und Sarah Weber sind Streetworkerinnen in der Region Weiz. | Foto: Jugendsozialarbeit Weiz
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  • Mareike Schnepf und Sarah Weber sind Streetworkerinnen in der Region Weiz.
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Streetworkerinnen und Streetworker sind Ansprechpersonen für Jugendliche in allen möglichen Lebenssituationen. Wie so ein Alltag ausschaut und wie man sich das Tätigkeitsfeld überhaupt vorstellen kann, erzählt Sarah Weber, Projektleiterin der Schulsozialarbeit im Bezirk Weiz, der offenen Jugendarbeit, vom Jugendraum Birkfeld, sowie Teamleiterin der mobilen Jugendarbeit, und Streetworkerin in Weiz im Gespräch mit MeinBezirk.at.

  • MeinBezirk.at: Was macht man als Streetworker:in? Wie kann man sich da einen Arbeitstag vorstellen?

Sarah Weber: Streetworkerinnen und Streeworker sind Ansprechpersonen für Jugendliche und junge Erwachsene in allen Lebenslagen und in allen Themenbereichen. Wir sind einerseits direkt mit Jugendlichen in Kontakt, um Gespräche zu führen oder sie irgendwohin zu begleiten, andererseits sind wir unterwegs in der Region und treffen Jugendliche in Parks, Skateparks und überall dort, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten. Vormittags sind wir regelmäßig mit Workshops in Schulen, Bildungseinrichtungen aber auch Lehrbetrieben unterwegs und arbeiten mit den Jugendlichen zum Beispiel zum Thema Sucht. Kein Arbeitstag ist wie der andere, kommt immer darauf an wie viele Gespräche (auch spontan) stattfinden.

  • Für welche Altersgruppe seid ihr vorwiegend da?

Wir sind für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 – 27 Jahren da. Aber bei uns gibt’s keine Ausweiskontrolle.

  • Kann man sich auch als Elternteil bei euch melden?

Wir sind grundsätzlich ein Angebot für Jugendliche/junge Erwachsene. Es kommt aber immer wieder vor, dass Eltern sich bei uns melden, um sich Tipps zu holen oder Hintergründe von Verhaltensweisen besser verstehen zu können – da unterstützen wir dann natürlich gerne, auch indem wir den Eltern dann passende Einrichtungen vermitteln. Man darf sich auch als Elternteil bei uns melden, wenn man nicht weiß, wohin man sich sonst wenden könnte.

Für andere da sein und einfach zuhören, ohne Vorurteile ist sehr wichtig bei der Arbeit mit jungen Menschen. | Foto: pixabay.com
  • Für andere da sein und einfach zuhören, ohne Vorurteile ist sehr wichtig bei der Arbeit mit jungen Menschen.
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  • Wobei helft ihr den Jugendlichen?

Wichtig ist, dass es im Streetwork keine Tabuthemen gibt und die Jugendlichen/jungen Erwachsenen ihre Ziele selbst bestimmen. Wir sind genau dafür da, dass man über alles reden kann, auch über Dinge, über die man sich sonst mit niemandem reden traut oder will. Unsere Grundprinzipien in der Arbeit sind Anonymität und Verschwiegenheit, was mit uns besprochen wird bleibt immer unter uns – solange kein Leben in Gefahr ist.

Ein sehr großes Thema in unseren Beratungen sind psychische Belastungen, die sich in depressiven Phasen oder auch Angstgefühlen äußern können, aber auch selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken kommen häufig vor. Jugendliche sind viel Druck ausgesetzt, von vielen Seiten gibt es Erwartungen an sie – wir unterstützen dabei Wege zu finden, mit diesen Anforderungen und den dazu kommenden Herausforderungen des Erwachsenwerdens umzugehen.

