TIP Kirta
Boomer, Teil 2
Wenn bloß kein Regen kommt, dann wird sich die Arbeit gelohnt haben. Das war von mehreren Seiten zu hören. Der Regen kam dann zwar, spät nachts, aber das ließ den Trubel längst nicht abklingen.
Ich hatte noch eine Weile versucht, unter einem Schirm halbwegs trocken zu bleiben, was mißlang. Also stand ich bald mit dem nächsten vorzüglich kalten Bier da, als wäre ich eben aus einem Tauchbecken gestiegen. Immerhin hatte das Wasser - dank meiner Sandalen - kein Problem, wieder ungehindert abzufließen.
Es ist sicher mehr als 50 Jahre her, daß ich zuletzt als Kind so vergnügt und ausdauernd im Regen gestanden hatte. Das ergab sich unter anderem durch eine intensive Plauderei mit Kulturreferent Karl Bauer und überdies mit dem interessanten Mitarbeiter eines regionalen Industriebetriebs, von dem ich hier noch erzählen werden.
Stellen Sie sich das so vor: wir kamen von der Ferdinandeischen Bergordnung (16. Jhdt.) über die Erste Industrielle Revolution (18. und 19. Jhdt.) zu Sir Karl Popper (20. Jhdt.). Und zwar mühelos. Gut, zugegeben, das ist nicht gerade Small Talk. Aber pardon! Wenn wir über Kultur und Wirtschaft reden, selbst wenn ich dabei nicht mehr nüchtern bin, muß das eine Dimension und einen Hintergrund haben, sonst wäre es bloß Geschwätzigkeit.
Popkultur
Keine Sorge! Es läuft auch anders. Ich bin ja ein Kind der Popkultur. Sowas ergibt manchmal kuriose Schnittpunkte. Als ich Franz Unger und seine Steffi traf, hockten wir kurz bei einem Drink zusammen. Den Franz kenne ich aus jenen Jahren, wo er und mein Sohn Gabriel noch ziemliche Düsen gewesen sind und ihre Körper von Mal zu Mal mehr Bilder gestochen bekamen.
Als hinter meinem Rücken die ersten Takte eines nächsten Songs erklangen, sagte ich: „Ah! Proud Mary!“ Boomer-Kram, dachte ich. (Tausend Intros in meinem Kopf.) Aber Steffi, grade halb so alt wie ich, sang ab der ersten Strophe bis zum Ende mit. Manchmal ist einfach alles im Fluß.
So eine Nacht hat freilich Rahmenbedingungen. Da sind eine Menge Handgriffe, die erfolgen müssen, damit sich das Fest ereignen kann. All die Plaudereien, die ich als Zaungast haben kann, die mir Freude machen. Das Leben der Anderen. Die Praxis des Kontrastet.
Das heißt: stellenweise jene von der Arbeit abhalten, welche hier die nötigen Jobs machen. Zum Beispiel auf ein Bier mit Thomas Hadolt („Laurenzibräu“). Einer, den ich noch nie hab klagen gehört. Packt überall an. Boss sein, das heißt für Hadolt: alles, was für den Laden erledigt werden muß, kann und macht er auch. „Ich bin mir da für nichts zu schade.“ Das Team muß zusammengehalten werden. Wenn es wo klemmt, bedarf das einer sofortigen Reaktion.
Da zählen keine Worte, sondern Taten. Zugegeben, mich macht das etwas schwindelig, was er in Summe abarbeitete, während unser Gespräch immer noch andauerte. (Würde ich nicht schaffen.) Und wie ich selbst zu Hause noch deutlich hören konnte, der Regen hat all das nicht abgebrochen, nicht verstummen lassen. Menschen brauchen Feste! (Fortsetzung)
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