Politische Kultur
Partei. Tag. Reden.

Ich wußte bisher nicht, daß sich Mitglieder der FPÖ mit dem Bergmannsgruß „Glück auf!“ bedenken, wie das Herbert Kickl beim 2019er Parteitag in Graz getan hat. Ich wußte auch nicht, daß er als Redner Hace Strache nicht einmal annähernd das Wasser reichen kann.

Es war mir ferner unklar, daß Kickl als Redenscheiber in eigener Sache nichts taugt, denn mit Pointen aus seiner Parteitags-Rede würde man ihn vermutlich sogar beim Villacher Fasching auspfeifen. Das hat etwas rührend Aufschlußreiches. Bevor Kickl als Politiker in das Licht der Öffentlichkeit drängte, wurde er uns durch harte Slogans bekannt.

Besonders populär war sein „Daham statt Islam“. Zu Kickls „Abendland in Christenhand“ denken wir natürlich spontan an das große Kreuz, das vor unserem Parlament steht. Ah, nein, Moment! Da steht kein Kreuz, sondern Pallas Athene. Es ist also eigentlich ein hellenisches Abendland, in dem sich selbst exponierte Christen in ihrem Denken leidenschaftlich an griechischer Philosophie geschult haben.

Das könnte Kickl freilich wissen, da er in Wien einerseits das Studium der Publizistik und Politikwissenschaft, andrerseits das der Philosophie und Geschichte erfolgreich abgebrochen hat. Wie sehr hatte etwa Thomas von Aquin darum gerungen, die Kirche mit Aristoteles zu versöhnen.

Es war ein mühevoller Prozeß, jene geistige Agonie zu überwinden, die Europa der Amtskirche über einige Jahrhunderte danken durfte. Männer wie Thomas hatten reichlich zu tun, das wenigstens halbwegs in Ordnung zu bringen. Ansonsten wären wir auch noch über das Mittelalter hinaus auf die arabischen Gelehrten, auf Köpfe wie Ibn Ruschd angewiesen geblieben. Genauer: Abū l-Walīd Muhammad ibn Ahmad Ibn Ruschd, dem „Christenhand“ sehr viel verdankt.

Christen, wie Kickl sie offenbar meint, sind aber schon mit der Orthodoxie mehr als überfordert. Was da heute an Ökumene stattfindet, scheint mir kaum der Rede wert. Dabei ist das ein kulturelles Erbe Ostroms. Byzanz bestand damals noch lange als Imperium Romanum, da Westrom längst in die Tonne der Geschichte getreten worden war. (Jenes Imperium Romanum, von dem Adolf Hitler seine Phantasie eines Dritten Reiches hergeleitet hatte.)

Gar so christlich (im Sinn von katholisch) ist dann dieses Abendland gar nicht, auch wenn die Protestanten dazugerechnet würden und die jüdischen Leute sowieso grundlegend dabei sind. Ich erwarte von einem Haudegen wie Kickl nicht, daß er solche kulturellen Details zusammendenkt, denn er hat sich erkennbar für ein Haudrauf-Business entschieden. Da stören Nuancen bloß. Ja, selbst eine fundierte Kenntnis der Geschichte Europas wäre ärgerlich.

Es war für mich bewegend, wie er in seiner Rede seinem Parteichef Hofer die Schuhe küßte, die politische Konkurrenz ausnahmslos unter der Gürtellinie angriff, während draußen in den Straßen Poster angebracht sind, auf denen die FPÖ fleht: „Koalition für unsere Heimat fortsetzen“.

An wen mag dieser Appell gerichtet sein? Koalition? Fortsetzen? Also ist die ÖVP gemeint, die sich augenblicklich nicht überzeugt zeigt, Kickl sei Österreichs BIMAZ, also „Bester InnenMinister aller Zeiten“. Gut, wir werden bald mehr wissen.

Derweil schau ich mir weiter die Augen danach aus, ob diese Leute einmal mit seriösen Aussagen über Österreichs und Europas Kultur wie Geschichte ankommen. Den ganzen Rest an Widersprüchen werden hier in der Oststeiermark die (überwiegend) ÖVP-Bürgermeister und Bürgermeisterinnen ihrem Klientel erklären müssen, was kein leichter Job ist.

+) Übersicht: Zur steirischen Politik

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