Auch zwischenmenschliche Konflikte, Streitmit Erziehungsberechtigten oder im Freundeskreis, Trennungen und herausfordernde (Paar-)Beziehungen können belastend sein. Dazu kommt auch noch das Thema Schule oder Job. Aber auch Sexualität und Gender, Wohnungslosigkeit bzw. finanzielle Angelegenheiten, Gesundheitsthemen bis hin zu Sucht und Substanzkonsum finden ihren Platz in den Gesprächen.

  • Wie greift ihr den Jugendlichen unter die Arme?

Wie wir helfen bzw. unterstützen richtet sich danach, was die Personen möchten und brauchen. Manchmal reicht es, wenn wir zuhören und da sind, ein anderes Mal arbeiten wir ganz intensiv an Lösungen und Möglichkeiten, die die Jugendlichen näher an eine Lösung ihrer Herausforderungen bringen. Wieder andere begleiten wir in andere Einrichtungen (Psychotherapeuten, Suchtberatungsstellen, …) oder wir begleiten sie zu schwierigen Terminen wie polizeiliche Einvernahmen oder Arzttermine. Das kann sich auch alles abwechseln, grad am Anfang geht es ja auch viel um Vertrauensaufbau, bevor man sich uns anvertraut.

  • In der Steiermark wird derzeit auch von einem massiven Anstieg an Drogenkonsum und -verteilung gesprochen. Ist das auch bei euch spürbar?

Da wir eine vom Gesundheitsfonds Steiermark geförderte Suchtpräventions- und Suchthilfestelle sind und mit vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen über diese Themen sprechen – aber auch mit anderen Suchthilfeeinrichtungen vernetzt sind, sehen wir diese Entwicklung natürlich auch. Es ist wichtig, dass diese Themen bei uns landen – da gehören sie nämlich hin. Es ist aus unserer Sicht besonders wichtig, dass Jugendliche sich an Erwachsene (noch dazu Fachkräfte) wenden können, um über ihr Konsumverhalten und ihre Konsumerfahrungen sprechen zu können, aber auch Informationen über Auswirkungen zu erhalten. In den Workshops in Schulen/Lehrbetrieben/Bildungseinrichtungen geht es viel um Suchtentstehung und um Konsumkompetenz. Es geht darum, Wissen und Handlungsoptionen zu vermitteln, auf Basis derer entschieden wird ob und wie viel man konsumiert und wann der Punkt ist, an dem man Hilfe für sich oder Freunde holen sollte.

  • Gibt es Suchtmittel die derzeit besonders „gefragt“ oder im Umlauf sind? zB. diese Nikotinpäckchen?

Nic-Bags und Vapes werden seit einiger Zeit, auch schon bei 12-13 jährigen, häufig konsumiert, Alkohol nimmt auch einen großen Stellenwert ein aber auch illegale Substanzen, im speziellen Cannabis, XTC und Kokain werden konsumiert. Das ist kein Großstadt-Thema mehr.

Streetworker unterstützen bei Substanzmissbrauch. | Foto: pixabay.com
  • Streetworker unterstützen bei Substanzmissbrauch.
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  • Wie geht es den Jugendlichen in den Ferien/im Sommer?

Die Schule, die für viele eine besondere Belastung darstellt, fällt weg, das führt oft zu einer Entspannung. Gleichzeitig verbringen Jugendliche mehr Zeit mit Freunden und auf Partys bzw. allgemein damit, unterwegs zu sein. Damit steigen Konflikte an, aber auch Berührungspunkte mit Suchtmitteln. Es ist also schwierig zu beantworten, wie es den Jugendlichen geht – das sind einfach zu viele um so eine Frage übergeordnet zu beantworten. Jede Lebensphase und Jahreszeit hat seine eigenen Problemstellungen, die gemeistert werden wollen, deshalb ist Streetwork auch das ganze Jahr über für Jugendliche erreichbar.

  • Gibt es Themen, die junge Menschen derzeit besonders beschäftigen?

Psychische Gesundheit wird seit ein paar Jahren enttabuisiert, glücklicherweise traut man sich mittlerweile häufiger über mentale Gesundheit zu sprechen, die Sensibilität hat zugenommen und man muss sich damit nicht mehr verstecken. Es gibt auch ein größeres Bewusstsein darüber, dass man mit Hilfe psychische Herausforderungen meistern kann, deshalb melden sich auch mehr Jugendliche mit diesen Themen bei der Jugendsozialarbeit. Die letzten Jahre und die aktuellen Geschehnisse in der Welt führen aber auch zu einem merklichen Anstieg psychischer Belastungen im Jugendalter.

Die Verfügbarkeit und der Umgang der Gesellschaft sowie die teilweise diskutierte Legalisierung von Suchtmitteln beschäftigt auch Jugendliche und hat einen Einfluss auf jugendliches Konsumverhalten. Dazu gibt es viele Diskussionen untereinander aber auch mit uns. Zukunftsgestaltung beschäftigt Jugendliche selbstverständlich auch, da stehen sich die richtige Ausbildung/den richtigen Job zu finden und die teilweise beängstigenden Entwicklungen der Welt gegenüber, was sogar zu Existenzängsten Jugendlicher führt.

  • Wie bewältigen Jugendliche ihre Probleme?

Das ist so unterschiedlich, wie Jugendliche selbst. Jedem und jeder hilft etwas anderes, wir versuchen in den Gesprächen und auch in den Workshops, hilfreiche Bewältigungsmechanismen zu finden und zu sammeln. Wir ermutigen sie beispielsweise, sich irgendwo aufzuschreiben, was alles hilfreich sein kann, um in einer problematischen Phase darauf zurückgreifen zu können und sich überhaupt mal ganz bewusst darüber Gedanken zu machen. Jugendliche können aber meist doch einiges nennen, was ihnen hilft. Das reicht von Musik hören über Sport bis hin zu Zeit mit Freunden verbringen oder feiern gehen, aber auch Gespräche mit Fachkräften in Beratungsstellen wie eben unter anderem mit uns. In Einzelgesprächen erarbeiten wir gemeinsam Strategien zur Bewältigung.

  • Wie merkt man als Elternteil/Familie/Freund, dass es Probleme gibt?

Verhaltensweisen, die in Extreme abschweifen können auf Probleme hindeuten. Sozialer Rückzug, das Aufgeben von Hobbys oder Freundeskreisen aber auch, wenn man nur mehr unterwegs ist und keine Zeit mehr nutzt, um herunterzufahren/zu entspannen. Aber da Jugendliche sich ausprobieren und verschiedene Entwicklungsphasen durchleben, gibt es hier keine allgemein gültigen Hinweise.

  • Wie kann man als Elternteil/Familie/Freund helfen, wenn einem etwas merkwürdig vorkommt?

Gesprächsbereit zu sein und sich für die Themen der Jugendlichen zu interessieren, ist eine ganz wichtige Grundhaltung und erleichtert den Jugendlichen, Probleme anzusprechen. Für viele ist es auch hilfreich, direkt nachzufragen oder anzusprechen, dass man sich Sorgen macht. Dranbleiben, immer wieder aufrichtig interessiert sein, oft brauchen Menschen Zeit, bis sie sich öffnen können.

Natürlich kann man auch als Angehörige/Angehöriger oder Freund/Freundin beispielsweise mit uns Kontakt aufnehmen, um für sich selbst Wege zu finden, mit Situationen umzugehen oder diese auch anzusprechen.

Kontakt zu den Streetworkern im Bezirk Weiz

Region Weiz Mitte – Nord (Pischelsdorf + St. Ruprecht nordwärts):
Sarah Weber, Tel.: 0664 24 66 847

Mareike Schnepf, Tel.: 0664 24 66 848
Instagram: streetworkweiz
Büro: Mühlgasse 16, 8160 Weiz
Offenes Büro immer Dienstag 15 – 17 Uhr und Donnerstag 16 – 18 Uhr

Im Raum Gleisdorf:

Andrea Krammer, Tel.: 0664 602 601 416

Gilbert Vucsina, Tel.: 0664 602 601 417

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